Die Vielfalt von Liturgie in der Praxis zeigten die verschiendenen Statements.
Die Vielfalt von Liturgie in der Praxis zeigten die verschiendenen Statements.
Teilnehmer des Studientag "Liturgie baut Kirche auf" berichten von ihren Praxiserfahrungen.
Wie feiern Gemeinden in der Erzdiözese Wien Gottesdienst? Wie vielfältig ist das Leben in den Kirchen? Das war Thema beim Studientag Liturgie der Erzdiözese Wien, am 16. Jänner 2016. Teilnehmer berichten von ihren Praxiserfahrungen.
„Wie ich der Liturgie vorstehe, so sieht auch die Leitung aus, wie ich mit Menschen umgehe“, sagte Ewald Huscava, Domprediger und Personalentwickler: „Ein Gottesdienst, der bloß hingestellt wird, dient zu nichts. Ein Kernthema ist die Kontaktfähigkeit in der Situation mit den Menschen. Trete ich in Kontakt, kann etwas geschehen.“ Die „Irritation“ des Diözesanprozesses ermöglicht manche Dinge, so Huscava: „Manche Gemeinden haben über Jahrzehnte den gleichen Pfarrer. Die Veränderung in der Struktur ermöglicht auch, dass Priester herumwandern und nicht immer der gleiche Pfarrer über Jahrzehnte das Gleiche sagt.“
Für Marcus König, Pfarrer, Leiter des Seelsorgeraums „Wienerwald Mitte“, sind die konkrete mitfeiernde Gemeinde und der Raum, in dem gefeiert wird, entscheidend. König: „Wir feiern die lebendige Gegenwart Gottes, dies muss stärker erfahrbar werden.“ Dies präge auch die Feiergestalt. Auch „das vielfältige Segnen“ sei eine große seelsorgliche Chance, ebenso die Schulgottesdienste, bei denen viele Kinder erreicht werden. „Je mehr sich bei der Vorbereitung der Gottesdienste beteiligen, desto lebendiger, desto vielfältiger wird die Feier“, betonte König, der auch das mangelnde „existentielle Wissen über Liturgie“ beklagte. König: „Ob ich lateinisch Gratia sage oder auf Deutsch Gnade, ist egal, da die Leute nicht mehr verstehen, was damit gemeint ist.“
Christine Loibl-Zonsits, seit zehn Jahren Leiterin von Wort-Gottes-Feiern in der Pfarre Mistelbach, hält alle vier bis sechs Wochen eine Wort Gottes-Feier an Sonntagen. „Es scheint den Menschen wichtig zu sein, dass eine Kommunionfeier dabei ist“, sagte sie: „Ich versuche auch, andere sinnliche Elemente einzubringen, etwa biblische Figuren, und ich gebe den Menschen Kärtchen mit Impulsen für den Alltag mit.“
Ingrid Mohr, Pastoralassistentin im Dekanat Schwechat, leitet sonntägliche Wort Gottes-Feiern im Raum Schwechat. Ganz wichtig ist für sie „die Gemeinschaft, die Sprache, die verwendet wird, auch die Musik, Gesten, Symbole, Rituale, ob die wirklich authentisch rüberkommen“. Mohr: „Wenn viele in der Vorbereitung beteiligt sind, dann gelingt es besser.“ Die Predigt müsse „mit der Wirklichkeit der Menschen“ zu tun haben. Mohr: „Wichtig ist, dass Gott zur Sprache kommt.“ Und im Hinblick auf das Wort, so Mohr: „Es lässt sich viel machen, wenn Menschen miteinander die Bibel lesen, Bibel teilen.“
Liturgie ist Diakonie und umgekehrt
Frank Walz, Diakon in der Erzdiözese Salzburg, ist zuständig für Familienliturgien, Segensfeiern, „einfach alles rund um Ehe und Familie“. Der Diakon sei ein Bild für die Diakonie in der Gemeinde. Am Beispiel der Riten-Diakonie lasse sich zeigen, dass Liturgie definitiv Diakonie und umgekehrt sei. Walz: „Dabei ist es wichtig, die Anlässe, die sich bieten, beim Schopf zu packen und sich zu trauen, von der Botschaft zu erzählen.“ Denn: „Wo die Liturgie nicht dient, dient sie zu nichts.“
Generalvikar Nikolaus Krasa dankte den mehr als 120 Studientag-Teilnehmenden, dass sie „für diese Herzmitte unserer Kirche, die die Liturgie darstellt, brennen“. Er erinnerte u. a. an etwas Wesentliches aus dem diözesanen Entwicklungsprozess: „Wir legen ganz viel Gewicht auf das Wort Gottes, auf Bibel-Teilen. Das ist eine u. a. Voraussetzung für eine Eucharistiefeier, dass eine Gemeinde, dass Menschen bereits einen Bezug zum Wort Gottes haben“.
Krasa: „Sonst ist der Wortgottesdienst in vielen Fällen eine Überforderung. Soviel unverständlicher Text. Wenn ich mich nicht vorher oder laufend damit auseinandergesetzt habe oder versuche, aus dem Wort Gottes Kraft zu schöpfen, werde ich mit dem sonntäglichen Wort Gottes-Menü völlig überfordert sein. Ich hoffe, dass aus einem verstärkten Bibel-Teilen ein lebendigeres Wortgottesdienst-Feiern erwachsen kann.“
Pastoralamt Liturgie der Erzdiözese Wien
Eine exemplarische Momentaufnahme des liturgischen Lebens und der "Sonntagskultur" in der Erzdiözese Wien hat die Umfrage Gottesdienst ergeben. 95 Prozeent der Pfarren in der Erzdiözese Wien haben sich an der Umfrage beteiligt. Dabei wurden das gottesdienstliche Leben in der ersten Fastenwoche und des zweiten Fastensonntags erfasst und statistische Zahlen zu Sakramenten und besonderen Gottesdiensten erhoben.
Umfrage Gottesdienst zum Nachlesen
Weitere Informationen:
Kirchenentwicklung durch Liturgie - Vortrag des Pastoraltheologen Johann Pock