Accras Erzbischof Palmer-Buckle: "Wollen Werte zum größeren Nutzen der Kirche einbringen" - Patriarch von Antiochien wirft Westen Tatenlosigkeit angesichts der Christenverfolgung vor.
Der afrikanische Erzbischof Gabriel Charles Palmer-Buckle hat die Behauptung zurückgewiesen, afrikanische Bischöfe würden bei der Bischofssynode Reformen blockieren. "Wir sind nicht hier, um zu blockieren, sondern um unsere Werte zum größeren Nutzen der Kirche einzubringen", sagte der Erzbischof von Ghanas Hauptstadt Accra am Donnerstag, vor Journalisten im Vatikan.
Zugleich trat er dem Vorwurf entgegen, die afrikanischen Bischöfe setzten sich nicht genügend gegen die Diskriminierung von Homosexuellen ein. Sie stimmten in dieser Frage voll mit Papst Franziskus überein, der gesagt habe, "wer bin ich, das ich über sie urteile". Die afrikanischen Bischöfe hätten in ihren Dokumenten die Achtung der Menschenrechte und der Würde Homosexueller gefordert und bekräftigt, dass auch "Menschen, die anders sind als wir, Töchter und Söhne Gottes sind, und wir sie aufzunehmen haben".
Zugleich warb Palmer-Buckle um Verständnis dafür, dass es immer noch Diskriminierung gebe. "Wir tun, was wir können." Aber es sei unmöglich, kulturelle Prägungen, die seit Jahrtausenden bestünden, "über Nacht" zu ändern.
Der Erzbischof aus Ghana kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Kopplung westlicher Entwicklungshilfe an die Voraussetzung, dass die betreffenden Länder gleichgeschlechtliche Ehen rechtlich anerkennen. Eine solche Bedingung verletze die Souveränität eines Landes.
Weiter widersprach Palmer-Buckle der zuvor von einigen afrikanischen und asiatischen Synodenteilnehmern geäußerten Einschätzung, das Arbeitspapier sei zu sehr durch die westliche Sicht geprägt. "Wir glauben nicht, dass die Themen rein europäisch sind, es sind Themen der gesamten Kirche." Wenn die Kirche in Europa sich um etwas sorge, dann sorge sich auch die in Afrika. Gleiches gelte umgekehrt.
Im Vorfeld der Bischofssynode hatte es Diskussionen um das afrikanische Thesenpapier zur Bischofssynode gegeben. Darin wird unter anderem der Vorwurf laut, der Westen zerstöre mit seinen individualistischen Lebensweisen die afrikanischen Familien.
Das Papier solle den afrikanischen Bischöfen helfen, den Kontinent bei der Synode gegen westlichen "Neokolonialismus" zu verteidigen, formulierte unlängst der aus Guinea stammende Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah. "Warum sollten wir denken, dass nur die westliche Sicht des Menschen, der Welt, der Gesellschaft gut, richtig und universal ist?", so Sarah. 54 der insgesamt 270 Synodenväter stammen aus Afrika.
Bei derselben Pressekonferenz im Vatikan warf der syrisch-katholische Patriarch von Antiochien, Ignatius Joseph III. Younan, dem Westen Tatenlosigkeit angesichts der Christenverfolgung im Nahen Osten vor. "Der Okzident hat uns vergessen und verraten", sagte er vor den Journalisten. Die westliche Politik orientiere sich an wirtschaftlichen Interessen und gehe auf Kosten der verfolgten Christen im Orient.
Die gegenwärtige Lage der Christen insbesondere in Syrien und dem Irak beschrieb Younan als dramatisch. "Die Christen wollen raus aus der Hölle, in der sie leben, sie sind nicht nur nicht sicher, sondern werden verfolgt", so der Patriarch. Angesichts dieser Tragödie seien die Kirchenführer hilflos.
Die Weltbischofssynode 2015 auf www.erzdioezese-wien.at
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