Der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner hat die Kritik an der Arbeit der Asylbehörden im Zusammenhang mit Langzeit-Asylverfahren erneuert.
Der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner hat die Kritik an der Arbeit der Asylbehörden im Zusammenhang mit Langzeit-Asylverfahren erneuert.
Caritas-Wien-Generalsekretär Schwertner in "Presse"-Interview auch mit scharfen Worten zum "Schlepperprozess" gegen Votivkirchen-Flüchtlinge.
Die Wiener Caritas hat ihre Kritik an der Arbeit der Asylbehörden im Zusammenhang mit Langzeit-Asylverfahren erneuert. "Man muss sich schon fragen, wie die Behörden arbeiten", sagte Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner in einem Interview für die "Presse" am Samstag, 27. Dezember 2014. Er verwies dazu auf den Fall einer jungen Frau, die bis vor Kurzem in einem Caritas-Haus gelebt habe und zehn Jahre auf ihren Asylbescheid warten musste. Schwertner: "Sie wollte als Krankenschwester arbeiten, hat nicht einmal die Ausbildung machen dürfen. Jetzt hat sie nach zehn Jahren Asyl erhalten, aus dem Grund, aus dem sie vor neun Jahren keines erhalten hat: Weil sie einer Minderheit angehört."
Unmittelbarer Anlass des Interviews war die Benutzung der Votivkirche als Asylquartier durch pakistanische Asylwerber vor fast genau zwei Jahren. Auch aus dieser Gruppe wüssten 23 Menschen bis heute nicht, wie ihr Asylverfahren enden wird, berichtete Schwertner, der damals als Pressesprecher der Caritas der Erzdiözese Wien die Flüchtlinge mitbetreute. Weitere elf Männer haben demnach einen Aufenthaltstitel bekommen. Adalat Khan, einer der Sprecher der Votivkirchen-Flüchtlinge, arbeitet mittlerweile in einem von der Caritas geführten Haus für Menschen mit Behinderung als Haustechniker.
Scharfe Worte fand Schwertner in der "Presse" auch zum sogenannten "Schlepperprozess" gegen mehrere Votivkirchen-Asylwerber, der Anfang Dezember mit - nicht rechtskräftigen - Schuldsprüchen zu Ende gegangen war. "Das waren keine Schlepperbosse, wie vom Innenministerium behauptet, es hat auch niemand Schwangere aus dem Zug geworfen oder Millionen verdient", betonte der Caritas-Generalsekretär. "Wenn Hilfeleistung wie Essen und Fahrscheine kaufen derart rasch kriminalisiert wird, dann muss man sich schon fragen, ob solche Gesetze zeitgemäß sind", so Schwertner, der im Zusammenhang mit den Verhaftungen von einer "unglaublichen Diffamierungskampagne seitens des Innenministeriums und des Bundeskriminalamtes" sprach. "Wenn wir 2014 Jahre zurückgehen, dann wären die Heiligen Drei Könige wahrscheinlich auch in Wiener Neustadt auf der Anklagebank gesessen, weil sie Geschenke mitgebracht haben."
Zur aktuellen Debatte um die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze für Asylwerber erinnerte Schwertner, dass drei Viertel der heimischen Gemeinden bis dato keinen einzigen Asylwerber beherbergen würden. "Da ist noch Luft nach oben."
Die Caritas selbst betreut nach seinen Angaben derzeit 3.100 Menschen in ihren Häusern, weitere 8.000 Flüchtlinge werden mobil betreut. Das seien in Summe 3.000 mehr als noch vor einem Jahr. "Wir müssen deswegen massiv Spendenmittel für die Grundversorgung zuschießen", sagte Schwertner. Die Tagsätze für Betreiber von Asylwerberunterkünften seien zu niedrig.