Langfristige Strategien sowie die Einhaltung von Standards im Asylverfahren und in der Flüchtlingsunterbringung hat Caritas-Präsident Michael Landau im Interview mit österreichischen Kirchenzeitungen eingemahnt.
Langfristige Strategien sowie die Einhaltung von Standards im Asylverfahren und in der Flüchtlingsunterbringung hat Caritas-Präsident Michael Landau im Interview mit österreichischen Kirchenzeitungen eingemahnt.
Caritas-Präsident in Kirchenzeitungs-Interview: Derzeit nur kurzfristige Notfallmaßnahmen, Blick auf EZA, Sicherheit und Menschenrechte wäre nötig.
Langfristige Strategien sowie die Einhaltung von Standards im Asylverfahren und in der Flüchtlingsunterbringung hat Caritas-Präsident Michael Landau eingemahnt. "Es können nicht, so wie derzeit, die Chancen für Flüchtlinge in EU-Ländern völlig unterschiedlich sein", kritisierte Landau im Interview mit österreichischen Kirchenzeitungen.
"Mehr EU" sei in der Flüchtlingsfrage notwendig, gleichzeitig müssten aber auch in Österreich Bund, Länder und Gemeinden ihr Vorgehen besser koordinieren und dabei Maß an der Not der Flüchtlinge nehmen. "Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Zahl der Menschen, die kommen, rasch zurückgeht", so der Caritas-Präsident.
Derzeit habe man in Österreich den Eindruck, eine kurzfristige Notfallmaßnahme würde auf die andere folgen, so Landau. Längerfristige Strategien müssten vor allem die Entwicklungszusammenarbeit (EZA), die Sicherheit und die Menschenrechte in den Blick nehmen. Ob die Regierung ihre wiederholten Äußerungen zur Wichtigkeit der EZA in Taten umsetzen werde, - nach Einsparungen von 60 Millionen Euro bei der bilateralen EZA seit 2010/2011 - werde spätestens im Juli die Ankündigung konkreter Zahlungen bei der Entwicklungsfinanzierungs-Konferenz in Addis Abeba zeigen. Mehr Energie müsse in Österreich zudem in die Integration der anerkannten Flüchtlinge gesteckt werden.
Für die Asylverfahren pochte Landau auf weiterhin genaue Durchführung, auch bei jenen Fällen, die nach dem Beschluss des Nationalrates nun schneller abgewickelt werden sollen. Bei der Grundversorgung dürfe niemand auf die Straße gestellt werden, zudem sei bei den geplanten regionalen Zentren zur Erstaufnahme und Verteilung von Asylsuchenden die hohe Qualität - messbar an Dolmetschern, Rechtsberatung, medizinischer Versorgung und Unterbringung - sicherzustellen.
Besondere Sorge äußerte Landau über die Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, von denen es im Aufnahmezentrum Traiskirchen derzeit 1.000 gibt: "Vom ersten Tag in Österreich an müssen sie die Möglichkeit haben, die Sprache zu lernen und zur Schule zu gehen. Das bedeutet auch, dass sie ein Recht auf vernünftige Tagsätze haben. Ein Kind ist ein Kind, egal wo seine Wiege stand", so der Caritas-Präsident.
Um Schleppern das Handwerk zu legen, brauche es Zugang zu sicheren Asylverfahren über humanitäre Visa für besonders Schutzbedürftige sowie durch humanitäre Korridore, so Landau. Das von der EU angepeilte Versenken der Schlepperboote sei keine Lösung, da es vielmehr nur ein Ausweichen der Flüchtlinge auf noch kleinere und unsicherere Boote führen und das Sterben im Mittelmeer anhalten würde. Asylverfahren auszulagern und in Nordafrika mit europäischen Standards durchzuführen, sei "unrealistisch", könnten doch die betreffenden Staaten die Sicherheit selbst ihrer eigenen Bevölkerung nicht gewährleisten.