Caritaspräsident Michael Landau besucht das Waisenhausprojekt in der südsudanesischen Hauptstadt Juba.
Caritaspräsident Michael Landau besucht das Waisenhausprojekt in der südsudanesischen Hauptstadt Juba.
Landau: Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds auf 20 Millionen Euro notwendig.
Ganz im Zeichen zweier akuter humanitärer Katastrophen steht die heurige Augustsammlung der Caritas: So steht der Südsudan als jüngster Staat der Welt derzeit vor einer großen Hungersnot; zugleich bleibe die Situation der Flüchtlinge aus Syrien dramatisch, so dass es dringend neue Spenden zur Akuthilfe brauche, wie Caritas-Präsident Michael Landau zum Start der Spendenkampagne betonte. Zugleich verknüpfte Landau den Spendenaufruf neuerlich mit einem Appell an die österreichische Bundesregierung, die Mittel für die direkte bilaterale Entwicklungszusammenarbeit deutlich zu erhöhen und den Auslandskatastrophenfonds auf die im Regierungsprogramm zugesagten 20 Millionen Euro zu anzuheben. Beides sei "ein Gebot der Stunde".
Der Südsudan drohe laut Caritaspräsident Landau "neuerlich zum Schauplatz einer humanitären Katastrophe zu werden". Innerhalb von 18 Monaten habe sich die Zahl der hungerleidenden Menschen von 900.000 auf über 4 Millionen erhöht. Österreich dürfe angesichts der Hungerkatastrophe nicht zusehen, sondern müsse aktiv werden und nachhaltige Projekte etwa in der Landwirtschaft fördern. "Wer mit den Menschen vor Ort spricht, der erkennt, dass die Zukunft dieses Landes auch von Hilfe aus Österreich abhängt. Jeder Euro zählt", so der Aufruf des Caritas-Präsidenten. Mit 50 Euro könne ein Kind einen Monat lang mit Lebensmitteln, Hygieneartikel und Kleidung versorgt und der Schulbesuch gesichert werden.
Caritaspräsiden Landau hatte in der vergangenen Woche Projekte im Südsudan besucht. Erschreckend sei dabei die Zahl der hungerleidenden Kinder und Kleinkinder gewesen, so Landau: Sie seien für ihr Alter zu klein, lernen viel schwerer und sind somit von Anfang an benachteiligt. "Jedes dritte Kind unter fünf Jahren ist bereits unterernährt", so der Caritas-Präsident, und die Ernährungslage drohe sich weiter zu verschlechtern.
Der Südsudan erklärte am 9. Juli 2011 seine Unabhängigkeit. Damit ist der Südsudan der jüngste Staat der Welt. Seither herrscht dort jedoch ein blutiger Bürgerkrieg. Inzwischen sind über 2 Millionen Menschen - knapp ein Fünftel der gesamten Bevölkerung - auf der Flucht. Die Caritas unterstützt Flüchtlinge im Bundesstaat Jonglei mit Nahrungsmitteln, Saatgut und landwirtschaftlichen Werkzeugen. Im Flüchtlingscamp in Gumbo, nahe der Hauptstadt Juba, erhalten Frauen und Kinder Nahrungsmittel und medizinische Versorgung. In Yambio arbeitet zudem die Caritas mit hunderten Bauernfamilien an einer nachhaltigen Verbesserung ihrer Ernährungssituation.
Bereits am Donnerstag, 2. Juli 2015 hatte der St. Pöltner Caritasdirektor Friedrich Schuhböck die Augustsammlung in der Diözese St. Pölten vorgestellt. Neben der Spendensammlung für die Flüchtlinge im Nahen Osten wird in Niederösterreich vor allem für Projekte im Senegal gesammelt. Der Senegal sei mit 927.000 hungerleidenden Menschen besonders von der Dürre betroffen, die inzwischen zum vierten Mal innerhalb von acht Jahren die Sahelzone heimsuche. Die Caritas der Diözese St. Pölten leistet im Senegal daher zum einen Soforthilfe in Form von Lebensmittel- und Wasser-Verteilaktionen, aber auch nachhaltige Hilfe in Form von Landwirtschaftsprojekten. Im Vorjahr erzielte die Augustsammlung der Diözese St. Pölten 342.000 Euro durch private Spender, Unternehmen sowie Sammlungen in allen Pfarren.
Zugleich verwies Schuhböck auch auf Erfolge in der Hungerbekämpfung: So würden heute weltweit rund 167 Millionen Menschen weniger an Hunger als noch vor 10 Jahren. 72 Entwicklungsländer hätten das UN-Ziel der Halbierung des Hungers erreicht. Das mache Hoffnung und zeige, dass wir in der Lage seien, Armut und Hunger zu besiegen. Das heiße auch, die Hilfe wirkt! Zudem sei 2015 das "Europäische Jahr für Entwicklung" - Entwicklungszusammenarbeit sei heuer das zentrale gemeinsame Thema der Europäischen Union.
Spenden online unter www.caritas.at oder Spendenkonto der Caritas PSK, IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004, BIC: OPSKATWW, Kennwort: Hungerhilfe
Eine Delegation der österreichischen Caritas machte sich im Südsudan einen Eindruck von den Hilfsprojekten im Einsatz gegen den Hunger.
Eine zweiteilige Reportage über den Einsatz der Caritas gegen den Hunger im Südsudan ist auf "radio klassik Stephansdom" im Juli und August 2015 zu hören. Georg Gatnar hat sich die Hilfsprojekte angesehen und ist Gestalter der Sendungen. Sendetermine: 15. Juli und 5. August jeweils um 17.30 Uhr.