Gottesdienst zu feiern, tut Menschen mit Demenz in vielerlei Hinsicht gut. Demenzfreundlich gestaltet Gottesdienste sprechen sie auf allen Sinnesebenen an.
Gottesdienst zu feiern, tut Menschen mit Demenz in vielerlei Hinsicht gut. Demenzfreundlich gestaltet Gottesdienste sprechen sie auf allen Sinnesebenen an.
Menschen mit Demenz – nicht an den Rand drängen, sondern in die Mitte holen, etwa mit demenzfreundlichen Gottesdiensten. Eine Broschüre gibt Anregungen, wie ein solcher Gottesdienst gestaltet werden kann.
Jeden Sonntag kam Gerlinde Sturm in den Gottesdienst. Pünktlich um 8.30 Uhr. Ihr ganzes Leben lang.
Doch eines Tages stand sie plötzlich am Dienstag in der Früh in der Kirche, statt am Sonntag. Dann einmal am Freitag.
Frau Sturm wusste einfach nicht mehr genau, wann Sonntag war, denn Frau Sturm hat Demenz.
„Demenz ist etwas, was viele Menschen betrifft “, sagt Beatrix Auer, Leiterin des Fachbereichs Seniorenpastoral in der Erzdiözese Wien: „Viele von ihnen waren ihr Leben lang in einer Pfarre beheimatet, sind gerne in die Kirche gegangen. Und gerade auf sie dürfen wir in den Pfarren nicht vergessen.“
Gerade der Gottesdienst sei ja etwas, was Menschen mit Demenz ganz stark anspricht – auf allen Sinnesebenen. „Gottesdienst tut Menschen mit Demenz mehrfach gut – zum einen Mal so wie Gottesdienst ohnehin jedem gläubigen Menschen gut tut, aber auch in dem Sinne, dass sie etwas machen, was sie kennen, was ihnen vertraut ist.“
Immer öfter entschließen sich Pfarren, den einen oder anderen Gemeindegottesdienst „demenzfreundlich“ zu gestalten.
Wie aber sieht so ein demenzfreundlicher Gottesdienst aus? „Im Grund würde ich eine ganz normale Sonntagsmesse feiern“, rät Beatrix Auer: „Und würde bei der Gestaltung darauf achten, dass ich meine Sprache sehr einfach halte, aber keine kindliche Sprache verwende.
Ich muss mir bewusst machen, dass ich 80-, 85-jährige Erwachsene vor mir habe, Menschen mit einer reichen Lebenserfahrung. Ich würde Lieder auswählen, die bekannt sind oder Lieder mit einem einfachen Refrain.“ Zudem kann auch einmal bewusst Weihrauch verwendet werden.
Oder man stellt etwas zum Thema Passendes neben den Altar – bei einer Erntedankfeier könnte das etwa eine Erntekrone sein.
Oft seien es die ganz einfachen Sachen, die helfen, Menschen auf allen Sinnesebenen anzusprechen, so Beatrix Auer.
Nun ist in Zusammenarbeit des Fachbereichs Seniorenpastoral der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien, der Caritas Socialis und der Caritas eine Broschüre zum Thema demenzfreundlich Gottesdienst feiern entstanden.
In „Ja, ich will euch tragen bis zum Alter“ sind viele Anregungen und Hilfen zur Feier von demenzfreundlichen Gottesdiensten enthalten.
Zudem versteht sich das Druckwerk auch als Einladung an alle, Menschen mit Demenz im Alltag der Gemeinde wahrzunehmen und am gemeinsamen Feiern teilhaben zu lassen. „Viele Pfarren engagieren sich bereits im Hinblick auf Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
Der erste Schritt dabei ist, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es Menschen mit Demenz in einer Gemeinde gibt.
Der zweite ist, sich zu überlegen, wie man diese Menschen und auch ihre Angehörigen wieder in die Mitte der Kirche holt“, sagt Beatrix Auer.
Da gelte es natürlich zuerst einmal herauszufinden, was diese Menschen überhaupt brauchen.
Brauchen sie etwa am Sonntag jemanden, der sie von zuhause abholt und wieder nach Hause bringt? Und kann diesen Dienst vielleicht irgendjemand in der Pfarre übernehmen?
„Gut ist es auch, mit Angehörigen ins Gespräch zu kommen“, sagt Beatrix Auer: „Fragen Sie doch einmal nach, warum die Älteren nicht mehr in den Gottesdienst gehen.
Demenz verändert einen Menschen manchmal so, dass er sich originell benimmt, so dass sich Angehörige auch nicht mehr trauen, in die Messe zu kommen, weil sie fürchten, die Alten könnten stören.“ Diesen Druck könne man nehmen, den Menschen sagen, dass das nichts macht, dass das eben dazugehört.
Mit ein bisschen Achtsamkeit könne man bewirken, dass sich auch Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in der Kirche wieder wohl und zuhause fühlen. „Und ist das nicht auch eine der Aufgaben der Kirche?“
Die Broschüre „Ja, ich will euch tragen bis zum Alter" zum downloaden.
Nähere Informationen auch im Fachbereich Seniorenpastoral,
Tel.: 01/ 51552-3335
Weitere Informationen zu "Der Sonntag" die Zeitung der Erzdiözese Wien