Kardinal Christoph Schönborn und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg enthüllten (2008) vor der Med-Uni Wien ein "Mahnmahl für Vertriebene".
Kardinal Christoph Schönborn und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg enthüllten (2008) vor der Med-Uni Wien ein "Mahnmahl für Vertriebene".
Interview mit Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg im "Sonntag".
Am 17. Jänner begehen die christlichen Kirchen in Österreich seit dem Jahr 2000 den „Tag des Judentums“. Was bedeutet Ihnen dieser „Tag“?
Eisenberg: Ich fand den „Tag des Judentums“ immer sehr interessant. Denn eigentlich haben die christlichen Kirchen diesen Tag beschlossen, ohne mit uns wirklich darüber zu reden. Ich bin aber nicht beleidigt, denn wir haben jetzt meist ein Treffen. In vielen Dingen sind wir uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer näher gekommen, daher ist mir dieser Tag sehr wichtig geworden.
Ist die christlich-jüdische Begegnung mehr als nur eine Sache der „Fachleute“, ohne die Basis zu erreichen?
Eisenberg: Wenn sich die Fachleute oder die höheren Geistlichen treffen, dann ist das so etwas wie ein Gipfeltreffen. Vom Gipfel, das wissen wir in Wien, kommt das reine Hochquellenwasser. Ich glaube, dass diese Inhalte der Treffen nicht nur bei den oberen Kirchen- oder Religionsvertretern verbleiben. Es muss aber von dort der Impuls kommen. Uns ist es auch wichtig, dass das herunterkommt an die Basis und dass nicht in einem Tiroler Dorf die Menschen noch immer glauben, dass die Juden den Anderl von Rinn getötet haben.
Heuer vor 50 Jahren wurde die Erklärung „Nostra aetate“ vom Konzil verabschiedet: Worin liegt Ihrer Ansicht nach die Bedeutung der Konzilsaussagen über das Judentum?
Eisenberg: Die Konzilsaussage war damals sensationell. Ein Umbruch in der Vorstellung, dass eben nicht alle damaligen Juden – und die heutigen Juden schon gar nicht – am Tod von Jesus schuld sind. Dieses Verständnis hat viel Arbeit gebraucht, auch in der Kirche, und das ist etwas, was wir ganz hoch einschätzen. Wir glauben und sehen, dass sich diese Sichtweise des Konzils verfestigt und erweitert hat und im christlichen Volk heute wirklich auch schon so gedacht und gelebt wird.
Treten Christen dem heute wieder wachsenden Antisemitismus genügend entgegen und zeigen sie Solidarität mit den jüdischen Gemeinden?
Eisenberg: Wir erfahren oft von christlicher Seite Solidaritätsbekundungen. Wir sind der Meinung, dass es nicht genügt, dass die Juden gegen den Antisemitismus sind, sondern es müssen überhaupt alle Menschen, die ein Gewissen haben, den Antisemitismus bekämpfen.
„In jedem Christen ist ein Jude, und wer seine jüdischen Wurzeln nicht anerkennt, kann kein wahrer Christ sein“, sagte Papst Franziskus wörtlich...
Eisenberg: Papst Franziskus ist für uns und die Kirche eine positive Überraschung in seiner Offenheit und seinem Eintreten für den Frieden.
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