Zum Gebiet der ersten "Pfarre Neu" gehört auch das Neubaugebiet "Sonnwendviertel" beim Hauptbahnhof mit 5.000 Wohnungen und 13.000 Menschen, die zuziehen.
Zum Gebiet der ersten "Pfarre Neu" gehört auch das Neubaugebiet "Sonnwendviertel" beim Hauptbahnhof mit 5.000 Wohnungen und 13.000 Menschen, die zuziehen.
Generalvikar Nikolaus Krasa im "Sonntag" - Interview über Sorgen vor großen Seelsorgeräumen – und warum er glaubt, dass sie helfen, Gottes Auftrag heute besser zu erfüllen.
Die erste Pfarre Neu wird betreut vom Orden der Steyler Missionare. Ist das Zufall, oder soll das den Grundsatz der Diözesanreform unterstreichen: „Mission first“?
Nikolaus Krasa: Die Pfarre Neu „Zum göttlichen Wort“ rund um den Wiener Hauptbahnhof mit einem ganz neuen Wohnviertel sieht sich selbst als missionarisches Projekt. Dass sie von einem Missionsorden betreut wird, ist eine wunderbare Fügung. Noch dazu, wo der Pfarrer langjährige Missionserfahrung in anderen Kontinenten mitbringt.
Hilft Erfahrung aus anderen Kontinenten in Österreich?
Nikolaus Krasa: Meine Erfahrung in vielen Diskussionrunden mit Priestern zeigt: Wer Erfahrungen in der Kirche der sogenannten Dritten Welt gemacht hat, versteht sehr schnell, worum es in unserer Diözesanreform geht.
Und worum geht es wirklich?
Nikolaus Krasa: Um viele lebendige Gemeinden in großer Vielfalt, die in der größeren Gemeinschaft einer Pfarre zusammengefasst sind.
In vielen Pfarren gibt es schon missionarische Projekte – braucht es da eine größere Struktur?
Nikolaus Krasa: Gemeinsam ist man einfach stärker, und in einer größeren Gruppe kann leichter eine kritische Masse entstehen – einfach durch eine größere Menge von Ideen, Talenten, Ressourcen, von Fantasie, und auch vom Mut, etwas Ungewohntes zu tun.
Es gibt aber auch die Angst, dass der Verlust der Selbstständigkeit den Anfang vom Ende bedeutet...
Ein alter Grundsatz der katholischen Soziallehre heißt Subsidiarität – Dinge, die auf lokaler Ebene gut geschehen, soll man dort lassen. Die Diözesanreform will den lebendigen Gemeinden nicht ihre Eigenverantwortung nehmen. Sie will etwas hinzufügen: das Erfahren einer größeren Gemeinschaft, die die lokale Ebene stärkt. Ich erinnere mich etwa, wie in meiner alten Pfarre die Ministranten von einer mit anderen Gruppen gemeinsam in Rom verbrachten Woche tief geprägt waren.
Noch einmal: Braucht es dazu eine größere Struktur?
Nikolaus Krasa: Noch ein Beispiel: In Missionsgebieten ist es in großen Pfarren mit vielen Gottesdienststellen üblich, dass sich einmal pro Woche die Priester, Diakone und Katechisten treffen, um gemeinsam das Evangelium vom nächsten Sonntag zu teilen und dann hinauszugehen und ihren Dienst zu tun. Im gemeinsamen Arbeiten liegt eine große Kraft: Die Idee von Pfarre Neu oder Pfarrverband Neu ist auch, dass mehrere Priester in einem großen Team mit Haupt- und Ehrenamtlichen gemeinsam tätig sind. Nicht nur, damit sie sich die Arbeit besser aufteilen können, sondern damit sie auch miteinander beten, den Glauben teilen und Glaubenszeugnis geben können. Das geht prinzipiell auch ohne größere Struktur, aber dann ist das Zustandekommen dieser Gemeinsamkeit dem Zufall überlassen. Es soll auf jeden Fall von der Struktur her der Impetus da sein, Dinge neu und gemeinsam anzugehen.
Und wenn eine Pfarre sagt: Das läuft ja schon jetzt gut bei uns?
Nikolaus Krasa: Solchen Pfarren sage ich: Wenn es euch jetzt gut geht, dann geht es euch vielleicht noch besser, wen n ihr mit denen rundherum teilt. Immerhin sind das ja die Nächsten, die Gott uns gegeben hat.
Nun gibt es also Entwicklungsräume – wo geht die Reise nun wirklich hin?
Nikolaus Krasa: Wie unser Kardinal in der 3. Diözesanversammlung gesagt hat: dorthin, dass Kirche in der Erzdiözese Wien neu entdeckt, was ihre Mission ist, wofür sie von Christus gebraucht wird - und dass sie sich dafür von Christus in die Schule nehmen lässt. Pfarre Neu, Seelsorgeraum und Pfarrverband sind dafür Hilfsmittel, aber nicht das Ziel. Die vernünftigste Struktur ist für mich immer noch die Pfarre Neu, aber wir haben gesehen, dass wir in der Erzdiözese unterschiedliche Geschwindigkeiten auf diesem Weg brauchen – und das ist gut so.
Was empfiehlt der ehemalige Pfarrer Nikolaus Krasa für die Arbeit in den Entwicklungsräumen?
Nikolaus Krasa: Das Zusammenwachsen als geistlichen Prozess zu leben. Das heißt: viel Zeit für gemeinsames Hinhören, Gebet, Bibelteilen – und viel Aufmerksamkeit auf die Dinge, die der Herr ohnehin schon wachsen lässt.
Die Pfarre Neu "Zum Göttlichen Wort" im Dekanat Wien 10 (Favoriten), errichtet mit 1. Juni 2015.
Gottesdienststätten: Pfarrkirche St. Johann Evangelist, Filialkirche Allerheiligste Dreifaltigkeit, Filialkirche Zur Heiligen Familie sowie "Raum der Stille" im Hauptbahnhof (im Pfarrgebiet, aber nicht "der" Pfarre).
Zahl der Katholiken: 10.950
"Pfarr-Team": P. Matthias Felber SVD, Pfarrer; P. Hans Ettl SVD, Pfarrvikar; P. Albert Pongo, Kaplan; P. Gregory Duggimpudi, Kaplan; Thomas Burgstaller, Diakon und Pastoralassistent; Cirilo Boloron, Pastoralassistent.
"Missionarische Herausforderung": Neubaugebiet "Sonnwendviertel" beim Hauptbahnhof mit 5.000 Wohnungen und 13.000 Menschen.
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