Fünf Verbände und Hilfsorganisationen - Caritas, Dachverband Hospiz, Rotes Kreuz, Palliativgesellschaft und Vinzenzgruppe - haben in einem gemeinsamen Statement Forderungen an die Politik zum Thema Hospiz und Palliative Care formuliert.
Fünf Verbände und Hilfsorganisationen - Caritas, Dachverband Hospiz, Rotes Kreuz, Palliativgesellschaft und Vinzenzgruppe - haben in einem gemeinsamen Statement Forderungen an die Politik zum Thema Hospiz und Palliative Care formuliert.
Dachverband Hospiz, Caritas, Rotes Kreuz, Palliativgesellschaft und Vinzenzgruppe stellen gemeinsame Forderungen an Politik.
Fünf Verbände und Hilfsorganisationen - Caritas, Dachverband Hospiz, Rotes Kreuz, Palliativgesellschaft und Vinzenzgruppe - haben in einem gemeinsamen Statement Forderungen an die Politik zum Thema Hospiz und Palliative Care formuliert. Für diesen Bereich sei Rechtsanspruch und ausreichende Finanzierung dringend nötig, heißt es in dem am Donnerstag, 9. Oktober 2014 in Wien präsentierten Dokument.
Darin wird auch für die Beibehaltung der gegenwärtigen Gesetzeslage votiert. "Eine Legalisierung von Tötung auf Verlangen oder der Beihilfe zur Selbsttötung wird entschieden abgelehnt", erklärte Dachverbands-Präsidentin Waltraud Klasnic. Das gemeinsame Auftreten der Organisationen kurz vor dem weltweiten Hospiz- und Palliativtag am 11. Oktober begründete Klasnic mit der jüngsten Sitzung der Bioethikkommission und baldigen Parlamentsenquete zum Thema "Würde am Ende des Lebens". Die Organisationen wollten "das Parlament unterstützen und bestimmte Entscheidungen mittragen und empfehlen". Vor allem geht es ihnen um die bundesweit flächendeckende Umsetzung von Hospiz- und Palliativversorgung - "für alle Menschen jeden Alters, die sie brauchen, soll sie erreichbar, zugänglich und leistbar sein", betonte die Hospiz-Präsidentin. Erst durch einen einklagbaren Anspruch sei das Recht jedes Menschen auf würdevolles Leben und Sterben zu verwirklichen.
Caritas-Präsident Michael Landau appellierte an die Politik, weiterhin die Hospiz- und Palliativversorgung aus dem Tagesstreit heraushalten und durch Abstimmung von Bund, Ländern und Krankenversicherungen deren Finanzierung auszuverhandeln. Ausreichende Dotierung sei "nicht Frage des Könnens, sondern des Wollens". Derzeit sei dieser Bereich stark segmentiert und kaum abgesichert, mit einem vielfach "extrem hohen Spendenanteil". Landau: "Österreichs Gesundheitsversorgung ist gut, mit Ausnahme der letzten Lebensetappe. Das ist, als ob bei einem Linienflug der Pilot kurz vor der Landung aussteigt und den Passagieren zuruft: 'Das müssen Sie nun selbst machen'".
Waltraud Klasnic pochte darauf, dass die bisher nur für Palliativstationen verfügbare Regelfinanzierung für alle Hospiz- und Palliativeinrichtungen erreicht wird, wie dies bereits im aktuellen Regierungsprogramm festgeschrieben ist. Die Finanzierung müsse ohne Ablaufdatum sein - bei Palliativangeboten ist die Inanspruchnahme heute auf drei oder vier Wochen beschränkt - und auch für die Angebote aller Altersgruppen - wie Erwachsene auch Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene sowie Familien - gelten. Die nötigen Mehrkosten, "um allen Hospiz- und Palliativversorgung gewährleisten zu können, die diese wollen", schätzte die Präsidentin auf rund 70 Millionen Euro, zusätzlich zu den schon heute aufgewendeten 100 Millionen Euro.
Am Beispiel eines Schwerkranken, der wegen Schmerzen nachts nicht schlafen konnte, verdeutlichte Michael Opriesnig, stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK), wie "Hospizkultur" durch flexible Anpassung von Abläufen umzusetzen ist. "In einer Palliativstation im Spital kann darauf Rücksicht genommen werden, indem man den Patienten länger schlafen lässt oder das Frühstück später bringt." Hospiz und Palliative Care müssten in alle Einrichtungen des Gesundheitswesens integriert werden, "auch in Senioren- und Pflegeheime, Tageseinrichtungen, Krankenhäuser sowie zuhause, wenn der Patient dort gepflegt wird", so Opriesnig.
Eine Ausbildung von Fachärzten für Palliativmedizin forderte Harald Retschitzegger, Präsident der österreichischen Palliativgesellschaft. Derzeit gebe es in Österreich nur zwei Masterlehrgänge, die in Großbritannien seit 1987 existierende praktische Facharztausbildung fehle aber. Vermittelt werden könnten darin vor allem "Wissen, Fertigkeiten und Haltung" - um neben Symptomlinderung dem Patienten am Lebensende auch als Arzt mit "achtsamer Zuwendung und Empathie" kompetent zu begegnen. Qualifikation - "interdisziplinär und multiprofessionell" - sei für alle Beteiligte an der Betreuung wichtig. In 20 Jahren Palliativmedizin habe er bisher "nie die Möglichkeit der Freigabe von Tötung auf Verlangen vermisst", betonte Retschitzegger. Wo Autonomie eingefordert werde, entspringe dies meist aus Angst der Betroffenen, Dinge könnten gegen ihren Willen passieren. "Diese Angst können wir ihnen nehmen, wenn wir mit ihnen sprechen, ihnen zuhören, ihnen zusagen, dass wir nichts tun werden, was sie nicht wollen", so Retschitzegger. Tatsächliche Gefahren für die Selbstbestimmung seien vielmehr "ökonomisch motivierte Übertherapie, unzureichende Pflege und Unterstützung sowie unzureichende Palliativkompetenz und -Versorgung".
Anna Parr von der Geschäftsleitung der Vinzenz-Gruppe wies auf längst existierende Formen von Autonomie für Patienten hin, die jedoch kaum bekannt seien und auch wenig in Anspruch genommen würden. Für eine bessere Nutzung von Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Vertretungsbefugnis seien mehr Beratungsangebote, leichter verständliche Informationen, eine Aufklärungskampagne und auch Förderung der Beratung für Menschen mit niedrigem Einkommen nötig. Zudem sprach sich die Expertin für Bemühungen aus, Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten personenbezogen ab 2017 in ELGA zu integrieren und somit allen behandelnden Ärzten verfügbar zu machen.