Derzeit werden 27.000 Personen zu Hause "rund um die Uhr" betreut.
Derzeit werden 27.000 Personen zu Hause "rund um die Uhr" betreut.
NGOs wollen Kunden, Angehörigen und Personenbetreuern mit einer Selbstverpflichtung Transparenz, Sicherheit und Fairness garantieren
Caritas, Hilfswerk und Volkshilfe wollen die Qualität ihrer Leistungen in der Personenbetreuung durch eine Selbstverpflichtung hervorheben: Das Label "24h Betreuung - Sicher.kompetent.fair" soll Kunden, ihren Angehörigen und den Personenbetreuern gleichermaßen Qualität, Transparenz, Sicherheit und Fairness garantieren, legten Vertreter der drei Hilfsorganisationen am Dienstag, 17. November 2015, in einer Wiener Pressekonferenz dar.
Die Standards, die laut den drei Organisationen schon in der bisherigen Arbeit umgesetzt worden sind, umfassen laut Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger u.a. die umfassende Information und Beratung, ein Erstgespräch vor Ort durch Fachpersonal bei der Kundenaufnahme, ausreichend Transparenz bei den stets schriftlichen Verträgen, sowie während der Betreuung Fallbegleitung und Evaluierung mit regelmäßigen Visiten durch qualifiziertes Fachpersonal. Bei den Personenbetreuern werden u.a. formelle Voraussetzungen, fachliche und Deutschkenntnisse geprüft, die Gewerbe- oder Sozialversicherungsanmeldung sichergestellt und eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Zudem erfolgt die Einführung durch eine Fachkraft unter Einbeziehung von Angehörigen.
Hintergrund des gemeinsamen Schrittes sei auch eine Abgrenzung von manchen "schwarzen Schafen" bei den Pflegeanbietern, die es etwa an Transparenz bei den Leistungen und Preisen oder an Fairness gegenüber den Personenbetreuern mangeln lassen, erklärte Hilfswerks-Geschäftsführer Walter Marschitz. Würde deshalb das System in Frage gestellt, könnte dies Österreich einen "sofortigen Pflegenotstand" bescheren. Wie bei der Pressekonferenz anwesende Vertreter der Wirtschaftskammer und der Personenbetreuer betonten, gibt es aus diesem Grund auch Bestrebungen eines Qualitätssiegels für die Branche, bei dem etliche Punkte der Selbstverpflichtung der drei NGOs ebenfalls enthalten sein sollen.
Qualitative Personenbetreuung brauche außer den Qualitätsmaßnahmen auch politische Rahmenbedingungen, betonte Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter. Viele Familien könnten sich trotz Bedarf keine 24-Stunden-Betreuung leisten. Nötig sei deshalb eine Indexanpassung der Förderungen, eine fachliche Begleitung der Betreuung und die Möglichkeit für Kunden, den jeweils besten statt billigsten Anbieter zu nehmen. Ebenso forderte Wachter die Berücksichtigung der Betreuung in der Demenzstrategie der Regierung sowie Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote für Betreuer.
Derzeit werden rund 27.000 Personen in Österreich - rund sechs Prozent aller pflegebedürftigen Menschen - zu Hause "rund um die Uhr" betreut, Tendenz stark steigend. 56.816 Personenbetreuer sind für diese Gruppe aktiv (Stand Oktober 2015), wobei diese Zahl jährlich um ca. 5.000 bis 7.000 Personen zunimmt. 84 Prozent der Betreuer kommen aus der Slowakei oder aus Rumänien. Vergangenes Jahr bezogen 19.300 Personen eine Förderung für die 24-Stunden-Betreuung im Ausmaß von 550 Euro pro Monat. Der Gesamtaufwand dafür - derzeit 122,9 Millionen Euro - stieg gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent, die Fördersätze wurden jedoch nicht erhöht.
Caritas Österreich: