Heute leiden weltweit um 167 Millionen Menschen weniger an Hunger als noch vor 10 Jahren. Das macht Hoffnung und zeigt, dass wir in der Lage sind, Armut und Hunger zu besiegen.
Heute leiden weltweit um 167 Millionen Menschen weniger an Hunger als noch vor 10 Jahren. Das macht Hoffnung und zeigt, dass wir in der Lage sind, Armut und Hunger zu besiegen.
Caritas Österreich möchte bis 2018 für 500.000 Menschen langfristige Ernährungssicherheit schaffen.
Der Kampf gegen den Hunger kann nur gewonnen werden, wenn in den Entwicklungsländern die kleinbäuerlichen Strukturen gestärkt werden. Das hat Caritas-Auslandshilfechef Christoph Schweifer betont. Schweifer äußerte sich anlässlich der derzeit laufenden August-Sammlung (Hungerkampagne) der Caritas.
795 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger und Unterernährung, täglich sterben daran 8.000 Kinder. "Kinder, die mit viel zu geringem Gewicht auf die Welt gekommen sind oder die das erste Fieber nicht überlebt haben. Kinder, deren Familien vor den Kämpfen in ihrer Heimat flüchten mussten oder ihre Felder nicht bestellen konnten", so Schweifer.
Hilfe und Entwicklung seien aber möglich: "Heute leiden weltweit um 167 Millionen Menschen weniger an Hunger als noch vor 10 Jahren. Das macht Hoffnung und zeigt, dass wir in der Lage sind, Armut und Hunger zu besiegen." Wie Schweifer sagte, müsse die Förderung der nachhaltigen kleinbäuerlichen Landwirtschaft auch verstärkt auf der internationalen Agenda stehen. Die internationale Staatengemeinschaft gebe derzeit viel zu wenig für deren Förderung in den ärmsten Ländern der Welt aus. So liege beispielsweise ihr Anteil an der gesamten Entwicklungshilfe der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten bei nur 5 Prozent und sollte auf mindestens 10 Prozent erhöht werden.
Die Caritas Österreich möchte bis 2018 für 500.000 Menschen langfristige Ernährungssicherheit schaffen. Eines der Schwerpunktländer der diesjährigen Hungerkampagne ist der Südsudan. Das Land in Ostafrika ist seit 2011 unabhängig und damit der jüngste Staat der Welt. In drei von zehn Provinzen tobt ein Bürgerkrieg, in sieben sei es hingegen friedlich, wo auch langfristige Hilfsprojekte umgesetzt werden können, so Schweifer, der vor Kurzem das Land besuchte.
In Tombura-Yambio im Südwesten des Landes unterstützt die Caritas u.a. ein Landwirtschaftsprojekt für Kleinbauern. Diese Region sei prinzipiell die Kornkammer des Südsudan, erläuterte der Landwirtschaftsexperte und Entwicklungshelfer Matthias Fettback, der für die Caritas vor Ort ist. Caritas-Mitarbeiter versuchen gemeinsam mit der Bevölkerung eine lokal angepasste, ökologisch verträgliche sowie rationelle Bewirtschaftung des Landes zu ermöglichen und langfristig sicherstellen.
Die Böden seien gut und der Niederschlag ausreichend; es fehle aber an Infrastruktur und Bildung, so Fettback. Viele Bauern waren vor den früher auch in dieser Region tobenden gewaltsamen Konflikten geflohen und konnten ihr Land nicht mehr bewirtschaften. Sie kommen nun zurück und würden materiell beim Neustart unterstützt, etwa mit geeignetem Saatgut und einer landwirtschaftlichen Einschulung. (Im ganzen Südsudan gibt es nur eine einzige landwirtschaftliche Fachschule.) Zugleich bemühe man sich um die Errichtung von Kooperationen, damit die Bauern ihre Produkte besser vermarkten können. Vor allem müsse auch der Zugang kleinbäuerlicher Familien zu landwirtschaftlichen Anbauflächen langfristig ermöglicht und der Ausverkauf an ausländische Investoren verhindert werden, sagte Fettback.
Die Region sei durchaus in der Lage, landwirtschaftliche Überschüsse zu produzieren, die in anderen Regionen gebraucht würden, die mangelnde Infrastruktur und weit verbreitete Korruption würden dies bislang aber verhindern. Es sei Aufgabe des Staates, die nötige Infrastruktur herzustellen, die Korruption einzudämmen, die Sicherheitslage noch zu verbessern und faire marktwirtschaftliche Bedingungen zu schaffen. Das könne die Caritas nicht leisten, so Fettback: "Mit unseren Beispielprojekten" wollen wir den Politikern und Behörden aber zeigen, dass Entwicklung möglich ist."
Ausdrücklich warnte der Entwicklungsexperte auf Nachfrage davor, Landwirtschaft und Viehzucht gegeneinander auszuspielen. In vielen Regionen Afrikas sei aufgrund der klimatischen Bedingungen überhaupt nur Viehzucht möglich. Deshalb müsse man auch die Viehzucht fördern.
Im jüngsten Staat der Welt tobt nach wie vor in einigen Regionen ein blutiger Bürgerkrieg. Die Kämpfe haben viele Familien gezwungen, ihre Häuser, Felder und ihr Vieh zurückzulassen. Inzwischen sind mehr als 2 Millionen Menschen - knapp ein Fünftel der gesamten Bevölkerung - auf der Flucht. 2,5 Millionen Menschen im Südsudan haben kaum Zugang zu Nahrungsmitteln und sind auf rasche Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Das Land rutscht immer tiefer in eine dramatische Hungerkatastrophe. Die Caritas leistet hier vor allem auch Nothilfe.
Nach einem Referendum im Jänner 2011, in welchem sich fast 99 Prozent der Wähler für die Abspaltung aussprach, erlangte der Südsudan am 9. Juli 2011 offiziell seine Unabhängigkeit vom Sudan und ist somit der jüngste Staat der Erde. Das Land ist in 10 Bundesstaaten untergliedert und sowohl landschaftlich als auch ethnisch äußerst vielfältig. Die größten ethnischen Gruppen sind Dinka (ca. 15 Prozent), Nuer (ca. 10 Prozent), Bari, Azande und Schilluk. Im Gegensatz zum benachbarten Sudan mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit werden im Südsudan hauptsächlich das Christentum (Katholiken, Anglikaner, Protestanten) sowie traditionelle Religionen praktiziert.
Neben dem weiterhin fortbestehenden Konflikt zwischen dem Sudan und dem Südsudan um die Öl-Einnahmen aus dem Grenzgebiet sind es vor allem zwei Grenzkonflikte, die die Beziehungen zwischen den beiden Staaten belasten: Dies ist einerseits der Distrikt Abyei im Bundesstaat Gharb-Kordofan. Dieses Gebiet wird vornehmlich von den sich dem Südsudan zugehörig fühlenden Dinka sowie den teilweise nomadisch lebenden Misseriya bewohnt, die sich dem Norden verbunden fühlen. Die Verhandlungen zwischen Sudan und Südsudan um die Abhaltung eines Referendums in der umstrittenen Grenzregion Abyei sind zu einem völligen Stillstand gekommen.
Der zweite Grenzkonflikt betrifft die Nuba-Berge im Süden des Bundesstaates Kordofan, die geographisch und politisch im Norden liegen, ethnisch und kulturell jedoch zum Südsudan gehören. Hier finden nach wie vor massive Angriffe der sudanesischen Armee auf die Zivilbevölkerung statt.
Im Dezember 2013 kam es zudem zu einem innerstaatlichen Machtkampf zwischen dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir, einem Angehörigen der ethnischen Gruppe der Dinka, und dem von ihm im Juli 2013 entlassenen Vizepräsidenten, Riek Machar, welcher dem Stamm der Nuer angehört. Dies führte in weiterer Folge zu schweren Kämpfen zwischen Dinka- und Nuer-Soldaten innerhalb der Präsidentengarde in der Hauptstadt Juba und löste gewaltsame Auseinandersetzungen, Zerstörungen und Vertreibungen in den Bundesstaaten Jonglei, Upper Nile und Unity aus, wo der Großteil der Dinka- und Nuer-Bevölkerung beheimatet ist.
Eine zumindest mittelfristige Perspektive für Frieden im ganzen Land sahen weder Caritas Auslandshilfechef Schweifer noch der Sudanexperte Fettback. Das dürfe aber kein Grund sein, nicht auch dort langfristige Hilfe zu leisten, wo es möglich ist.
Caritas Hungerhilfe:
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Kennwort: Hungerhilfe
Informationen über den Südsudan