„Ich lerne viel von meinem Hund“: Pfarrer Wolfgang Kimmel und sein treuer Begleiter Pimperl.
„Ich lerne viel von meinem Hund“: Pfarrer Wolfgang Kimmel und sein treuer Begleiter Pimperl.
Papst Franziskus hat mit seiner Enzyklika den Blick für die Mitwelt in der Schöpfung geöffnet. Pfarrer Wolfgang Kimmel im SONNTAG-Gespräch über Tierethik und die Sehnsucht nach dem Paradies.
Uns erscheinen „die Geschöpfe dieser Welt nicht mehr als eine bloß natürliche Wirklichkeit, denn geheimnisvoll umschließt sie der Auferstandene und richtet sie auf eine Bestimmung der Fülle aus“, schreibt Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si´“.
Erstmals hat ein Papst die „Mitwelt“ des Menschen in das Zentrum der Betrachtung gerückt. Er verweist auf sein Namensvorbild, den hl. Franz von Assisi: Die Reaktion des hl. Franziskus „war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert.“
Angesichts der Bedrohung unseres Planeten und der in der Geschichte der Menschheit nie dagewesenen Ausbeutung auch der Tiere durch Massentierhaltung zwecks billiger Fleischproduktion kann die Haltung des hl. Franz nicht mehr als das romantische Beiwerk einer Heiligenlende abgetan werden.
„Wir Christen müssen uns klar werden, dass es ein Umdenken braucht wie es der Papst fordert, um des Heils des ganzen Planeten willen“, betont Wolfgang Kimmel, Pfarrer in Dornbach, im Gespräch mit dem SONNTAG aus Anlass des Welttierschutztages am 4. Oktober.
„Gott der Tiere“ lautet der Titel seiner Doktorarbeit, in der sich der Theologe mit den Fragen einer christlichen Tierethik auseinandergesetzt hat.
„Der übermäßige Fleischkonsum, der immer mehr Teile der Welt befällt, verursacht viele massive Umweltprobleme, wie den zu hohen CO2-Ausstoß. Es ist höchste Zeit, dass wir den Aufruf der Enzyklika ernst nehmen: weniger Fleisch zu essen und nur solches, dass aus einer Produktion kommt, die ethisch vertretbar ist“, unterstreicht Wolfgang Kimmel.
Der moderne Mensch habe sich entfernt von seiner Mitwelt, nicht nur von den Tieren, sondern auch von der Mitschöpfung an sich. Menschen früherer Zeiten lebten selbstverständlich mit und unter den Tieren.
Wie der Mensch seien auch Tiere Bundesgenossen Gottes, so Wolfgang Kimmel: „Gott schließt einen Bund nicht nur mit dem Menschen, sondern mit der Schöpfung.
Das ist eine Grundlage des biblischen und christlichen Glaubens, dass Gott der Schöpfer aller Dinge ist und so auch der Tierwelt.“
Daraus folgt, dass der Mensch eine moralische Verpflichtung gegenüber der Mitwelt und der Tierwelt habe. „Wir können heute die Tiere in diese Kategorie der von Jesus geliebten Kleinen, Schwachen und Geringen einordnen, weil Tiere Gefühle haben, Schmerz empfinden und auch leiden können“, sagt Wolfgang Kimmel.
Der Dornbacher Pfarrer wird seit elf Jahren von seinem Hund „Pimperl“ (so hieß auch der Hund Mozarts) begleitet, einem englischen Windhund. Pimperl ist fast immer mit dabei und wird von seinem Herrl liebevoll umsorgt.
„Es ist eine besondere Erfahrung für mich gewesen, dass Tiere, wenn wir sie in unsere Welt hineinholen, zu Begleitern werden, zu Lebewesen, mit denen wir sehr gut kommunizieren können, wo wir einander verstehen und wirklich Freud und Leid teilen“, so Kimmel.
„Ich lerne viel von meinem Hund, z. B. dieses unmittelbare Staunen vor der Schöpfung, das ich sonst in der Betrachtung versuche mühsam zu erlernen. Tiere leben ganz im Hier und Jetzt und sind so Lehrmeister des Gebets.“
Tiere berührten eine Ursehnsucht im Menschen nach dem ursprünglichen Heilszustand im Garten Eden, wo Mensch und Tier friedlich miteinander lebten.
Wolfgang Kimmel: „Wir können, wenn wir z. B. in einer Familie mit Tieren leben, etwas von diesem gemeinsamen Gartenerlebnis auch in unserer Welt spürbar und erlebbar haben.“
Papst Franziskus verweist in seiner Enzyklika auf Gottes Gegenwart in der Schöpfung: „Die gleichen Blumen des Feldes und die Vögel, die er mit seinen menschlichen Augen voll Bewunderung betrachtete, sind jetzt erfüllt von seiner strahlenden Gegenwart.“
Viele Heilige wie etwa Don Bosco, Benedikt oder Dominicus fanden in Tieren treue Begleiter. „Heilige sind dadurch ausgezeichnet, dass sie den messianischen Endzeitfrieden wie er in Jesaja 11 geschildert wird ein Stück weit schon vorweg nehmen.
Diese Tiergeschichten spiegeln wider, dass Frieden, Harmonie und Kommunikation in der ganzen Schöpfung herrschen können – so wie am Beginn der Schöpfung. Dafür sind Heilige die Künder und Vorboten.“
Tiere gehörten zu Gott dazu. „Die katholische Kirche hat in puncto Schöpfungs- und Umwelttheologie viel nachzuholen“, sagt Wolfgang Kimmel.
„Laudato si´" sei die erste Enzyklika, in der ein Papst über die Mitwelt nachdenke und uns auffordere, sensibler zu sein und uns nicht vom Konsumismus beherrschen zu lassen.
Tiere werden gesegnet u. a.
um 16 Uhr auf dem Stephansplatz von Dompfarrer Faber und
um 17.30 Uhr in der Pfarre Dornbach (Rupertusplatz 4, 1170 Wien) von Pfarrer Kimmel.
St. Peter und Paul - Wien 17, Rupertusplatz 4 (Pfarrsäle) und 5 (Kanzlei)
Telefon und eMail: +43 1 486 2596 Kanzlei@pfarredornbach.at
Pfarrer
Dr. Wolfgang Kimmel
Tel. 486 2596
pfarrer@pfarredornbach.at
Weitere Informationen zu "Der Sonntag" die Zeitung der Erzdiözese Wien