Frühere Ordens- und Pfarrkirche der Beschuhten Karmeliten wird am 7. Dezember 9.30 Uhr in Anwesenheit von Kardinal Schönborn an Metropolit Mar Dionysios übergeben. Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. nimmt teil und leitet feierliche Pontifikalliturgie.
Der syrisch-orthodoxe Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. stattet derzeit Österreich einen ersten Pastoralbesuch ab. Zentralereignis des Pastoralbesuchs ist die Übergabe der bisher katholischen Kirche Maria vom Berge Karmel in Wien-Favoriten an die syrisch-orthodoxe Kirche. Begleitet wird der Patriarch von dem für Österreich und die Schweiz zuständigen syrisch-orthodoxen Metropoliten Mar Dionysios Isa Gürbüz.
Die frühere Ordens- und Pfarrkirche der Beschuhten Karmeliten wird am Sonntag, 7. Dezember, um 9.30 Uhr in Anwesenheit von Kardinal Christoph Schönborn an Metropolit Mar Dionysios übergeben, Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. wird um 10 Uhr die feierliche Pontifikalliturgie zelebrieren. Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Superintendent Lothar Pöll, überbringt die Grüße der christlichen Kirchen.
Im Rahmen der Pontifikalliturgie wird eine Gedenktafel für die Märtyrer der syrisch-orthodoxen Kirche während der Christenverfolgung im Osmanischen Reich ab 1915 enthüllt.
Der syrisch-orthodoxe Patriarch trifft im Rahmen seines Österreichbesuchs auch mit Bundespräsident Heinz Fischer und mit Kardinal Christoph Schönborn zusammen. Er wird weiters die drei Wiener syrisch-orthodoxen Gemeinden besuchen und intensive Gespräche mit den Priestern und Laienvertretern dieser Gemeinden führen, die durch die Emigrations- und Fluchtbewegung aus dem Nahen Osten ständig wachsen.
Die bisherige Karmeliterkirche wird künftig dem Heiligen Efrem (oft auch Aphrem transskribiert) geweiht sein. Der Heilige (geboren um 306 in Nusaybin/Nisibis, gestorben 373 in Urfa/Edessa) ist einer der bedeutendsten Theologen und Kirchenlehrer des frühen Christentums. Sein Erbe prägt bis heute das Leben der syrisch-orthodoxen Kirche.
Metropolit Mar Dionysios betont in einem Schreiben an die syrisch-orthodoxen Christen in Wien, dass die Türen von St. Efrem in Favoriten (Stefan Fadinger-Platz 1) für alle drei syrisch-orthodoxen Gemeinden ohne Unterschiede offen sind. Die ersten Adaptierungsarbeiten in St. Efrem sind beendet, insbesondere der Altar wurde nach den liturgischen Vorschriften der syrisch-orthodoxen Kirche gestaltet.
Das Gotteshaus war ab 1928/29 im Auftrag der Beschuhten Karmeliten errichtet worden. 1945 fiel das Gotteshaus einem alliierten Luftangriff zum Opfer. 140 Menschen, die in der Unterkirche Zuflucht gesucht hatten, kamen ums Leben. Der Wiederaufbau der Kirche dauerte bis 1966. Zu dem Gotteshaus gehören auch ein Gemeindesaal und das frühere Karmelitenkloster mit 30 Zimmern.
Die syrisch-orthodoxe Kirche ist seit mehr als 40 Jahren in Wien präsent. 1974 übergab Kardinal Franz König die alte Lainzer Pfarrkirche an die neue syrisch-orthdodoxe Gemeinde. Seither trägt auch die kleine barocke Kirche in der Lainzer Straße im 13. Bezirk den Namen St. Efrem. Mar Ignatius Aphrem II. wird bei seinem Pastoralbesuch sowohl die von Chorepiskopos Aydin geleitete Gemeinde in der Lainzer Straße als auch die von Pfarrer Sami Ücel geleitete Gemeinde St. Peter und Paul in der Galvanigasse im 21. Bezirk und die von Pfarrer Toma Alexis Kassibrahim geleitete Muttergottes-Gemeinde in Leopoldau besuchen.
Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. ist der 123. "Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient". Er wurde mit dem bürgerlichen Namen Said Karim am 3. Mai 1965 in Qamishli in Nordsyrien geboren. Er wurde 1985 zum Priester und 1996 zum Bischof geweiht.
Vor seiner Wahl zum Patriarchen war er als Metropolit syrisch-orthodoxer Patriarchalvikar für die östlichen Vereinigten Staaten. Seine Residenz war Teaneck im Bundesstaat New Jersey. In den USA begründete Mar Aphrem Karim mehr als ein Dutzend neue Pfarren. Nach nur kurzer Beratung wurde er am 31. März 2014 vom Heiligen Synod der syrisch-orthodoxen Kirche gewählt.
Schon in jungen Jahren als Mönchspriester war Aphrem Karim mit der Stiftung "Pro Oriente" verbunden. Er nahm auch an mehreren Vollversammlungen des Weltkirchenrats (1991 in Canberra, 1998 in Harare, 2006 in Porto Alegre) teil. Seine Vielsprachigkeit (Aramäisch, Arabisch, Englisch und Französisch) erleichterte dem Metropoliten dabei das Engagement im ökumenischen Dialog.
Die syrisch-orthodoxe Kirche, der rund 3,5 Millionen Gläubige angehören, ist durch ihre Tradition in besonderer Weise eine Erbin des Frühchristentums. Kennzeichnend ist etwa die Verwendung des Aramäischen, der Sprache Jesu, im Gottesdienst. Die syrisch-orthodoxe Kirche war ursprünglich im ganzen großsyrischen Raum einschließlich Palästinas, des südlichen Anatolien, der arabischen Halbinsel und Mesopotamiens, aber auch in Zentralasien verbreitet.
Ein schwerer Schlag für die syrisch-orthodoxe Kirche war ab 1915 die gezielte Verfolgung durch die vom jungtürkischen Komitee für Einheit und Fortschritt gestellte kaiserlich-osmanische Regierung. Die Verfolgungen hörten erst auf, nachdem 1923 die türkisch-französische Grenze am Gleiskörper der Bagdadbahn festgeschrieben wurde. Die Gesamtopferzahl wird mit rund 500.000 angenommen.
In manchen südanatolischen Gebieten konnten sich die Syrisch-Orthodoxen danach noch gut halten, etwa im Tur Abdin, wo es noch Ende der 1970er-Jahre mehr als 200.000 Christen gab. Die Christen im Tur Abdin gerieten aber durch den türkisch-kurdischen Konflikt, der zur Zerstörung und erzwungenen Absiedlung vieler Dörfer und Weiler führte, zwischen die Fronten. Es setzte eine massive Flucht- und Auswanderungsbewegung nach Europa und Nordamerika ein.