Mit einem hochkarätigen römischen interreligiösen Kongress begehen Vatikan und Gregoriana-Universität in der vierten Oktoberwoche den 50. Jahrestag der Konzilserklärung "Nostra aetate", die am 28. Oktober 1965 verabschiedet wurde.
Mit einem hochkarätigen römischen interreligiösen Kongress begehen Vatikan und Gregoriana-Universität in der vierten Oktoberwoche den 50. Jahrestag der Konzilserklärung "Nostra aetate", die am 28. Oktober 1965 verabschiedet wurde.
Teilnehmer aus allen Weltreligionen diskutieren von 26. bis 28. Oktober in der Gregoriana.
Mit einem hochkarätigen römischen interreligiösen Kongress begehen Vatikan und Gregoriana-Universität in der vierten Oktoberwoche den 50. Jahrestag der Konzilserklärung "Nostra aetate", die am 28. Oktober 1965 verabschiedet wurde.
In dem epochalen Dokument werden die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den nichtchristlichen Religionen neu geregelt. Der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog, die Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum und die Päpstliche Universität Gregoriana (PGU) wollen zum Jubiläum in dem internationalen Kongress vom 26. bis 28. Oktober, der von der PGU gehostet wird, mit Vertretern aus allen Weltreligionen des Ereignisses gedenken und die Auswirkungen der Veränderung während der letzten fünf Jahrzehnte analysieren.
Der Kongress beginnt am Montag, 26. Oktober, mit einem Grußwort des Gregoriana-Rektors P. Francois-Xavier Dumortier, SJ, und einer Einführung von P. Miguel Angel Ayuso Guixot, dem Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Interventionen der Kardinäle Kurt Koch (Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen) und Jean-Louis Tauran (Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog) folgen. Der Tag Vertretern der verschiedenen Religionen schließen mit Beiträgen ab.
Am Dienstag, 27. Oktober, werden brisantere Themen angesprochen, etwa "Religionen und Gewalt/Religionen und Frieden". Die Panels werden von P. Rocco D'Ambrosio SJ (PGU) moderiert. Unter den Referenten sind der Generalsekretär des Islamischen Kulturzentrums Italiens, Abdellah Redouane, der Direktor der Abteilung für interreligiöse Angelegenheiten des American Jewish Committee, Rabbi David Rosen, Sant'Egidio-Dialogexperte Alberto Quatrucci sowie der srilankesische buddhistische Cheftheologe Prof. Bellanwila Wimalaratana Anunayake Thera.
Die Nachmittagssitzung verspricht wegen der Zusammensetzung des Panels ebenfalls Spannung. Thema ist "Die Herausforderung der Religionsfreiheit". Bei den Vorträgen und Diskussionen werden sich u.a. P, Christian Rutishauser SJ, Konsultor des Heiligen Stuhls für die religiösen Beziehungen mit den Juden, Rabbi Daniel Sperber von der israelischen Bar-Ilan Universität und Rasoul Rasoulipor von der Human-Sciences-Fakultät der iranischen Kharazmi-Universität sowie und Swami Chidananda Andheri aus Indien.
Am Mittwoch, 28. Oktober, nehmen die Teilnehmer des Kongresses an der Generalaudienz auf dem Petersplatz teil. Papst Franziskus wird sie begrüßen und im Grußwort an den 50. Jahrestag von "Nostra aetate" erinnern. Am Nachmittag werden sie das Thema "Bildung und die Vermittlung von Werten" debattieren. Auf der Rednerliste sind u.a. Singh Walia von der Sri Guru Granth Sahib World University in Indien, Nayla Tabbara von der Adyan Foundation im Libanon, Roms Oberrabbiner Riccardo Segni sowie Samani Pratibha Pragya vom Jain Vishwa Bharati Institut in Großbritannien. Das Schlusswort wird Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erteilt, der zum Thema "Zum Frieden erziehen" sprechen wird.
Die Erklärung "Nostra Aetate" ("In unserer Zeit") klärt das Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. "Nostra Aetate" ist das erste offizielle Dokument der römisch-katholischen Kirche, in der die anderen Religionen positiv anerkannt werden. Das Dokument wurde von den Konzilsvätern am 28. Oktober 1965 mit 96-prozentiger Zustimmung (2.290 Ja- gegen 35 Nein-Stimmen) angenommen und von Papst Paul VI. rechtskräftig verkündete.
Die Erklärung betont das Verbindende mit den anderen Religionen, ohne den eigenen Wahrheitsanspruch zu schmälern. Die Katholische Kirche, so heißt es, lehne nichts von dem ab, was in den Religionen "wahr und heilig" sei. Christen, Juden und Muslime werden ermuntert, gegenseitige Missverständnisse im Dialog auszuräumen.
Das Kapitel über das Judentum ist das umfangreichste der Erklärung. Mit einer klaren Absage an den traditionellen Antijudaismus beginnt eine umfassende Aussöhnung der Kirche mit dem Judentum. Zwei zentrale Anliegen beinhaltet "Nostra aetate": erstens die Verurteilung des Antisemitismus, verbunden mit einem Schuldeingeständnis der Kirche als Mitverursacherin; zweitens die Notwendigkeit, dass die Kirche niemals die Wurzeln ihres Glaubens im Judentum vergessen darf.
Mit "Nostra Aetate" wurde klar festgeschrieben, dass die jüdische Religion für Christen nicht etwas Äußerliches ist, sondern in gewisser Weise zum Inneren ihrer eigenen Religion gehört. Zum Judentum haben die Christen eine so enge Beziehung wie zu keiner anderen Religion.
Hinsichtlich des Islam heißt es in dem Dokument wörtlich: "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten." Die Synodenväter rufen Christen und Muslime auf, "sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen".
Abschließend ruft "Nostra aetate" unter dem Titel "Universale Brüderlichkeit" zur Achtung der Würde jedes Menschen auf. Wörtlich heißt es: "Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht."