Die zehnjährige Laurine verlor bei einem Granateneinschlag in ihrer Schule beide Beine. Mit Hilfe der Caritas konnte sie im Libanon behandelt werden, wo Kardinal Schönborn die Familie kennen lernte.
Die zehnjährige Laurine verlor bei einem Granateneinschlag in ihrer Schule beide Beine. Mit Hilfe der Caritas konnte sie im Libanon behandelt werden, wo Kardinal Schönborn die Familie kennen lernte.
Kardinal Schönborn begrüßt syrische Flüchtlingsfamilie im Wiener Erzbischöflichen Palais. Umfangreiche kirchliche Hilfe für Syrien-Flüchtlinge.
Kardinal Schönborn konnte am Freitag, 16. Jänner 2015, im Wiener Erzbischöflichen Palais die zehnjährige Laurine begrüßen. Das Mädchen wurde im April 2014 bei einem Granateinschlag in eine Schule in Damaskus schwer verletzt. Ihr mussten beide Beine amputiert werden. Mithilfe der Caritas Österreich konnte das Kind von Syrien in den Libanon gebracht werden, wo sie medizinisch besser betreut werden konnte.
Der Wiener Erzbischof lernte das Mädchen bei einem Besuch im Libanon im vergangenen November kennen. Seine Gedanken zum Evangelium zu Weihnachten widmete Kardinal Schönborn bereits dieser Begegnung. Seit Donnerstag ist Laurine gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in Österreich, wo sie Asyl erhalten haben "und jetzt eine neue Heimat finden sollen", wie Schönborn sagte. Mit Beinprothesen kann das Mädchen bereits laufen. Der Kardinal würdigte die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Behörden bei der Durchführung der Asyl-Aktion.
"Wir wollen nicht, dass die Christen aus Syrien weggehen. Der Nahe Osten soll auch weiterhin von Christen mitgeprägt sein", so Schönborn. Das sei auch der dringliche Wunsch der Bischöfe verschiedenster Kirchen vor Ort. Doch all jenen, die in ihrer alten Heimat einfach keine Zukunftsperspektiven mehr hätten, müsse geholfen werden.
Für Laurine und ihre Familie sei eine Rückkehr nach Syrien beispielsweise nicht mehr möglich, betonte Schönborn, der einmal mehr auch zu verstärkten Friedensbemühungen für den Nahen Osten aufrief.
Die Aufnahme syrischer Flüchtlinge in Österreich ist - medial wenig beachtet - voll im Laufen. Seit November kommen laufend Flüchtlingsfamilien aus Syrien nach Österreich, viele davon werden von der Kirche betreut. Wie Hubert Weber, Sekretär von Kardinal Christoph Schönborn, und Manuel Maan Baghdi, Flüchtlingsbeauftragter des Kardinals, am Freitag, 16. Jänner 2015, sagten, werde ein Teil dieser Flüchtlinge auf Vorschlag der Kirchen vom Innenministerium ausgewählt. Die Kirche kümmere sich dann um die Vorbereitung und Durchführung der Flüchtlingsbetreuung.
An Unterkünften für diesen Teil der Syrienflüchtlinge mangle es derzeit nicht, so Baghdi. Pfarren, weitere kirchliche Einrichtungen aber auch Gemeinden würden hilfreich zur Seite stehen. Viele kirchliche Mitarbeiter - von Seiten der Caritas aber auch viele weitere Freiwillige - würden sich um die Versorgung und Integration der Familien bemühen.
Im August 2013 kündigte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner an, dass Österreich 500 Syrienflüchtlinge aufnehmen wird und ihnen Asyl gewährt. Die letzten Flüchtlinge aus diesem Kontingent kamen Anfang Dezember 2014 nach Österreich.
Ein zweites Aufnahmekontingent von 1.000 Flüchtlingen wurde von der Regierung im April 2014 angekündigt. Die Aufnahme von Flüchtlingen im Rahmen dieses Kontingentes ist nun im Laufen. Das Asylverfahren für diese Flüchtlinge ist bereits gut vorbereitet und wird in der Regel innerhalb eines Tages in Traiskirchen abgewickelt. Auch Unterkünfte und weitere Lebensgrundlagen wie eine Krankenversicherung sind bereits vorhanden, Deutschkurse, Schulen oder Kindergärten organisiert.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium zum Weihnachtsevangelium, 24. Dezember 2014 (Lukas 2,1-14)
Heute muss ich von Laurine erzählen. Sie ist 10 Jahre alt. Ein lebhaftes, lebendiges und gescheites Kind. Sie war in Damaskus zu Hause. Dort lebte sie mit ihren Eltern und ihrem jüngerem Bruder William. Bis zum 15. April dieses Jahres, der für immer ihr Leben und das ihrer Familie verändert hat.
An diesem Tag waren Laurine und William in der Schule. Es war gerade Pause. Eine Schar Kinder saß im Stiegenhaus und plauderte, als eine Granate einschlug. Laurine wurde schwer verletzt. Die Granate zerfetzte ihre Beine. Im Spital konnten sie nur mehr beide Beine amputieren.
Als ich im November den Libanon besuchte, habe ich Laurine und ihre Familie kennengelernt. Die Caritas Österreich hat ihnen ermöglicht, dass Laurine im Libanon ordentlich ärztlich betreut wird, was im andauernden Kriegszustand in Syrien nicht möglich war. Laurine hatte, als wir uns begegneten, erste Gehversuche mit Beinprothesen gemacht. Ich habe ihren Mut bewundert. Es fällt ihr noch schwer, aber sie hat ihr strahlendes Lächeln wiedergewonnen.
Dank der Spender für die Caritas wird Laurine mit ihrer Familie jetzt in den Weihnachtstagen nach Österreich kommen, im Rahmen der von unserer Innenministerin eröffneten Möglichkeit, Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Denn eine Rückkehr in die syrische Heimat ist für Laurines traumatisierte Familie nicht mehr möglich. Sie werden in Österreich eine neue Heimat finden. Laurine wird mit ihrem Mut, ihrem Lebenswillen und ihrer Ausstrahlung ihren Weg im Leben finden, auch wenn sie auf Prothesen gehen muss. Und ich freue mich, Familie Bachour bald bei uns begrüßen zu dürfen.
Das Schicksal von Laurine ist eine der zahllosen „Herbergsuchen“ unserer Tage. Wir lesen Zahlen, aber es sind immer Menschen und nicht Nummern. 5 Millionen Flüchtlinge in Syrien, 500.000 in der Ukraine. Wir können nicht allen helfen. Aber wie Laurine zeigt: die Hilfe kommt an. Die Syrienhilfe der Caritas, die Spenden der Menschen bei uns machen es möglich, dass Laurine und ihre Familie eine neue Zukunft aufbauen können.
Genau deshalb, genau aus diesem Grund hat Gott es auf sich genommen, unter uns Menschen auf Herbergsuche zu gehen. „Für uns Menschen und um unseres Heiles willen ist er vom Himmel herabgestiegen und ist Menschen geworden“, so heißt es im „großen Glaubensbekenntnis“. Seit Jesus, der Sohn Gottes, als armes Menschenkind im Stall von Bethlehem geboren wurde, ist das der Weg Gottes zu uns Menschen. Er will nicht droben im Himmel gefunden werden, sondern hier auf Erden, unter den Armen und Notleidenden, den Heimatlosen und Heimatsuchenden. Denn er ist selber einer von ihnen geworden.
„Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll“, so sprach der Engel zu den Hirten auf dem Feld, die Nachtwache hielten bei ihren Herden. „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, Christus, der Herr.“ Und erkennen werden sie ihn, wenn sie „ein Kind in der Krippe finden“. So war es dann auch: Sie eilten hin und fanden das Kind, das in der Krippe lag, und Maria und Joseph.
Für mich war dieses Jahr geprägt von den Begegnungen mit Flüchtlingsschicksalen. Im Sommer in Bogota, in Kolumbien. Im Herbst im Libanon. Zuletzt in der Ukraine. Ich bin nicht Zahlen, sondern Menschen begegnet. Nie kann allen geholfen werden.
Aber jede kleine Hilfe, jede persönliche Begegnung brachte mir etwas von der Weihnachtsfreude. Laurine ist heuer mein schönstes Weihnachtsgeschenk.