Bei einer Krisensitzung in Wien entwarfen Europas Caritas-Länderorganisationen einen gemeinsamen Aktionsplan für ihre Flüchtlingshilfe.
Bei einer Krisensitzung in Wien entwarfen Europas Caritas-Länderorganisationen einen gemeinsamen Aktionsplan für ihre Flüchtlingshilfe.
Europa-Generalsekretär Nuno Mayer: Gemeinsame Anstrengung für Friede und Zukunftsperspektive im Mittleren Osten wäre am wichtigsten.
Eine gesamteuropäische Lösung für die Flüchtlingsfrage fordern die europäischen Caritas-Organisationen. "Die EU muss sich für Frieden einsetzen und dafür, dass die Flüchtlinge wieder eine Zukunft im mittleren Osten haben", betonte Jorge Nuno Mayer, Generalsekretär der Caritas Europa, gegenüber "Kathpress". Nuno Mayer nahm am Freitag,18. September 2015, an einer Krisensitzung in Wien teil, bei der Europas Caritas-Länderorganisationen einen gemeinsamen Aktionsplan für ihre Flüchtlingshilfe entwarfen.
Europa dürfe nicht die Flüchtlinge in den Lagern in Syriens Nachbarländern vergessen, so Nuno Mayer. "Sie brauchen auch Schulen, Beschäftigung und ärztliche Versorgung, damit sie sich dort eine Zukunft vorstellen können." Weiters seien "humane, legale Wege" in die EU nötig. Problem seien hier nicht Schlepperbanden, sondern eine "ganz falsche EU-Politik in der Migration. Mauern und Zäune funktionieren nicht."
Ebenso wichtig sei in Europa die ordentliche Integrationspolitik. Nuno Mayer: "Menschen dürfen nicht einfach in Auffanggebäuden gelagert werden. Wir müssen als Gesellschaft mit diesen neuen Nachbarn in Kontakt treten, mit ihnen reden, ihnen unsere Werte, Ideen und Erfahrungen vermitteln, ihnen zuhören und so das gemeinsame Europa zu bauen." In der Vergangenheit habe der Kontinent schon viel mehr Flüchtlinge als derzeit empfangen - zuletzt etwa 1992/93 beim Balkankrieg. "Europa kann mehr", so der Caritas-Generalsekretär.
Auf eine gerechte Verteilung der Lasten innerhalb Europas pochte der Generalsekretär für Internationale Programme bei der Caritas Österreich, Christoph Schweifer. "Länder wie Italien und Griechenland, die die meisten Flüchtlinge empfangen, brauchen die Unterstützung aller anderen Staaten. Keine Regierung kann wegschauen", betonte der Caritas-Experte.
Derzeit stehe Europa vor einem "Schlüsselmoment" und müsse zeigen, dass es neben einer Wirtschafts- auch eine Solidarunion sei, betonte Olivero Forti, der Leiter der Flüchtlingsabteilung der Caritas Italien, gegenüber "Kathpress". Die am Donnerstag vom EU-Parlament beschlossene Verteilung von 120.000 Flüchtlingen sei "nichts" - angesichts der hunderttausenden Menschen auf der Flucht. Um die dringend nötige Ausweitung dieser Zahl zu erreichen, müssten Länder wie Tschechien oder Polen "überzeugt werden, dass sie Teil Europas sind und mitmachen".
Als Aufgabe der Kirchen bezeichnete der Migrationsexperte, "nicht nur Menschen aufzunehmen, sondern auch zu einer Veränderung der Mentalität der Bevölkerung beizutragen". Dies sei auch eine christliche Verpflichtung: "Man kann nicht von der Kirche rausgehen und sagen: Ich will diese Menschen nicht in meinem Land. Ein Christ muss sagen: Du bist mein Bruder, und ich muss dir helfen - genauso, wie in der Vergangenheit schon geholfen wurde."