Ein Stück des Weges miteinander unterwegs sind Stephan Popp und Roswitha Feige mit Thomas, John und Nelly Youssef.
Ein Stück des Weges miteinander unterwegs sind Stephan Popp und Roswitha Feige mit Thomas, John und Nelly Youssef.
Den Terror hat Familie Youssef hinter sich gelassen, jetzt sucht sie Arbeit und Freunde. In der Pfarre St. Johann Nepomuk knüpft sie erste Kontakte. "Der SONNTAG" berichtet.
Wer John begegnet, wird den Buben mit den großen Augen und dem leisen Lächeln in sein Herz schließen.
„Ich muss viel Deutsch lernen“, sagt er mit seiner hellen Stimme und einem verblüffend österreichischen Akzent.
John floh vor zweieinhalb Jahren mit seinen Eltern und Geschwistern aus Al Hassake im Nordosten Syriens. Die Familie lebte in Graz und ist vor kurzem nach Wien übersiedelt, weil hier Verwandte leben.
In der arabischen Gemeinde der Hauptstadt sind die Christen bereits gut integriert, was ihnen fehlt, ist der Kontakt mit Österreichern.
„Wir suchen österreichische Freunde“, erklärt Nelly, Johns Mutter. Sie war in ihrer Heimat zwanzig Jahre lang als Bankkauffrau tätig. In Österreich hat sie keine Arbeit, ebenso wie ihr Mann Thomas, in Syrien ein erfolgreicher Geschäftsmann.
Die beiden wissen, dass sie für die Jobsuche einen langen Atem brauchen. Die Untätigkeit ist aber nur schwer zu ertragen.
Umso wichtiger ist es Thomas und Nelly, dass ihre Kinder gut lernen. Die zwei Älteren besuchen in Wien das Gymnasium, John soll nächstes Jahr dort anfangen.
„Ich glaube, er wird das schaffen“, zeigt sich Ulli Krenn zuversichtlich. Die pensionierte Lehrerin unterstützt John neuerdings beim Deutschlernen. Sich für die Flüchtlinge einzusetzen, ist für sie ein „Herzensanliegen“.
Wo Deutsch und Englisch nicht reichen, hilft Stephan Popp mit seinen Arabischkenntnissen. „Ich hab’ mir gedacht, irgendetwas muss ich tun, sonst kann ich mich nicht mehr in den Spiegel schauen“, so der studierte Orientalist.
Den Kontakt zwischen Popp, Krenn und Familie Youssef hat die Pfarre St. Johann Nepomuk in Wien II vermittelt, die viel Erfahrung in der Begleitung von Asylsuchenden hat.
In die Gemeinde einladen, Verbindungen schaffen und gastfreundlich sein – das können Pfarren ganz einfach tun, rät Pastoralassistentin Roswitha Feige.
„Wir können nicht alle Probleme lösen“, weiß sie, „aber ein Stück des Weges mitgehen.“
John ist guten Mutes. „Ich hab ’ jetzt eine Lehrerin“, erzählt er stolz und schenkt Ulli Krenn ein strahlendes Lächeln. Gemeinsam lernen ist viel leichter.
Pfarre St. Johann Nepomuk
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien