Eines der bekanntesten Gotteshäuser Wiens, die Kirche Maria vom Siege im 15. Gemeindebezirk, wird in den kommenden Monaten von der katholischen an die koptisch-orthodoxe Kirche übergeben.
Eines der bekanntesten Gotteshäuser Wiens, die Kirche Maria vom Siege im 15. Gemeindebezirk, wird in den kommenden Monaten von der katholischen an die koptisch-orthodoxe Kirche übergeben.
Kardinal Schönborn und der koptische Bischof Gabriel unterzeichneten die Verträge über die Schenkung des Gotteshauses durch die Pfarrgemeinde.
Papst-Patriarch Tawadros II. wird zur Weihe nach Wien kommen.
Die Wiener Kirche Maria vom Siege im 15. Bezirk wird an die koptisch-orthodoxe Kirche übergeben. Kardinal Christoph Schönborn, der Pfarrer von Maria vom Siege, P. George Vadakkekara VC, und der für Wien zuständige koptische Bischof Gabriel unterzeichneten am Freitag, 4. Dezember 2015, die entsprechenden Verträge.
Kardinal Schönborn sagte bei der Unterzeichnung, es sei ein „großer Moment“ für die Erzdiözese Wien: „Die katholische Gemeinde Maria vom Siege, Pfarrer und Pfarrgemeinderat haben einen sehr mutigen Weg beschritten. Nicht der Bischof ordnet an, sondern die Pfarrgemeinde schenkt das Gotteshaus. Eine solche Offenheit bringt auch Früchte“. Gerade jetzt, da so viele orientalische Christen ihre Heimat verlassen müssen, sei das Anliegen klar, betonte der Kardinal: „Diese Christen sollen wissen, dass sie in Wien eine neue Heimat finden können. Für uns ist es eine Ehre und ein Gewinn, dass wir Christen aus den Ursprungsländern des Christentums aufnehmen dürfen. Sie bereichern unser Christsein in Wien durch ihren Glauben, ihr Leben und ihr Zeugnis für Christus“.
Bischof Gabriel dankte Kardinal Schönborn, der Pfarre, Pater George und allen Verantwortlichen der Erzdiözese in herzlichen Worten: „Wir werden nie vergessen, dass Sie der kleinen koptischen Kirche helfen wollen“. Seit dem Beginn der koptischen Präsenz in Wien habe die katholische Kirche die Mitchristen aus Ägypten tatkräftig unterstützt, sagte der Bischof und erinnerte daran, dass der erste koptische Seelsorger in der Bundeshauptstadt, P. Johannes El Baramousy, ab 1976 viele Jahre Aufnahme im Wiener Schottenkloster gefunden hatte. In besonderer Weise dankte der koptische Bischof Kardinal Schönborn für die unterstützenden Bemühungen, die 2003 zur staatlichen Anerkennung der koptischen Kirche in Österreich führten: „Danke für die Nächstenliebe. Nur Gott kann das vergelten“, sagte Bischof Gabriel.
In Maria vom Siege werden die koptischen Christen die Katholiken stets „in Liebe und Dankbarkeit“ in ihr Gebet einschließen, versicherte der koptische Bischof an. Übereinstimmend mit Kardinal Schönborn stellte der Bischof fest, der Titel der großen Kuppelkirche am Gürtel sei ein Hinweis darauf, dass „letztlich nicht die Waffen siegen, sondern der Glaube: Maria ist die Siegerin“. Dieser Gedanke sei in der koptischen Theologie tief verwurzelt und gehe auf eine der großen Gestalten des ägyptischen Christentums, den Heiligen Kyrill von Alexandrien, zurück.
Die Übernahme der Kirche durch die koptisch-orthodoxe Kirche soll in den kommenden Monaten erfolgen. Der koptische Papst-Patriarch Tawadros II. werde zur Weihe der Kirche nach Wien kommen, kündigte Bischof Gabriel an. Tawadros II. schätze Kardinal Schönborn und die Erzdiözese Wien überaus und fühle sich zutiefst mit den österreichischen Katholiken verbunden.
Die Zahl der koptischen Christen in Österreich bezifferte Bischof Gabriel mit mehr als 10.000, die meisten leben in Wien, die Zahl steige ständig. Maria vom Siege wird die zweite große koptische Kirche in Wien nach der koptischen Marienkathedrale in der Quadenstraße in Wien-Donaustadt sein, die drei anderen koptischen Gotteshäuser sind sehr klein.
Maria vom Siege zählt zu den imposantesten Kirchenbauten Wiens und ist ein Hauptwerk des Dombaumeisters Friedrich Schmidt. Die Kirche wurde 1868 bis 1875 errichtet und ist weltweit eines der wenigen Beispiele einer neogotischen Kuppelkirche. Im Mittelpunkt des gewaltigen Kuppelgewölbes (Innenkuppelhöhe 34 Meter) steht das Bild des segnenden Christus. Das Konzept erinnert stark an die Bildsprache frühchristlich-byzantinischer Kirchen.
Die katholische Erzdiözese hat rund 1.000 Kirchen und Kapellen, die regelmäßig für Gottesdienste genützt werden. Die Übergabe der Pfarrkirche Maria vom Siege entspricht der in der Erzdiözese geübten Praxis, Kirchen, die wegen ihrer Baulast nicht mehr von der Gemeinde erhalten werden können, an eine der rasch wachsenden christlichen Gemeinden abzugeben, die zusätzliche Gottesdienststätten dringend brauchen. Der in den letzten Jahren sehr verdienstvoll in der Kirche Maria vom Siege tätige Vinzentinerorden soll in der Erzdiözese eine neue Aufgabe erhalten.