Insgesamt gebe es in Österreich "durchaus einen guten Grundwasserspiegel an Solidarität". Habe Armut ein Gesicht, sei die Bevölkerung bereit, einen Beitrag zu leisten, so Caritaspräsident Landau.
Insgesamt gebe es in Österreich "durchaus einen guten Grundwasserspiegel an Solidarität". Habe Armut ein Gesicht, sei die Bevölkerung bereit, einen Beitrag zu leisten, so Caritaspräsident Landau.
Caritas-Präsident Michael Landau wünscht sich von der Politik mehr Mut zur Bekämpfung sozialer Nöte.
Die Not von Menschen sei auch hierzulande "ein Stück Realität 365 Tage im Jahr", sagte Caritas-Präsident Landau in einem Interview für die Wochenendausgabe des "Standard" vom 27. Dezember 2014. Viele Politiker aber verweigerten über weite Strecken das Erkennen dieser Wirklichkeit, und zwar "weil man es so genau nicht wissen will", so der Caritas-Chef.
Insgesamt gebe es in Österreich "durchaus einen guten Grundwasserspiegel an Solidarität". Habe Armut ein Gesicht, sei die Bevölkerung bereit, einen Beitrag zu leisten, sagte Landau: "Manchmal würde ich mir aber wünschen, dass auch die politisch Verantwortlichen diesen Mut hätten. Aber für jemanden, der nur im Büro ist, wird Armut rasch zu einem fernen Phänomen aus Zahlen und Statistiken."
In Österreich wachse der Druck auf die Menschen an den Rändern. So habe etwa die Wiener Obdachloseneinrichtung "Gruft" der Caritas allein bis Ende November mit 106.000 warme Mahlzeiten mehr Essen ausgegeben als je zuvor, berichtete Landau: "Ein Viertel bis ein Drittel der Leute, die kommen, besitzen noch eine Wohnung - sie sind dennoch hier. Warum? Um sich aufzuwärmen oder zu essen. Das sind Signale, die uns sehr hellhörig machen müssten."
Mit Blick auf Menschen in Not müsse die Politik Vorschläge entwerfen. "Ein Neujahrsvorsatz für die Regierung könnte lauten, endlich jene Mietrechtsreform auf den Weg zu bringen, die sie schon für die Zeit vor der letzten Wahl versprochen hat", sagte Landau. Das Problem nicht leistbarer Mieten habe nämlich "längst" die Mittelschicht erreicht, betonte der Caritas-Chef. Auch die bedarfsorientierte Mindestsicherung gehöre weiterentwickelt.
Von sozialen Spannungen wie etwa in Frankreich sei Österreich noch weit entfernt, sagte Landau. Gleichzeitig verwies er auf die Demonstrationen der Pegida-Bewegung in Deutschland. Er halte Pegida für eine "hochgefährliche Bewegung", so der Caritas-Chef. Und auch in Österreich gebe es "Menschen, deren Zukunftssorgen sehr leicht kanalisiert werden können in Richtung Fremdenfeindlichkeit, in Richtung Spaltung einer Gesellschaft".