"Der Papst führt gerade die Bischöfe und Priester auf ihre ursprünglichen Aufgaben zurück, nämlich Hirten und Seelsorger für und mit den Menschen zu sein", so der Pastoraltheologe Johann Pock.
"Der Papst führt gerade die Bischöfe und Priester auf ihre ursprünglichen Aufgaben zurück, nämlich Hirten und Seelsorger für und mit den Menschen zu sein", so der Pastoraltheologe Johann Pock.
Sommer-Serie zum Universitätsjubiläum, Folge 2: Der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock über das Pontifikat von Papst Franziskus und seine Erwartungen an die Bischofssynode im Oktober.
Es ist für mich erstaunlich, wie sehr eine einzelne Person die öffentliche Wahrnehmung einer so großen Institution wie der katholischen Kirche prägen und verändern kann. Ich erlebe einen Papst, der anders mit den Menschen kommuniziert, als gewohnt: Seine Lehre ist nicht geprägt durch Lehrschreiben, sondern durch Kurzansprachen, Predigten, symbolische Kommunikation und Nutzung aller neuen Netzwerke (wie Twitter und Facebook). So manche Aussage ist frei gesprochen. Der Papst macht sich damit angreifbar und wird auch angegriffen.
Ich erlebe eine Kirche, die aufatmet und aufbricht – verbunden mit der Unsicherheit, wohin die Reise geht. Der Papst gibt dafür nicht den Katechismus als Wegweiser mit, sondern führt zurück an die Wurzel, zum Beispiel Jesu. Der Mensch ist plötzlich wieder stärker im Mittelpunkt, sein Heil – und nicht Regeln für die Kleiderordnung. Viele Menschen, die einer sich stark mit sich selbst beschäftigenden Kirche den Rücken gekehrt hatten, wenden sich ihr wieder zu. Andere hingegen, die gerne klarere Handlungsanweisungen in allen Momenten des Lebens hätten, sind verunsichert.
Die Bischofssynode, die ursprünglich der Evangelisierung gewidmet war, ist auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus hin der Evangelisierung im Kontext der Familie gewidmet. Damit ist für mich klar, dass der Papst seine eigenen Ziele mit der Synode verfolgt – und es wird spannend sein, was er mit den Beschlüssen der Synode machen wird.
Die Signale sind deutlich: Nicht nur die ExpertInnen wurden im Vorfeld befragt, sondern möglichst viele Menschen durften Ihre Meinungen äußern. Damit sind Hoffnungen geweckt, die sicherlich nicht alle auf der Bischofssynode erfüllt werden können. Aber dass sich etwas ändern wird und muss, ist überdeutlich.
Nicht umsonst versuchen sich jene, die keine Änderungen wünschen, in Position zu bringen: Indem sie schon im Vorfeld betonen, was an der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie unverrückbar ist; worüber nicht diskutiert werden darf – und dass sich auch der Papst nicht über jahrhundertelange Traditionen hinwegsetzen dürfe.
Die Kirche ist in Bewegung gekommen – und ihr Machtzentrum, die vatikanischen Kongregationen und die Kurie, erleben einen „vorvatikanischen Frühling“. Es erinnert stark an die Monate vor dem Beginn des II. Vatikanums und an die ersten Sitzungseinheiten: Jene, die den Bestand sichern wollten, wurden von den reformwilligen Bischöfen „überholt“. Die Fenster und Türen der Kirchen sind wieder mehr geöffnet worden – nicht nur einladend, sondern mit dem Auftrag, hinauszugehen.
Die Bischofssynode ist eine Weltsynode – und so besteht die Hoffnung, dass nicht uniformierende Entscheidungen fallen, sondern dass die Möglichkeit geschaffen wird, auf die regional sehr unterschiedlichen Fragestellungen entsprechend reagieren zu können: Ist bei uns die Frage der Seelsorge in der Frage Scheidung-Wiederheirat drängend oder auch der Umgang mit anderen Formen der Sexualität, die Frage des auseinanderbrechenden Generationenvertrags zwischen Jung und Alt und die Wertschätzung für die neuen Formen von Familien, so ist es in anderen Regionen der Welt die Frage der Kinderarbeit oder die Polygamie.
Der Papst führt gerade die Bischöfe und Priester auf ihre ursprünglichen Aufgaben zurück, nämlich Hirten und Seelsorger für und mit den Menschen zu sein. Es ist zu hoffen, dass sich das nicht nur in den Aussagen von Evangelii Gaudium oder in vielen Predigten wiederfindet, sondern auch in konkreten strukturellen Entscheidungen. Damit dieser Geist des Aufbruchs weiterwirken kann.
26. 7.: Kurt Appel (Fundamentaltheologie)
2. 8.: Thomas Prügl (Kirchengeschichte)
9. 8.: Ingeborg Gabriel (Sozialethik).
16. 8.: Rudolf Prokschi (Ostkirchenkunde)
23. 8.: Hans Schelkshorn (Philosophie)
30. 8.: Ludger Schwienhorst-Schönberger (Altes Testament)
6. 9.: Regina Polak (Pastoraltheologie)
Katholisch Theologische Fakultät der Universität Wien
Die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag"