Knapp 80 Prozent von Österreichs Pflegegeldbeziehern werden von ihren Angehörigen betreut.
Knapp 80 Prozent von Österreichs Pflegegeldbeziehern werden von ihren Angehörigen betreut.
Für die Caritas sind pflegende Jugendliche Beweis dafür, dass Pflege in Österreich nicht für alle Menschen leist- und verfügbar ist. Präsident Landau fordert Maßnahmenpaket für pflegende Angehörige und Verlängerung des Pflegefonds.
In Österreich beziehen mittlerweile 454.000 Menschen Pflegegeld. Knapp 80 Prozent von ihnen werden zuhause von Angehörigen betreut. „Diese Angehörigen sind die eigentlichen Pflegekräfte der Nation. Doch sie werden vom Staat allzu oft im Stich gelassen“, sagt Caritas-Präsident Michael Landau. Er verweist auf jene Studie des Sozialministeriums, die erneut belegt, dass 43.000 Kinder und Jugendliche in Österreich ihre Familienangehörigen zuhause pflegen. Sie sei Beweis dafür, dass Pflege in unserem Land längst nicht für alle Menschen leist- und verfügbar ist: "Wir dürfen diese Kinder und Jugendlichen nicht im Stich lassen!"
Zwar ist Landau froh darüber, dass die Politik das Problem nun offensiv angehen möchte. Gleichzeitig stellt der Präsident der Caritas Österreich fest: „Das Thema an Schulen zu plakatieren, wird nicht genügen. Wir brauchen ein echtes Maßnahmenpaket, das pflegende Angehörige entlastet. Gerade dann, wenn es um Kinder und Jugendliche geht.“
Landau fordert drei Punkte: „Es geht einerseits darum, dass der Pflegefonds über 2016 hinaus verlängert und zu einem gemeinsamen Steuerungsinstrument für den gesamten Pflegebereich weiterentwickelt wird. Zweitens müssen rasch zusätzliche Entlastungsangebote für pflegende Angehörige geschaffen und drittens das Pflegegeld für die Betroffenen selbst erhöht werden. Wenn Kinder und Jugendliche ihre Eltern pflegen, dann auch deshalb, weil professionelle Pflege noch immer nicht für alle Menschen in diesem Land leistbar ist. Eine Valorisierung des Pflegegelds, die diesen Namen auch verdient, ist längst überfällig. Die Erhöhung ab dem Jahr 2016 um zwei Prozent ist schön, aber angesichts des enormen Wertverlusts in den vergangenen Jahren lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Seit Einführung der Leistung im Jahr 1993 beträgt der Wertverlust knapp 30 Prozent.
Landau warnt auch vor dem mit ersten Jänner in Kraft getretenen, erschwerten Zugang zu den Pflegegeldstufen eins und zwei. „Das ist angesichts der heute bekannt gewordenen Zahl das falsche Signal. Immerhin ist der öffentlich geförderte Zugang zu Sachleistungen, wie z.B. der Heimhilfe, erst mit der Bewilligung des Pflegegeldes gegeben. Das Pflegegeld ist damit die Eingangstür für die Leistungen des Betreuungs- und Pflegesystems in Österreich." Knapp 30 Prozent der Klienten und Klientinnen der mobilen Dienste der Caritas finden sich heute in den ersten beiden Pflegestufen.
Die Caritas weist auch darauf hin, dass das Modell der 24-Stunden-Betreuung zwar ein wichtiger Baustein im Pflegegebäude ist. „Doch die Lücke, die zwischen den Angeboten der mobilen Dienste und der „24-Stunden-Betreuung“ klafft, ist groß. Sie muss rasch geschlossen werden“, betont Landau. „Wir benötigen dringend leistbare Entlastungsdienste für pflegende Angehörige, die tage- oder stundenweise unterstützend zur Seite stehen. Wir dürfen kranke Menschen und ihre Angehörigen nicht in die Isolation treiben! Dies schadet den Betroffenen – vor allem, wenn es sich um Kinder und Jugendliche handelt. Es schadet aber auf Dauer einer Gesellschaft, der es immer schwerer gelingt, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen in die Mitte der Gesellschaft zu holen oder sie dort zu halten."
Caritas der Erzdiözese Wien
Albrechtskreithgasse 19-21
A-1160 Wien
T+43-1-87812-0
office@caritas-wien.at