Dompfarrer Toni Faber nimmt sich gerne die Zeit für ein Beratungsgespräch für Menschen die aus der Kirche ausgetreten sind und erläutert mit Ihnen Wege zum Wiedereintritt.
Dompfarrer Toni Faber nimmt sich gerne die Zeit für ein Beratungsgespräch für Menschen die aus der Kirche ausgetreten sind und erläutert mit Ihnen Wege zum Wiedereintritt.
Jährlich gelingt es dem Dompfarrer von St. Stephan, Toni Faber „verlorene Schäfchen“ wieder in die „Herde“ der römisch-katholischen Kirche zu bringen.
2015 waren es 85 Frauen und Männer, die in der Dompfarre St. Stephan wieder eintraten. Seit Jahren ist Toni Faber dafür besonders ansprechbar. Der Dompfarrer spricht über Beweggründe des Austritts und seiner Unterstützung zum Wiedereintritt gegenüber „erzdiözese-wien.at“.
Dompfarrer Toni Faber, wie gelingt es ihnen „verlorene Schäfchen“ wieder in die „Herde“ der römisch-katholischen Kirche“ zu bekommen?
Toni Faber: Ich erinnere mich mit Freuden an fast alle dieser Wiedereintrittsverfahren, dieser Gespräche, dieser oft mehrteiligen und oft kürzeren Unternehmungen. Männer und Frauen verschiedensten Alters, erkennen lebensbiographisch „aufgeraut“ plötzlich, das was sie an Kritikpunkten gegenüber der römisch-katholischen Kirche, gegenüber dem Kirchenbeitrag vorbringen, wird verschwindend klein, angesichts einer Einladung hier, explizit ihr christliches Leben abzurufen und einzusetzen.
Welche Beweggründe gibt es dafür?
Wenn jemand als Taufpate, oder Firmpate angesprochen wird, kirchlich heiraten möchte, plötzlich erkennt, für diesen besonderen Vorgang, gebe ich viele Kritikpunkte in meine Tasche und stecke die weg und beende diese Auszeit von der Kirche, die da war, mit einem Wiedereintritt.
Das sind sehr schöne Erfahrungen von über 80 Menschen im vergangenen Jahr, die an einem bestimmten Punkt ihrer Lebensgeschichte gesagt haben, ich möchte diese verbindliche Einheit und Zugehörigkeit zur Kirche jetzt nicht so wichtig leben und jetzt plötzlich erkennen, an einem anderen Punkt ihrer Lebensgeschichte, das dient mir aber, wenn ich mich in der großen Gemeinschaft aufgehoben wissen darf. Das nützt mir wenn ich Rituale und Sakramente mitfeiern kann. Wenn ich mich in die Kirche nicht nur hineinstehle und hinter eine Säule stelle, sondern wenn ich weiß, ich gehöre wieder ganz dazu. Dazu gehört eine gewissen Lebensreife und ein lebensbiografischer Berührungspunkt.
Wirkt sich das Wesen von Papst Franziskus dabei positiv aus?
Was mich persönlich sehr wundert, das von der gesamtkirchlichen Großwetterlage eines Papst Franziskus sich so vieles zum Besseren verändert hat, es aber noch nicht ausreicht um einen Wiedereintritt zu provozieren. Da braucht es dann, das direkt biographisch angesprochen werden und erkennen, jetzt geht es um mich.
Wie wird ihr Engagement öffentlich?
In der Dompfarre St. Stephan bewerben wir über unsere Homepage den Wiedereintritt in die römisch-katholische Kirche. Das es nicht schwierig, oder kompliziert ist, sondern das ganz individuell abgestimmt vorangeht. Und dann natürlich der Vorteil mit dem Rückenwind des Stephansdoms und eines als Persönlichkeit doch anerkannten Pfarrers im Zentrum der Stadt, hier ein Bild zu haben, wo die Leute sagen, dem traue ich zu, dass er mich nicht streng schäl anschaut, sondern dass er mich barmherzig und relativ offen, weit, großherzig und eine Spur liberal einfach auch annimmt.
Was macht mehr aus, das Angebot auf der Homepage, oder die persönliche Ansprache?
Sowohl, als auch. Ich lerne so viele Menschen auf den verschiedensten Veranstaltungen, Eröffnungen, Segnungen im gesellschaftlichen Bereich kennen, die dann gerne sich eine Visitenkarte geben lassen und sagen, „ich mach das jetzt“. Das ist eine große Freude neben dem Straßenkehrer, jemand Bekannten aus den Medien, aus der Kultur, der Politik, der Finanzwelt zu wissen, die sagen: „So wie Du mir vorzuleben versuchst, was Christ und Katholik sein heißt, dann möchte ich auch dazugehören, da lege ich meine Ressentiments zur Seite, da möchte ich auch mit dabei sein“.
Was nennen Menschen als Gründe, warum Sie den Schritt zum Austritt setzten?
Es sind viele verschiedene. Für die einen ist es der Kirchenbeitrag, andere streiten das vehement ab und sagen, das ist ganz konkret eine persönliche Erfahrung gewesen, der Enttäuschung, der Verletzung, wo man sich zurückgewiesen und eben nicht barmherzig behandelt gefühlt hat. Da kenne ich sehr viele, die mit ihrem Wunsch nach Teilnahme, nach Spendung eines Sakraments der Taufe, der Teilnahme an der Erstkommunion, Firmung, nach einer Segnung in verschiedenen Liebes- und Ehesituationen, da rüde zurückgestoßen sich gefühlt haben und wirklich auch manchmal böses erlebt haben. Die haben sich dann gesagt, nein, da möchten sie nicht dazugehören.
Wenn man ihnen verbalisiert und zeichenhaft spürbar macht, sie sind willkommen, hier wartet ein barmherziger Gott und hoffentlich auch ein barmherziges Bodenpersonal, dass sie dann gern den Schritt zum Wiedereintritt wagen.
Gibt es berührende Hintergründe von Menschen zum Wiedereintritt?
Es gibt viele. Zum Beispiel eine junge Managerin, die nach dem Studium und ihrer gut verdienenden Arbeit die Entscheidung getroffen hat, sie möchte nicht mehr dazugehören, sie kann ja auf den Bergen und im Wald beten. Irgendwann musste sie sich eingestehen, das ist zwar schon schön auf die Berge zu gehen und im Wald zu beten, aber gerade dort, wo es ein bisschen krisenhaft in einem Leben zugeht, da braucht es auch eine erfahrbare Gemeinschaft von Gläubigen, die mit einem Mitgehen, da braucht es Gotteshäuser, ganz konkret erfahrbare Heilige Orte und da braucht es auch Heilige Rituale, Gottesdienste und Möglichkeiten spiritueller Art, wo ich nicht nur auf mich selbst verwiesen bin.
Diese Managerin ist dann bei mir wieder in die Kirche eingetreten und beginnt kurz nach dieser Liturgie, die ich bei mir im Büro, nach ein, zwei Treffen gefeiert habe zu weinen und sagt, wissen sie Herr Dompfarrer, wie schön ist es, zu spüren, man ist wieder nach Hause gekommen.
Wie lange dauert es vom Erstgespräch bis zum Wiedereintritt?
Das ist individuell unterschiedlich. Meine Mitarbeiter sagen: „Reden Sie einmal mit dem Dompfarrer“, und das wird dann individuell abgestimmt. Man hat oft den Eindruck nach einer dreiviertel Stunde, da fehlt nichts mehr. Diese Menschen haben Religionsunterricht gehabt, die haben in einer Pfarrgemeinde mitgelebt, die kennen die Bibel, die Lehre der Kirche. Sie handeln christlich. Sie wollen Verantwortung übernehmen, für ein Patenkind, in einer Ehe, in einer Gemeinschaft. Da dauert es oft nur bis zum erstmaligen Treffen und dann wird der Wiedereintritt vollzogen. Andere sind intellektuell, literarisch interessiert, bekommen von mir die Heilige Schrift geschenkt, oder den Jugendkatechismus. Mit diesem „fünften Evangelium“, ihrer Lebensgeschichte, haben wir dann ein, zwei, drei Treffen und können dann wohlvorbereitet den Wiedereintritt, zumeist auch wieder unter vier Augen, oder mit ihren Lebenspartnern oder mit ihren Verwandten in der Kapelle feiern.
Information der Dompfarre St. Stephan zum Wiedereintritt in die Kirche
www.dompfarre.info/Seelsorge/Wiedereintritt/
Eintreten.at
www.eintreten.at/site/faq
Kirchenbeitragsdienst der Erzdiözese Wien