Sie wollte für Menschen schreiben, die sie gekannt hat, für die Weinbauern, Holzhändler und Kräuterfrauen der Gegend, für die Kinder, die niemals Latein lernten, und auch für die Klosterschüler des Göttweiger Berges.
• Frau Ava (*1060 †1127 in Kleinwien bei Göttweig) war eine Klausnerin und die erste namentlich bekannte Dichterin, die in deutscher Sprache schrieb.
Ihre Werke sind religiösen Inhaltes.
• Lene Mayer-Skumanz hat sich mit Frau Avas Leben und Werk intensiv beschäftigt und ein Buch über sie geschrieben: „Interessant war für mich, wie sie an die religiösen Stoffe herangeht.
Sie wollte für Menschen schreiben, die sie gekannt hat, für die Weinbauern, Holzhändler und Kräuterfrauen der Gegend, für die Kinder, die niemals Latein lernten, und auch für die Klosterschüler des Göttweiger Berges.
Frau Ava wollte die Geschichte der Kirche aufschreiben, beginnend mit Johannes dem Täufer – ihn stellt sie als Ermutiger und Tröster dar – bis zum Jüngsten Gericht. Nach Avas Verständnis hört die Kirche dann auf, denn sie ist nicht mehr nötig, das Reich Gottes beginnt. Das hat mich unglaublich fasziniert.
Das Leben Jesu beschreibt Frau Ava ausführlich, mit allen Frauengestalten der Bibel. Manches hat sie weggelassen, zum Beispiel die Bergpredigt. Die hat man ja immer wieder gehört, so fand sie es nicht nötig, darüber eigene Reime zu schreiben.
Dafür hat sie das Thema Jesus und die Kinder – als er sagte, ,lasst sie zu mir kommen‘ – ausführlich beschrieben. Dabei bringt sie in vier Zeilen drei Mal das Wort „Liebe“ oder „liebevoll“ unter. Diese Evangeliumsstelle kam zu Avas Zeiten in der Leseordnung nicht vor. Frau Ava, selbst zweifache Mutter, fand, dass Kinder wichtig sind. Und das in einer Zeit, in der man Kinder nicht so ernst genommen hat.
Für Frau Ava scheint es eine doppelte Bewegung zu geben zwischen Menschheit und Gott. Der Mensch ist aufgerufen, Wege des Bösen zu verlassen und sich auf Gott hin zu bewegen, aber Gott kommt ihm bereits entgegen.
Das ist für mich auch so eine Art zuvorkommende Liebe, die Frau Ava offenbar gespürt und auszudrücken versucht hat.“
Frau Ava führte zunächst ein weltliches Leben, war verheiratet und hatte zwei Söhne (Hartmann und Heinrich). Als Witwe zog sie sich in höherem Alter in ein Kloster zurück. Ihre beiden Söhne, die vermutlich Geistliche waren, unterstützten die Mutter bei ihren religiösen Dichtungen.
Am Schluss ihres Gedichts Das Jüngste Gericht nennt sie ihren Namen und berichtet von ihren Söhnen:
Dizze buoch dihtôte zweier chinde muoter.
diu sageten ir disen sin.
michel mandunge was under in.
der muoter wâren diu chint liep,
der eine von der werlt sciet.
nu bitte ich iuch gemeine, michel unde chleine,
swer dize buoch lese, daz er sîner sêle gnâden wunskende wese.
unde dem einen, der noch lebet unde der in den arbeiten strebet,
dem wunsket gnâden und der muoter, daz ist AVA.
(Quelle: wikipedia)
• Die Frau Ava Gesellschaft für Literatur vergibt alle zwei Jahre den Frau Ava Literaturpreis: www.frauavapreis.at
Lene Mayer-Skumanz
Verlag: Dachs-Verlag; Auflage: 2002 (April 2002)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3851912578
ISBN-13: 978-3851912579
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