Ideal und Wirklichkeit klaffen oft weit auseinander. Religiöser Fanatismus auf beiden Seiten kann leicht die menschlichen Beziehungen vergiften.
Ideal und Wirklichkeit klaffen oft weit auseinander. Religiöser Fanatismus auf beiden Seiten kann leicht die menschlichen Beziehungen vergiften.
Judentum, Christenheit und Islam. Das ist einerseits die große Chance, andererseits aber auch das fatale Dilemma Jerusalems.
Auf mittelalterlichen Weltkarten wird Jerusalem als das Herz der Welt dargestellt. In der Tat ist Jerusalem der Schnittpunkt zweier Völker: Juden und Palästinenser. Diese Stadt ist aber auch der Begegnungsort und die Wurzel dreier Weltreligionen: des Judentums, der Christenheit und des Islam. Das ist einerseits die große Chance, andererseits aber auch das fatale Dilemma Jerusalems.
Die Berufung dieser Stadt liegt darin, ein sichtbares Zeichen der Einheit für alle Menschen zu sein. Eine Stadt, in der am Freitag der Muezzin seine Gläubigen in den Felsendom oder in die El Aqsa-Moschee ruft. Eine Stadt, in der am Samstag Sabbatstille einkehrt und der fromme Jude seinem Schöpfer für dessen großen Werke dankt. Eine Stadt, in der am Sonntag der Glockenklang die Christen zur Eucharistiefeier in die Auferstehungskirche einladen.
Doch Ideal und Wirklichkeit klaffen oft weit auseinander. Religiöser Fanatismus auf beiden Seiten kann leicht die menschlichen Beziehungen vergiften. Die politischen Führer beanspruchen jeder für seine Seite Jerusalem nur für sich. Jerusalem bräuchte einen israelischen Gandhi und einen palästinensischen Mandela. Vielleicht würden dann seine Bewohner einen gemeinsamen Weg des Miteinanders finden. Auf dass aus Ich-Menschen Wir-Menschen werden.
Trotz allem sollte Hoffnung das Lebensprinzip Jerusalems bleiben: Yerushalaim, Stadt des Friedens! El Quds, die Heilige!
Karl-Heinz Fleckenstein ist Schriftsteller, Journalist und Reiseführer im Heiligen Land. |
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