Das persönliche Gewissen, so Haidinger, werde künftig in der Kirche ein noch viel größere Rolle spielen. Das werde auch zu gewissen "Ungleichzeitigkeiten" in der Kirche führen.
Das persönliche Gewissen, so Haidinger, werde künftig in der Kirche ein noch viel größere Rolle spielen. Das werde auch zu gewissen "Ungleichzeitigkeiten" in der Kirche führen.
"Für eine Kirche, in der alle Platz haben", plädiert Christian Haidinger, Abt des Stiftes Altenburg, Abtpräses und Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden, in seinem neuen Buch.
Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der heimischen Männerorden, sieht in Papst Franziskus den Hoffnungsträger für eine Kirche, in der alle Menschen Platz haben. Bei der derzeit tagenden Bischofssynode in Rom zu Ehe und Familie würden Meinungen aufeinanderprallen, so Haidinger in Wien bei der Präsentation seines neuen Buches: "Das ist gut so, und es soll ein ordentliches Gewitter geben. Die Bischöfe mögen die Verantwortung wahrnehmen, dass alle in der Kirche ihrem Platz haben." Das persönliche Gewissen werde künftig in der Kirche ein noch viel größere Rolle spielen, zeigte sich der Abtpräses überzeugt. Das werde auch zu gewissen "Ungleichzeitigkeiten" in der Kirche führen.
An Papst Franziskus gefalle ihm besonders "seine erfrischende Art, wie er auf die Menschen zugeht, mit so viel Emotionalität und Liebe". Franziskus spreche Dinge auf eine Art und Weise an, wie man es von einem Papst nicht gewohnt sei.
Haidinger schildert in seinem biografischen Buch "Geh, wohin ich dich sende!", wie er immer wieder Aufgaben zugesprochen bekam, die er nie anstrebte: vom Religionslehrer im Stiftsgymnasium Kremsmünster über die Aufgaben als Gastpater, Kulturverantwortlicher und Novizenmeister im Stift bis zum Generaldechant der Diözese Linz und dem Amt des Abtpräses der österreichischen Benediktinerkongregation; zuletzt schließlich 2005 seine Wahl zum Abt des Stiftes Altenburg und die Wahl 2013 zum Vorsitzenden der Superiorenkonferenz der heimischen Männerorden.
Oft habe ihm der Gehorsam neue Erfahrungen ermöglicht, auch wenn das im ersten Augenblick noch nicht abzusehen war, sagte Haidinger: "Erst später hat sich vieles als Wille Gottes gezeigt." Wenn er auf junge Menschen trifft, die ihre Berufung im Ordens- und Priesterberuf erahnen, dann erzähle er gerne von seinen eigenen "Berufungsschritten". "Hellhörig sein ist ganz wichtig und offen sein dafür, was Gott mir sagen will", betonte der Ordensmann.
Der Eintritt ist Kloster Kremsmünster 1964 und die Wahl zum Abt des ihm ganz unbekannten Waldviertler Stifts Altenburg 2005 seien sicherlich die einschneidendsten Lebensentscheidungen gewesen, so Haidinger. Am 9. Mai 2005 habe er einen Anruf erhalten, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass die Mönche von Stift Altenburg ihn gerade zum Abt gewählt hätten. Dabei habe er zuerst an einen Scherz gedacht, da er zuvor lediglich als Jugendlicher eine halbe Stunde in dem Kloster verbracht habe. Nach drei Tagen Bedenkzeit habe er sich schließlich dafür entschieden. "Es kommt sicher selten vor, dass man als Abt zum ersten Mal in sein Kloster einzieht."
Einen besonderen Stellenwert misst Haidinger in seinem Buch den Frauen in der Kirche zu. Angesprochen auf das Frauenpriestertum hielt Haidinger bei der Buchpräsentation fest: "Ich habe es nie gefordert, sondern ich habe immer mein Überzeugung geäußert, dass es kommen wird. Damit wurde ich für viele zum Hoffnungsträger. Es braucht die offene transparente Auseinandersetzung."
Zum Thema Homosexualität stellte er die Frage in den Raum: "Wie können wir gut mit Menschen umgehen, die homosexuell geprägt sind und in der Kirche ihren Platz suchen?"
Haidinger ging auch auf die kirchlichen Missbrauchsfälle ein, von denen u.a. auch das Stift Kremsmünster betroffen war. Der Abtpräses berichtete, dass er mit einem betroffenen Mitbruder 29 Jahre gemeinsam unterrichtet habe: "Was mich persönlich so betroffen gemacht hat: Ich habe nie etwas gemerkt."
Gerda Schaffelhofer, Geschäftsführerin der Verlagsgruppe "Styria", beschrieb Abtpräses Haidinger bei der Präsentation als einen Menschen, der "sein ganzes Leben in Gottes Hand legt". Haidingers Buch mache "Mut zu einem grenzenlosen Vertrauen in einen Schöpfer, der es mit den Menschen gut meint", so Schaffelhofer.
(Christian Haidinger: Geh, wohin ich dich sende!, "styria premium" 2015)
Geh, wohin ich dich sende!
Verlag: styriabooks.at