Tausende Syrer sind vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land in die Nachbarländer geflüchtet.
Tausende Syrer sind vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land in die Nachbarländer geflüchtet.
In der Erzdiözese Wien werden Wohnungen für syrische Flüchtlinge gesucht. Eine Familie hat eine Herberge in Mödling gefunden.
Aufgrund der anhaltend dramatischen Situation in Syrien erhöhte im Juni Österreich das Kontingent der syrischen Flüchtlinge im Rahmen der bereits laufenden humanitären Aktion um 1000 zusätzliche Plätze. Zielgruppe sind vor allem bedrohte Frauen, schutzbedürftige Familien mit Kindern und verfolgte Minderheiten wie Christen.
Eine Familie hat Zuflucht in Vorderbrühl, einem Ortsteil von Mödling, gefunden, im Haus Bethlehem auf dem Grundstück der Trinitarierschwestern. Eine Frau und ihre drei Kinder, deren Mann und Vater auf tragische Weise ermordet wurde, waren selbst gefährdet und sind von Aleppo in den Libanon geflohen. Im Nachbarland angelangt, haben ihnen kirchliche Stellen weiter geholfen. Diese haben auch mit der Erzdiözese Wien Kontakt aufgenommen, und nach einigen Wochen hat die Familie erfahren, dass sie als anerkannte Flüchtlinge nach Österreich einreisen darf.
Die Mutter einer Tochter und zweier Söhne ist sehr glücklich, dass sie hier ist, aber sie schläft nicht sehr gut. Sie weint ständig, weil sie an ihr Schicksal und an ihre Angehörigen, Geschwister, Nachbarn denken muss. "Dass ich nun unter diesen Menschen und an diesem Platz sein darf, ist ein Geschenk und eine Gnade." Ihr größter Wunsch ist, dass ihre Kinder ihre Ausbildung in Österreich weiterführen können, dass sie etwas im Leben erreichen, dass sie in Frieden leben. Aber gleichzeitig wünscht sie sich auch Frieden in ihrem Heimatland. Ihr ältester Sohn hat die Flucht nicht vergessen, er versucht nun einfach sein Leben zu leben. Er glaubt, dass er wieder zurückgehen wird, wenn in Syrien wieder Frieden ist. "Die Jugend in Syrien lebt momentan in Umständen, die nicht sein sollten. Es ist unvorstellbar, was dort passiert. Hier ist alles gut, Gott hat uns viel zurückgegeben. Ich wünsche mir ein solches Leben für die in der Heimat Gebliebenen."
Robert Schmalzbauer von der Gemeinschaft Immaculata hatte gemeinsam mit Familie und Freunden die Idee, das seit Herbst 2013 leerstehende Häuschen der Trinitarierschwestern herzurichten und darin eine syrische Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. "Es ist eine Selbstverständlichkeit, Menschen in Not zu helfen. Das sind unsere Freunde, unsere Brüder und Schwestern, das sind Menschen, die von Gott geliebt sind. Er gibt uns auch die Liebe für diese Menschen", so Schmalzbauer.
Er richtet einen Appell an die österreichische Bevölkerung: "Ich kann nur jedem, der irgendwo ein Plätzchen hat – es kann klein und bescheiden sein, es sollte aber sauber sein und alles funktionieren – sagen, dass er Menschen aufnehmen soll. Es ist das Gebot der Stunde, Türen für Menschen zu öffnen, die wirklich Hilfe brauchen. Sie kommen nicht hierher, weil sie glauben, das ist das reiche Europa. So schön es hier ist und so dankbar sie sind, sie sind echte Flüchtlinge, sie sind wirklich in Not. Vielleicht ist es eines Tages möglich, dass sie wieder nach Hause fahren können."
Kardinal Christoph Schönborn hat bereits im September gemeinsam mit Caritas-Präsident Michael Landau per Brief alle 492 niederösterreichischen Pfarren der Erzdiözese Wien dringend gebeten, den Flüchtlingen durch die Suche nach bzw. Zurverfügungstellung von geeignetem Wohnraum zu helfen.
"Unser Anliegen ist es, für diese Menschen Wohnmöglichkeiten zu finden, wo sie auf Dauer leben können", sagt Rainald Tippow, Leiter der PfarrCaritas der Erzdiözese Wien. "Denn syrische Flüchtlinge bekommen einen besonderen Rechtsstatus, das heißt, sie sind nicht den langwierigen Asylverfahren unterworfen, sondern das österreichische Gesetz sagt: Diese Personen werden, wenn sie aus Syrien kommen, auch ohne Prüfung aufgrund der bekannten Bürgerkriegssituation hier als Flüchtlinge anerkannt. Anerkennung bedeutet: Sie sind sozial abgesichert."
Für diese Personen sucht nun die Erzdiözese Wohnungen, es sind in aller Regel größere Familien, d.h. ideal wären Wohnungen über 70 Quadratmeter. "Wenn eine Pfarre eine kleinere hat, sind wir auch gerne bereit, sie anzuschauen, und sind froh über das Angebot, weil wir möglicherweise andere anerkannte Flüchtlinge in diesen Wohnungen ansiedeln können. Dafür bekommen wir Kapazitäten in unseren Flüchtlingseinrichtungen frei", so Tippow. Es seien prinzipiell Wohnungen jeglicher Art bevorzugt, größere Wohnungen, wenn es um syrische Familien geht. "Wir würden sie eventuell in Startwohnungen umwandeln, das Ziel wäre, Personen, die bereits im Rahmen unserer Betreuung ‚das Gehen gelernt haben‘, eine Möglichkeit zu geben, einen Schritt weiterzugehen."
Es gehe um längerfristige Mietverhältnisse und auch um das Denken in Alternativen, wenn die Wohnung zu klein für die Familie wird. "Wichtig ist uns der Bereich 'Miete'. Die Betroffenen können Miete zahlen, sie sollen auch Miete zahlen, aus dem einfachen Grund, weil Wohnen in Österreich etwas kostet und jemand, der auf Dauer hier bleiben soll, soll möglichst von Anfang an lernen, wie das hier aussieht."
Es sei natürlich ein Appell an viele Menschen. "Wir haben zunächst an Pfarren geschrieben, weil wir sagen: 'Als Kirche sind wir aufgerufen.' Es ist großartig, was Pfarren schon immer geleistet haben. Pfarren haben tausende Menschen in der Bosnienkrise untergebracht, sie geben heute tausende Essen aus, machen tausende Beratungsgespräche, begleiten viele Menschen in allen möglichen Situationen.
"Gerade in der derzeitigen Umstruktierungsphase hätten viele gesagt: "Wir diskutieren ständig darüber, wie wir unsere Kirche erhalten können, und in der Wahl zwischen Mensch und Stein ist das Evangelium ganz eindeutig auf der Seite des Menschen. Wir können doch nicht in einem reichen Land unsere Strukturen retten, während derzeit so viele Menschen auf der Flucht sind wie seit 70 Jahren nicht mehr", berichtet Rainald Tippow.
Wer ein Wohnungsangebot hat, meldet sich einfach bei Barbara Filek, die bei der PfarrCaritas für das Projekt zuständig: barbara.filek@caritas-wien.at oder 01/51 552-3647.
Spendenkonto der Caritas PSK
IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004
BIC: OPSKATWW
Kennwort: Hungerhilfe
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