"Als Jugendbischof schlage ich vor, dass unsere Politiker, Jugendliche fragen, ob sie es für sich selbst wünschen würden, selektierte Überlebende oder das Produkt von fremden Ei- und Samenzellen zu sein", so Weihbischof Stephan Turnovszky.
"Als Jugendbischof schlage ich vor, dass unsere Politiker, Jugendliche fragen, ob sie es für sich selbst wünschen würden, selektierte Überlebende oder das Produkt von fremden Ei- und Samenzellen zu sein", so Weihbischof Stephan Turnovszky.
Jugendbischof Stephan Turnovszky im Gespräch mit dem "Sonntag" über Fortpflanzungstechnik und Menschenwürde.
DER SONNTAG: Was stört die Kirche so sehr am Fortpflanzungsmedizingesetz?
Stephan Turnovszky: Das Gesetz gibt der Fortpflanzungsindustrie in Österreich grünes Licht für umstrittene Technologien, die die Menschenwürde verletzen: Es führt die Eizellenspende und die Präimplantationsdiagnostik (PID) ein und erweitert die Möglichkeiten für die Samenspende. Es orientiert sich nur an den Wünschen Erwachsener und lässt das Kindeswohl außer Acht.
Über all das hat es keine ausreichende öffentliche Diskussion gegeben, weil die Regierung die Begutachtungsfrist verkürzt hat. Ausgerechnet bei einem ethisch so brisanten Thema! Die Inhalte sind mit einem christlichen Menschenbild nicht vereinbar – und die Vorgangsweise der Regierung nicht mit den Erfordernissen der Demokratie.
Ist es nicht verständlich, dass man mit neuen Technologien sonst unerfüllbare Kinderwünsche erfüllen möchte?
Stephan Turnovszky: Der Wunsch nach einem Kind ist etwas Gutes – und Kinderlosigkeit kann großes Leid bedeuten. Dennoch bleibt die Frage nach dem Wie des Kinderbekommens. Eine Eizelle zu spenden kann eine Tortur sein, und sie ist nie risikolos. Natürlich wird die Armut von Frauen ausgenutzt, um sie gegen ein Entgelt zur Eizellenspende zu bewegen.
– Bei der Präimplantationsdiagnostik geht es nie darum, Kinder zu heilen, sondern darum, jene Kinder von vornherein nicht leben und sich entwickeln zu lassen, die krank sein könnten. Es ist ein Verfahren zur gezielten Auslese von erwünschtem und unerwünschtem Leben.
– Und im Fall der Samenspende für lesbische Paare: Was bedeutet es für ein Kind, zwei Mütter zu haben (die biologische und deren Lebensgefährtin), aber von vornherein keinen Vater bzw. nur einen Samenspender? Als Jugendbischof schlage ich vor, dass unsere Politiker, Jugendliche fragen, ob sie es für sich selbst wünschen würden, selektierte Überlebende oder das Produkt von fremden Ei- und Samenzellen zu sein. Was ich unverständlich finde: Über jede Änderung im Steuerrecht wird länger diskutiert als über so grundlegende Fragen.
Ist nicht jedes Kind von Gott geliebt und gewünscht?
Stephan Turnovszky: Gott liebt jeden Menschen - aber nicht jede Art und Weise, wie es zur Fortpflanzung kommt, ist gut. Der Zweck heiligt nicht die Mittel.
Die Rechte in Anspruch nehmen, die es in der Demokratie gibt: Laut die Meinung sagen, mit den Abgeordneten Kontakt aufnehmen.
Eine Möglichkeit ist die Online-Plattform kinderbekommen.at, die dem Schulterschluss aller großen katholischen Laienorganisationen zu verdanken ist.
Da geht es nicht darum, der Politik die Macht der Kirche zu demonstrieren, sondern darum, dass Katholiken ihre Verantwortung als Bürger und Bürgerinnen wahrnehmen und sich einmischen – in Sachen, die sie etwas angehen.
Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände
Ordensgemeinschaften Österreichs
Der Sonntag TestaboWiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" vier Wochen gratis testen. |