Msgr. Otto Mauer Preis 2015-Preisverleihung: v.l.n.r.: Meinrad Handstanger, Generalvikar Nikolaus Krasa, Catrin Bolt
Msgr. Otto Mauer Preis 2015-Preisverleihung: v.l.n.r.: Meinrad Handstanger, Generalvikar Nikolaus Krasa, Catrin Bolt
Künstlerin, "die sich nicht scheut, brisante Themen aufzugreifen", bekam wichtigste österreichische Auszeichnung für junge Kunstschaffende.
Der "Msgr. Otto Mauer Preis 2015" wird mit Catrin Bolt einer Künstlerin verliehen, "die sich nicht scheut, brisante Themen aufzugreifen. Ihre Arbeiten sind gekennzeichnet durch die Gleichzeitigkeit von Geschichtsbewusstsein und gesellschaftlichem Engagement, konzeptuellem Kalkül und ästhetischem Anspruch." Diese Würdigung der Jury, die die wichtigste österreichische Auszeichnung für junge Kunstschaffende der aus Kärnten stammenden und in Wien lebenden Künstlerin zuerkannte, unterstrich der Wiener Jesuit und Kunsthistoriker P. Gustav Schörghofer beim Festakt am Donnerstagabend, 3. Dezember 2015 im Wiener Erzbischöflichen Palais. Überreicht wurde der mit 11.000 Euro dotierte Preis vom Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa.
Der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien - benannt nach dem 1973 verstorbenen, legendären Wiener Priester und Kunstförderer - vergab den gleichnamigen Preis heuer zum 35. Mal. Prämiert wird von einer jeweils wechselnden, hochkarätig besetzten Jury das gesamte bisherige Oeuvre einer Künstlerin oder eines Künstlers unter 40 Jahren.
Vom 6. Dezember 2015 bis 24. Jänner 2016 präsentiert Catrin Bolt bei freiem Eintritt ausgewählte Arbeiten unter dem Titel "Kapital und Interessen, meine Schulden groß und klein werden einst verrechnet sein" im "JesuitenFoyer" (Bäckerstraße 18, 1010 Wien; Öffnungszeiten: Montag und Dienstag 16-19 Uhr, Sonntag 12-13 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 0699/11.44.15.67).
In seiner Laudatio über die 36-jährige Preisträgerin wies P. Schörghofer darauf hin, dass in Bolts Arbeiten "bei allem ernsthaften politischen Engagement stets eine feine Ironie mitschwingt". Der Jesuit, der mit der Leiterin des Wiener Dommuseums, Johanna Schwanberg, der Mauer-Preisträgerin des Jahres 2013, Luisa Kasalicky, u.a. die Jury bildete, verwies auf die temporären "Guerilla-Skulpturen" (2011) aus zusammenklappbaren Holzsesseln, die Bolt an Orten wie Kreisverkehren oder vor Bahnhöfen aufbaute und fotografierte. Beim Mahnmal "Alltagsskulpturen" (2014) schrieb Bolt in großen Lettern Texte von Holocaust-Überlebenden auf die Gehsteige jener Orte, an denen die Ereignisse stattfanden - so etwa auf Bahnsteig 5 des Wiener Westbahnhofs, der in den letzten Wochen zu einem der Kristallisationspunkte der Flüchtlingsthematik wurde. Laut Jury "bewähren sich die Arbeiten von Catrin Bolt vor dem Hintergrund der aktuellen weltweiten gesellschaftlichen Umbrüche" und würden oftmals an Aktualität noch dazu gewinnen.
Catrin Bolt wurde 1979 in Friesach (Kärnten) geboren. Von 1997 bis 2003 studierte sie bei Peter Kogler in der Medienklasse an der Akademie der Bildenden Künste Wien, dabei arbeitete sie gemeinsam mit Marlene Haring als "Halt+Boring" (1999-2003). Neben der Präsentation ihrer Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen arbeitet sie intensiv mit den Möglichkeiten von Kunst im öffentlichen Raum. Zurzeit arbeitet Bolt an der Umsetzung von zwei Ehrenmälern für die Soziologin Marie Jahoda und die Romanistin Elise Richter im Arkadenhof der Universität Wien, mit denen die Universität weibliche Wissenschaftlerinnen ehren will.
Seit 1981 verleiht der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien den "Msgr. Otto Mauer Preis" für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Franz König und dem Erben Mauers, Prälat Karl Strobl, gegründet und dient im Gedenken an den Namensgeber dem Ziel, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten und weiterzuführen.
Unter den mit dem Mauer-Preis ausgezeichneten Künstlern finden sich u.a. Erwin Wurm (1984), Franz West (1986), Brigitte Kowanz (1989), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000) und das diesjährige Jury-Mitglied Luisa Kasalicky die Auszeichnung. Im Vorjahr erhielt die türkischstämmige Künstlerin Nilbar Güres den Preis.
Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien:
www.otto-mauer-fonds.at