Caritas-Präsident Michael Landau pocht auf einen Ausbau der Integrationsmaßnahmen angesichts der Flüchtlingsbewegungen der letzten Monate.
Caritas-Präsident Michael Landau pocht auf einen Ausbau der Integrationsmaßnahmen angesichts der Flüchtlingsbewegungen der letzten Monate.
Caritas-Präsident: "Wenn die Quartierkrise von heute nicht zu einer Integrationskrise von morgen werden soll, werden wir schon bald so etwas wie eine doppelte Integration benötigen".
Caritas-Präsident Michael Landau pocht auf einen Ausbau der Integrationsmaßnahmen angesichts der Flüchtlingsbewegungen der letzten Monate. "Wenn die Quartierkrise von heute nicht zu einer Integrationskrise von morgen werden soll, werden wir schon bald so etwas wie eine doppelte Integration benötigen", so Landau gegenüber "Kathpress" am Dienstag, 29. September 2015. Er denke hier vor allem an Maßnahmen im Bildungs- und Arbeitsbereich und an Unterstützung bei der Wohnungssuche. Gleichzeitig müssten die Sorgen jener Österreicher ernst genommen werden, die angesichts steigender Asylantragszahlen zunehmend verunsichert seien.
Gemeinsam mit Politik und Zivilgesellschaft stehe man vor einer "großen Herausforderung", sagte der Caritas-Präsident. Er ermutigte dazu, die "neuen Mitbürger" auch als Chance zu begreifen - "etwa wenn es um die Entlastung der Sozialsysteme durch junge Zuwanderer oder um dringend benötigte Facharbeitskräfte geht". Schon heute wäre die Pflege in den Senioren- und Pflegewohnhäusern ohne Menschen mit Migrationshintergrund nicht denkbar.
Die Caritas legt im Bereich Integration einen Schwerpunkt auf die "kritische Phase" des Überstiegs vom Status des Asylwerbers hin zum anerkannten Flüchtling. Grundsätzlich dürften Flüchtlinge ab dem Erhalt eines positiven Bescheids noch vier Monate in der Grundversorgung bleiben, "dann sind sie auf sich alleine gestellt", so Karin Abram, Leiterin der Caritas-Stabsstelle "Innovation und Projekte" gegenüber "Kathpress" am Dienstag. In dieser Zeit müsse viel passieren, von der Arbeits- bis hin zur Wohnungssuche. "Besonders kritisch" sieht Abram die Wohnungssuche, vor allem im Stadtbereich, wo es nur wenig billigen Wohnraum gebe.
Ein Schlüssel zu erfolgreicher Integration sei der Spracherwerb. Die Caritas setzt hier vor allem auf ihre Lerncafes. In den 34 österreichweiten Einrichtungen unterstützen Freiwillige Kinder und Jugendliche beim Lernen, den Hausaufgaben und bei der Vorbereitung auf Schularbeiten. "Dieses Angebot wollen wir deutlich ausbauen, denn der Spracherwerb motiviert zu einem positiven Schulabschluss und macht Lust auf Bildung", so Abram. Über die Kinder erreiche man schließlich auch die Eltern, die so über Aspekte des Lebens in Österreich informiert werden könnten.
Von der Politik wünscht sich Abram mehr finanzielles Investment. Es sei Aufgabe der öffentlichen Hand, hier entsprechende Regelstrukturen zu schaffen. Es gebe gut ausgebildete Flüchtlinge, deren Bildungsabschlüsse anerkannt werden müssten. Es brauche aber auch Angebote für Flüchtlinge ohne entsprechende Qualifikationen.
Caritaspräsident Landau verwies auf das "große Kapital", das in der Arbeitskraft der Menschen liege, etwa zur Deckung des Bedarfs in der Gesundheitsversorgung, Pflege oder bei den Facharbeitskräften. Viele der Ankommenden brächten "eine ganze Menge Qualifikationen mit, die für Österreich hilfreich sein könnten", berichtete Landau über seine Erfahrungen aus Gesprächen mit Flüchtlingen. Viele Syrer seien gut ausgebildet dank des früher ausgezeichneten Bildungssystems in ihrer Heimat.
Caritas Österreich: