Die Flüchtlingskinder besuchen die Schulen als außerordentliche Schüler. Manche Kinder sind nicht alphabetisiert, manche haben bereits gute Schulerfahrung hinter sich.
Die Flüchtlingskinder besuchen die Schulen als außerordentliche Schüler. Manche Kinder sind nicht alphabetisiert, manche haben bereits gute Schulerfahrung hinter sich.
Leiter des Bildungsreferates der Orden, Luftensteiner: Umkomplizierte Hilfe steht im Vordergrund
Die derzeitige Flüchtlingssituation in Österreich hat an vielen heimischen Ordensschulen bereits Spuren hinterlassen: Zahlreiche Kinder von Flüchtlingsfamilien sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind als Schüler bei den 232 Bildungseinrichtungen angemeldet, deren Lehrer sich mit großem Engagement um die Einbindung der Kinder in den Klassenverband und um Anschluss an den Unterricht bemühen. Das hat Rudolf Luftensteiner, Leiter des neu geschaffenen Bildungsreferats der Ordensgemeinschaften Österreich, im Interview mit "Kathpress" dargelegt. "Unkomplizierte Hilfe" stehe bei allen Beteiligten im Vordergrund.
Die Flüchtlingskinder besuchen die Schulen als außerordentliche Schüler: "Man versucht, auf den jeweiligen Schüler konkret einzugehen und je nach Defiziten und Erfordernissen maximale Unterstützung zu liefern: Manche Kinder sind nicht alphabetisiert, manche haben bereits gute Schulerfahrung hinter sich", so Luftensteiner. In Schulzentren, die mehrere Schultypen beherbergen, sei diese Flexibilität am besten möglich. "Dann besuchen die Schüler beispielsweise nicht nur die 3A-Klasse, sondern beispielsweise auch den Deutschunterricht in der 3B", veranschaulichte der Pädagoge. Die Zusammenarbeit mit den Schulbehörden sei eng. In Wien etwa gebe es dank einer Initiative des Stadtschulrates eigene Klassen für Flüchtlinge.
Besonders würdigte Luftensteiner das Angebot von Lehrern an allen Ordensschulen, am Nachmittag in der eigenen Freizeit zu helfen, damit der Anschluss an die Klasse gelingt - und zwar unentgeltlich. Unkompliziert würden Sprachkurse organisiert, viele Kollegen holten zudem Fachkompetenz bei jenen Lehrern ein, die im Fremdsprachenunterricht bereits geschult sind. "Da wird sehr eng zusammengearbeitet und nicht auf die Zeit geschaut." Für sonstige Kosten, die für das zusätzliche Angebot an Nachmittagsbetreuung anfallen, komme meist der jeweilige Schulerhalter auf.
Die Schülerzahlen in den Ordensschulen zeigen für das laufende Schuljahr einen Aufwärtstrend, "erfreulicherweise in allen Schultypen", erklärte Luftensteiner im "Kathpress"-Interview. Besonders stark sei der Anstieg bei den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP). Für das laufende Jahr rechnet der Bildungsexperte kurz vor Abschluss der Erhebungen mit allen Bundesländern mit einer Gesamtzahl von 56.000 in den 232 Ordensschulen des Landes. Die Ordensschulen machen damit den Mammutteil innerhalb der katholischen Schulen aus, an denen österreichweit insgesamt 70.000 Schülerinnen und Schüler gemeldet sind.
Auf struktureller Ebene hat sich bei den Ordensschulen in diesem Schuljahr einiges geändert: Mit der Gründung eines neuen Bildungsreferates bei den Ordensgemeinschaften Österreich sollen Antworten für die Frage nach der grundsätzlichen Zukunftsrichtung gefunden werden. Trotz steigender Schülerzahlen ist nämlich die Zahl der an den Schulen präsenten Ordensmitglieder weiterhin rückläufig. "Bisher behalf man sich mit der Lösung von Vereinsgründung. Für die Zukunft sind jedoch neue Lösungen nötig", erklärte Luftensteiner.
Als Referatsleiter wird Luftensteiner seine bisherige Funktion als Geschäftsführer der "Vereinigung von Ordensschulen Österreich" voraussichtlich im Frühjahr 2016 abgeben. Wichtige Zielsetzung sei es für ihn, das "Markenprodukt Ordensschule" zu stärken und auch den gemeinsamen Anliegen eine Stimme zu geben. Meinungsbildung, Vertretung in der Öffentlichkeit oder Verhandlungen mit dem Ministerium werden dabei neben der Beratung der Schulen und ihrer Träger wesentliche Aufgaben sein.