Zeltstädte seien "keine Option, sondern ein Armutszeugnis", denn Alternativen der Unterbringung könnten leicht gefunden werden, so der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
Zeltstädte seien "keine Option, sondern ein Armutszeugnis", denn Alternativen der Unterbringung könnten leicht gefunden werden, so der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
Wiener Caritas-Generalsekretär, Schwertner: Reines politisches Muskelspiel auf dem Rücken von Flüchtlingen, zumal Alternativen leicht gefunden werden könnte.
Scharfe Kritik übt die Caritas an den Plänen des Innenministeriums, in einzelnen Bundesländern Zeltstädte für Flüchtlinge zu errichten. Es sei "zynisch" und entbehre auch jeder Grundlage, angesichts von 300 schutzsuchenden Menschen den Notstand auszurufen, erklärte der Generalsekretär der Caritas Wien, Klaus Schwertner, am Donnerstag, 14. Mai 2015 in einer Aussendung. Er mahnte die verantwortlichen Politiker zu Besonnenheit und Menschlichkeit im Umgang mit den schutzsuchenden, zum Teil schwer traumatisierten Menschen und deren Versorgung.
Zeltstädte seien "keine Option, sondern ein Armutszeugnis", denn Alternativen der Unterbringung könnten leicht gefunden werden, so Schwertner. Die vom Innenministerium angepeilte Maßnahme würde allein einem "politischen Muskelspiel am Rücken von Flüchtlingen" dienen. Zwar würde es für die Grundversorgung eine klare Zuständigkeit im Innenministerium geben, dort versuche man jedoch "erneut die Verantwortung auf andere abzuschieben".
Kein einziges Zelt habe aufgestellt werden müssen, als Österreich in den 1990er-Jahren im Jugoslawienkrieg 90.000 Menschen kurzfristig aufnahm, betonte Schwertner. In diesem Jahr würden laut Innenministerium bis zu 50.000 Asylanträge erwartet, nach 28.000 Anträgen im Vorjahr. Dabei hätten im Vorjahr von den 51 Millionen Menschen auf der Flucht - was so viele seien wie seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr - nur 1,14 Prozent in der EU einen Asylantrag gestellt. "Der Bürgerkrieg in Syrien, die kriegerischen Konflikte in Afghanistan, Terror und Verfolgung in mehreren afrikanischen Staaten sind die Hauptgründe, dass Frauen, Männer und ihre Kinder flüchten und dabei sogar bereit sind, ihr eigenes Leben zu riskieren", erinnerte der Caritas-Generalsekretär.
Von einem dringendem Handlungsbedarf berichtete die Caritas bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, Kindern und Jugendlichen: Erneut fordere man hier "gleiche Betreuung, gleiche Rechte und gleiche Tagsätze für alle Kinder in Österreich".
Die Caritas betreut und versorgt derzeit österreichweit 3.500 Menschen im Rahmen der Grundversorgung. Fast 8.580 Menschen, die nicht in einem Caritasquartier untergebracht sind, werden mobil von Caritas-MitarbeiterInnen betreut. Das sind in beiden Betreuungsformen über 3.400 mehr Menschen als noch im Sommer des Vorjahres. Zahlreiche zusätzliche Flüchtlingsquartiere seien seither eröffnet worden, in vielen Fällen gemeinsam mit Pfarren und Klöstern.
Der Krisengipfel zur Asylsituation in Österreich am Freitagvormittag, 15. Mai 2015 hat zwar mit weiteren Absichtserklärungen aller Beteiligten aber zugleich wenig konkreten Ergebnissen geendet, wie die APA berichtete. Die einzige konkrete Maßnahme: Die Länder wollen etwas mehr als 1.000 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge bereitstellen.
An den Standpunkten der Ministerien sowie der Hilfsorganisationen hat sich durch die aktuellen Gespräche nichts geändert. So kritisierten etwa Caritas und Diakonie weiterhin, dass die derzeitige Asylsituation durch ein systematisches Problem verursacht sei. Vor allem die Tagsätze bei der Unterbringung gehörten erhöht. Zudem gebe es weiterhin genügend freie Plätze für Asylbewerber.
Nicht ganz so einfach sah es auch nach dem Treffen das Innenministerium. Die Situation bei den Quartieren sei wesentlich diffiziler. Weiters appellierte man etwa an kirchliche Einrichtungen, ihre Häuser zu öffnen. Auch mit dem Verteidigungsministerium würden weiterhin politische Gespräche, was die Bereitstellung von Kasernen betrifft, geführt.
"Es war ein sehr lösungsorientiertes, konstruktives Gespräch", so Caritas Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner. Allerdings gebe es weiterhin "unterschiedliche Wahrnehmungen" zwischen Politik und Hilfsorganisationen: Die derzeitige Flüchtlingswelle aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien sei lange absehbar gewesen.
Schwertner kritisierte auch, dass lediglich 20 Prozent der Gemeinden Asylwerber untergebracht hätten. "Wir wünschen uns als Caritas, dass die Zelte besser heute als morgen abgebaut werden", betonte er abermals.
Auch für den Geschäftsführer des Flüchtlingsdienstes der Diakonie, Christoph Riedl, ist es "ganz klar, dass diese Zeltstädte hoffentlich nicht benötigt werden". Der Schlüssel zu diesem systematischen Problem im Asylwesen liegt für ihn in der Erhöhung der Mittel für die Betreuung. Nur dann würden sich mehr Quartiere finden. Darum brauche es eine Reform der Grundversorgung. Aber auch Positives konnte Riedl dem Gipfel abgewinnen: "Alle bemühen sich, dass es zu Lösungen kommt."
Caritas Wien: