Servitenpater Martin Lintner ist Professor für Moraltheologie in Brixen.
Servitenpater Martin Lintner ist Professor für Moraltheologie in Brixen.
Südtiroler Moraltheologe Lintner: Terminus "Designerbaby" gewinnt vor diesem Hintergrund neue Brisanz.
Als bedenklich wertet der Südtiroler Moraltheologe Martin Lintner die britische Entscheidung, Eingriffe in das menschliche Erbgut zu erlauben. Das am Montag, 1. Februar 2016, bekannt gewordene Votum der Behörde für künstliche Befruchtung und Embryologie (HFEA) würde in Zukunft Wege eröffnen, "das Erbgut von Embryonen gezielt zu verändern. Dadurch könnten nicht nur genetisch bedingte Krankheiten verhindert, sondern auch konkrete Eigenschaften 'hergestellt' werden", gab der Experte in einer "Kathpress" vorliegenden Stellungnahme am Samstag zu bedenken. Der Terminus "Designerbaby" gewinne vor diesem Hintergrund neue Brisanz.
Noch einen Schritt weiter gehe der Eingriff in die Keimbahn - das Genom bzw. die genetische Information -, die bei der Zeugung eines Kindes weitervererbt werde und somit nicht mehr nur das Individuum sondern auch künftige Generationen betreffe. Lintner spricht mit anderen Experten von einer "eugenischen künstlichen Evolution" - einem "ethisch höchst bedenklichen Eingriff in die physische Disposition und Integrität der Nachkommen, der nicht nur ihrem Selbstbestimmungsrecht widerspricht, sondern auch eine eugenische Mentalität fördert mit all den negativen Konsequenzen auf individueller wie sozialer Ebene".
Nicht überschaubar seien zur Zeit auch die Risiken eines solchen Eingriffs - "etwa hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit oder den außermenschlichen Bereich", gab der Experte zu bedenken. Weder könne aktuell abgeschätzt werden, welche Auswirkungen die Freisetzung gentechnisch manipulierter Organismen auf das Ökosystem habe, noch könne die missbräuchliche Anwendung dieser Verfahren beispielsweise für die Herstellung von biotechnologischen Waffen ausgeschlossen werden.
Er kritisierte zugleich, dass im Rahmen der Embryonenforschung eine große Zahl von Embryonen hergestellt und vernichtet werde. "Es handelt sich um die Forschung an einem Menschen in der embryonalen Phase, aus der der betroffene Mensch selbst keinerlei Nutzen zieht, sondern die vielmehr seinen Tod zur Folge haben", kommentiert Lintner die Methode. In Österreich und Deutschland ist die verbrauchende Embryonenforschung aus diesem Grund verboten.