Haus der Barmherzigkeit:
Auch wenn wir uns nicht mehr erinnern können, bleiben wir der gleiche Mensch mit derselben Würde und denselben Werten", so der Leiter des Hauses der Barmherzigkeit.
Die Würde eines Menschen ist unabhängig von seiner kognitiven Leistungsfähigkeit: Das betonte Christoph Gisinger, Institutsdirektor vom Haus der Barmherzigkeit, bei einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend, 5. Mai 2015 in Wien.
"Auch wenn wir uns nicht mehr erinnern können, bleiben wir der gleiche Mensch - mit derselben Würde und denselben Werten". Gisinger diskutierte beim 13. DiskussionsFORUM des Hauses der Barmherzigkeit im Studio 44 der Österreichischen Lotterien mit dem Neurologe Peter Dal-Bianco und dem Philosophen Richard Heinrich über "Vergessen, Erinnern und Identität".
Dal-Bianco sah die Gefahr, dass demente Menschen in einer entsolidarisierten, auf Geld ausgerichteten Gesellschaft ihre Menschenrechte zunehmend verlieren. Die Frage, ob man einem schwer dementen Menschen die eigene Identität absprechen könne, verneint Dal-Bianco vehement. Die Identität verschiebe und wandle sich, sei aber weiter vorhanden. "Jeder empfindet für sich eine einzigartige Identität, auch wenn er oder sie dement ist", unterstrich der Neurologe. Die Identität sei die Summer aller Merkmale, die einen Menschen ausmachen: biografisches Gedächtnis, das bewusste Erleben, Sprache und Kommunikation, Soziales und Biologisches.
"Wer ein Leben erinnern kann, kann sich vor allem auch daran erinnern, dass er oder sie immer schon erinnert hat", stellte Heinrich fest. Die Erinnerung sei eine ähnlich anspruchsvolle Sache wie Identität, so der Philosoph: "Für die personale Identität ist es entscheidend, dass es meine Erlebnisse und auch Erinnerungen sind - und nicht die von jemand anderen. Die Frage der Erinnerung ist daher verknüpft mit der Frage nach Selbstbewusstsein." Das Vergessen an sich beschrieb Heinrich als wichtigen Faktor: "Könnten wir nicht vergessen, würde uns das Gedächtnis gleichsam mental erdrücken, ersticken". "Was uns hier erschreckt", so der Philosoph weiter, "ist nicht eigentlich das Vergessen, sondern viel mehr die Perspektive eines Gefangenseins in der leeren Form des Erinnerns."
Das gemeinnützige Haus der Barmherzigkeit bietet seit 140 Jahren schwer pflegebedürftigen Menschen eine Langzeitbetreuung mit mehr Lebensqualität. In fünf Pflegekrankenhäusern bzw. -heimen sowie vierzehn Wohngemeinschaften in Wien und Niederösterreich leben rund 1.300 geriatrische und jüngere Klienten mit mehrfachen Behinderungen. Neben der bestmöglichen medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Versorgung wird besonderer Wert auf einen selbstbestimmten Alltag gelegt.
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