Die Frage nach der Würde am Ende des Lebens darf keine Frage des Geldes sein. Das betonte der Wiener Moraltheologe em. Prof. Günter Virt im Rahmen einer Podiumsdiskussion in Wien.
Die Frage nach der Würde am Ende des Lebens darf keine Frage des Geldes sein. Das betonte der Wiener Moraltheologe em. Prof. Günter Virt im Rahmen einer Podiumsdiskussion in Wien.
Moraltheologe bei Podiumsdiskussion des Katholischen Akademikerverbandes: "Tod ist ein unausweichlicher Bestandteil des Lebens".
Die Frage nach der Würde am Ende des Lebens darf keine Frage des Geldes sein. Das betonte der Wiener Moraltheologe em. Prof. Günter Virt im Rahmen einer Podiumsdiskussionen am Dienstagabend, 14. April 2015 in Wien.
"Viele fragen mich, wie lange wir uns Ethik noch leisten können, das darf aber niemals eine Frage der Kosten sein, denn Würde hat nichts mit ökonomischem Wert zu tun", so der Theologe wörtlich. Zu der Podiumsdiskussion unter dem Motto "Können wir in Würde sterben?" hatte der Katholische Akademikerverband ins Otto-Mauer-Zentrum geladen.
Das Sterben sei die letzte Lebensaufgabe und verweise nicht auf einen nächsten Lebensabschnitt, so Virt weiter: "Das bedeutet, dass wir das erste Mal unser ganzes Leben betrachten und annehmen können." Das würde aber vielen schwer fallen: "Viele nehmen das Leben nicht an und können deswegen auch nicht loslassen, dabei ist der Tod ein unausweichlicher Bestandteil des Lebens."
Auch die Leiterin der parlamentarischen Enquete-Kommission "Würde am Ende des Lebens", Gertrude Aubauer, hielt fest, dass man bei der Frage nach der Würde am Ende des Lebens nicht in ökonomischen Kategorien denken dürfe. Aubauer stellte die Ergebnisse des im März veröffentlichten Abschlussberichts der Enquete-Kommission vor: "Hospiz und Palliativmedizin muss für alle erreichbar und leistbar sein. Das ist das Programm für die Zukunft." Bereits bis 2016 sollen demnach neue Hospiz- und Palliativbetten geschaffen werden und auch das Kinderhospizwesen soll ausgebaut werden. Darüber hinaus sei der Ausbau im Hospiz- und Palliativwesen in den nächsten Jahren mit geschätzten 36 Millionen Euro vergleichsweise günstig. In Bezug auf Tötung auf Verlangen solle die derzeitige Österreichische Rechtslage beibehalten werden, forderte Aubauer. Barmherzigkeit könne niemals Tötung auf Verlangen bedeuten.
Der Palliativmediziner und Primar im Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien, Michael Preitschopf, kritisierte, dass Sterben immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema sei und verdrängt werde, "obwohl es ein natürlicher Prozess ist". Die Palliativmedizin sei so alt wie die Menschheit, Sterbende und Sterbenskranke passten aber in vielen Fällen noch immer nicht in das Bild der modernen Medizin, so der Primar.
Man müsse im Palliativwesen ganz besonders auf die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten eingehen und vor allem zuhören, führte der Mediziner weiter aus, denn die bestmögliche Betreuung sei von Mensch zu Mensch oft ganz unterschiedlich. Wichtig sei es, die Patienten immer miteinzubeziehen, damit niemals der Verdacht entstehen könne, über den Kopf des Sterbenden hinweg zu entscheiden. Der Patient müsse stets der Letztentscheidende sein, so Preitschopf.
Die Psychotherapeutin und Psychoonkologin Tilly Egger sprach sich dafür aus, zuerst einmal über die Begrifflichkeiten zu diskutieren. "Wir müssen erst einmal den Begriff Würde definieren, weil viele Menschen damit gar nichts anfangen können", so Egger. Für die gelingende Begleitung Sterbender sei Anteilnahme ein ganz entscheidender Punkt. "Kein Sterbender möchte einen mitleidigen Sorgenblick erhalten, das gibt keine Kraft. Vielmehr ist ein anerkennender Blick oft viel wertvoller", so die Psychoonkologin. Es sei jedenfalls vollkommen normal, dass Menschen am Ende des Lebens Angst haben. "Wir alle sind im Sterben unerfahren, und somit in einer neuen Situation, wenn es dann soweit ist", so Egger.
Katholischer Akademikerverband Wien: