"Humilitas - lateinisch für Demut - heißt zu Boden zu gehen und dann ganz anders wieder aufzustehen", so Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger.
"Humilitas - lateinisch für Demut - heißt zu Boden zu gehen und dann ganz anders wieder aufzustehen", so Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger.
Im Stift Klosterneuburg sprachen drei Experten bei den Theologischen Umweltgesprächen über die Bedeutung des Bodens.
Ganz im Zeichen des Bodens standen die diesjährigen Theologischen Umweltgespräche am Freitag, 2. Oktober, im Stift Klosterneuburg. Seit 2012 sind sie als Kooperation zwischen der Diözese St. Pölten und der Erzdiözese Wien fixer Bestandteil der Schöpfungszeit.
"Wenn wir uns schon intensiv mit den Boden beschäftigen, dann sollten wir uns von denen auch belehren lassen, die vom Boden wirklich leben", sagte Prämonstratenser-Chorherr von Stift Geras, Benedikt Felsinger, in seinem Vortrag. Der Mensch selber könne dem Menschen sehr vieles vermitteln, aber doch neige er dazu zu moralisieren, den Zeigefinger zu erheben. "Da können wir die Lehre oder das, was gut gemeint, gar nicht annehmen." Er als Kräuterpfarrer sieht die Pflanzen als Vermittler. "Wir nennen sie auch die Bodenzeiger. Sie signalisieren uns, dass mit dem Boden, mit der ganzen Erde etwas nicht stimmt. Die Pflanzen sind darauf spezialisiert, mit jeder Art des Bodens zurechtzukommen, sofern sie gottgegeben oder - anders gesagt - natürlich sind."
Es gebe eine Fülle an Lebewesen, die sich genau nach der Beschaffenheit des Bodens orientieren und eben nicht an jedem Standort wachsen können, so Felsinger: "Da wir den Bezug zum Boden verloren haben, können wir überall uns hinsetzen, ihn verbauen und wundern uns darüber, dass wir immer mehr krank werden. Wenn ich die Erde verändern möchte, hilft nur eine Bewegung: Humilitas - lateinisch für Demut - heißt zu Boden zu gehen und dann ganz anders wieder aufzustehen."
"Für die Fruchtbarkeit und gute Struktur des Bodens sei ein vielfältiges, sehr leistungsfähiges Bodenleben notwendig", sagte Robert Kraner von der Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich. "Was für das Bodenleben gut ist: Es braucht regelmäßig Essen und Trinken. Wenn ein Acker oder andere Kulturen über längere Zeiten offen gehalten werden, brach liegen, dann fehlt für diese Zeit das Essen für das Bodenleben. Dann wird es ausgedünnt, dann stirbt es aus. Wenn ich umgekehrt schaue, dass ich bei Getreide Untersaaten anbaue, die nach der Getreideernte auf dem Feld stehen bleiben, weiterwachsen können, später eingearbeitet werden und verrotten können, dann wird das Bodenleben versorgt."
Kraner sieht eine starke Gefahr für den Boden in der Versiegelung. "Pro Tag gehen 20 Hektar in Österreich gehen verloren, werden von Ackerland zu Bauland umfunktioniert. Der Boden hat vielfältige Funktionen einerseits, dass er Wasser bei Starkregen aufnimmt, andererseits dass er uns mit Nahrung versorgt. Wenn er zuasphaltiert wird, ist es vorbei. Das Bodenleben ist vernichtet, hat keinen Lebensraum mehr."
Wolfgang Hamm, Weingutsleiter im Stift Klosterneuburg, sprach vom Glück, "dass wir unsere Weingärten nicht nur in Klosterneuburg haben, sondern wir auf vier ganz unterschiedlichen Orte und damit Bodenbeschaffenheiten zurückgreifen können. Wir können genau den perfekt passenden Boden für die jeweilige Rebsorte aussuchen. Dieses Jahrhunderte alte Wissen, das hier entstanden ist, und diese Abstimmung, welche Sorte auf welchen Boden passt, das ist auch einer der Gründe, warum Tradition im Weinbau weltweit so eine große Rolle spielt".
Dieses Wissen könne nicht innerhalb von Wochen oder Monaten erworben werden, sondern es bedürfe vieler Generationen, um daraus zu lernen. "Die besten und berühmtesten Weine der Welt stammen nach wie vor aus dem alten Europa, wo eben genau diese Tradition vorhanden ist, begründet meistens von den Klöstern." Das größte Mysterium des Weines, so Hamm abschließend: "Der Boden beeinflusst nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch ganz intensiv den Geschmack der Trauben und schlussendlich den Wein."