Immer mehr Bürger nutzen die Vorteile der Spendenabsetzbarkeit. Seit deren Verankerung im Jahr 2009 ist das Spendenaufkommen um 240 Millionen gesteigert worden.
Immer mehr Bürger nutzen die Vorteile der Spendenabsetzbarkeit. Seit deren Verankerung im Jahr 2009 ist das Spendenaufkommen um 240 Millionen gesteigert worden.
Der Fundraising-Verband präsentiert den Spendenbericht 2015.
Die Österreicherinnen und Österreicher spenden so viel wie noch nie: Für heuer erwartet der "Fundraising Verband Austria" (FVA) eine Summe von 600 Millionen Euro, das sind um fünf Prozent mehr als 2014. Mit 12 Millionen wurde in den letzten Wochen allein die Flüchtlingshilfe im In- und Ausland unterstützt. Das teilte FVA-Geschäftsführer Günther Lutschinger bei der Präsentation des Spendenberichtes 2015 am Dienstag, 1. Dezember 2015, in Wien mit. Besonders erfreulich: Immer mehr Bürger nutzen auch die Vorteile der Spendenabsetzbarkeit. Seit deren Verankerung im Jahr 2009 sei das Spendenaufkommen um 240 Millionen gesteigert worden, berichtete Lutschinger.
2015 sei nicht zuletzt durch die Flüchtlingsbewegungen ein besonderes Jahr gewesen. Die steigende Sensibilität für Armut und Notlagen habe vor allem im informellen Bereich zu erstaunlicher Hilfsbereitschaft geführt, freute sich auch Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger über viele spontane Sach-, Zeit- und Geldspenden durch nicht in Organisationen eingebundene Privatleute. Dieses Verhalten widerspreche der Behauptung einer "Ego-Gesellschaft". Bernhard J. Hofer von "Public Opinion" stellte bei der Pressekonferenz Fakten zum Spendenaufkommen in Österreich und Europa sowie zur Spendermotivation vor.
Die "Big Player" im heimischen Spendenwesen waren im Jahr 2014 das Rote Kreuz (64 Millionen Euro) und Caritas (60 Millionen), die allerdings gegenüber 2013 um neun Millionen weniger lukrierte: Caritas-Expertin Angelika Simma erklärte dies gegenüber "Kathpress" damit, dass 2013 für die Caritas u.a. wegen des Hochwassers in Österreich und der Flut auf den Philippinen ein positives "Ausreißerjahr" war und das Jahr 2014 deutlich über dem Ergebnis von 2012 liege. Unter den Top Ten der Spendenorganisationen sind mit der Dreikönigsaktion (16,5 Millionen Euro) und Missio (10,4) zwei weitere kirchliche NGOs, im Vorderfeld der insgesamt 1.135 erfassten Organisationen sind weiters "Jugend Eine Welt" (7,3), die von P. Georg Sporschill gegründeten "Concordia Sozialprojekte" (4,7), die MIVA (3,5) und "Sei so frei - Bruder in Not" (3,3).
Auf die Frage, warum gespendet wird, nennen die Österreicher als Hauptmotive "Sicherheit, dass Spende ankommt", "Organisation sympathisch" und "Solidarität mit Armen". Bei den Begünstigten liegen wie seit Jahren Kinder und Tiere an der Spitze; bemerkenswert ist laut Meinungsforscher Hofer, dass die Bereitschaft, für die Opfer von Kriegen im Ausland zu spenden, seit Jahren kontinuierlich steigt - von marginalen 1-2 Prozent vor zehn Jahren auf heuer erwartete 7 Prozent. Auch das Mitleid mit Obdachlosen und Bettlern im Inland steigt: Mit 15 Prozent liegt diese Zielgruppe bereist an vierter Stelle der Spendenzielgruppen, noch vor den Kirchen und Religionsgemeinschaften, wie Hofer darlegte.
Die Oberösterreicher sind im Bundesvergleich dieses Jahr am großzügigsten. Mit 154 Euro ist die durchschnittliche Spende hier besonders hoch und liegt klar über dem bundesweiten Schnitt von 112 Euro. Bei der Spendenbeteiligung hingegen sind die Wiener, Niederösterreicher und Burgenländer klar vorne. Hier spenden mit fast sieben von zehn Menschen so viele Menschen wie nirgends anders in Österreich. Schlusslichter bei der Spendenbeteiligung und -höhe sind die Steiermark und Kärnten.
Als "Spendenweltmeister" können sich die Österreicher seriöserweise nicht bezeichnen: Im internationalen Vergleich liegt Österreich mit 70 Euro pro Kopf deutlich hinter Großbritannien, dem Europa-Spitzenreiter (314 Euro), aber auch hinter der Schweiz (208), Deutschland (86) und allen skandinavischen Ländern.
Die Zahlen für 2015 sind noch vorläufig. Abzuwarten bleibt laut FVA, wie sich die Sammlungen rund um die Weihnachtszeit auf das Gesamtaufkommen auswirken werden. Diese betragen in der Regel 25 bis 30 Prozent des gesamten Aufkommens. Eines lasse sich aber jetzt schon sagen: "Entgegen vieler Befürchtungen ist die Solidarität der Österreicher weiterhin ungebrochen, die Österreicher sind solidarisch wie noch nie", zeigte sich Geschäftsführer Lutschinger beeindruckt.
Große Hoffnungen auf eine weiterhin positive Entwicklung setzt der Fundraising Verband im Blick auf die gerade laufende parlamentarische Diskussion um das Gemeinnützigkeitsgesetz. Dieses soll die Rahmenbedingungen für den gemeinnützigen Sektor "maßgeblich positiv beeinflussen". Lutschinger rechnet vor allem mit einem Impuls für die in Österreich noch unterentwickelten Stiftungen. Nachbesserungsbedarf sieht der Fundraising Verband aber auch bei der Spendenabsetzbarkeit, wo die Bereiche Tierschutz und Bildungseinrichtungen "massiv benachteiligt" seien. Es sei unverständlich, dass "Spenden für Schulen in entwickelten Ländern wie Serbien oder der Türkei absetzbar sind, für österreichische Schulprojekte allerdings nicht".
Volkshilfe-Vertreter Fenninger führte die Spendenbereitschaft darauf zurück, dass "der Mensch von Geburt an ein soziales Wesen" sei. Der Satz "Ich helfe, also bin ich" werde auch von der Hirnforschung bestätigt. Nachhaltige Hilfe gerade für die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen wird laut Fenninger noch lange notwendig sein, "daher danke ich allen, die Flüchtlinge willkommen heißen, aktiv sind und dabei auch finanziell unterstützen. Sie alle leisten einen wichtigen Beitrag für die Hilfe für Menschen in Not!", so Fenninger.
FUNDRAISING VERBAND AUSTRIA