170 Flüchtlinge werden von der Caritas der Erzdiözese Wien im Haus Helina betreut. Viele Hornerinnen und Horner helfen ehrenamtlich.
170 Flüchtlinge werden von der Caritas der Erzdiözese Wien im Haus Helina betreut. Viele Hornerinnen und Horner helfen ehrenamtlich.
Was die 6500 Einwohner große Stadtgemeinde Horn vor ein paar Monaten noch vor eine Zerreißprobe gestellt hat, funktioniert heute: 170 Flüchtlinge sind dort untergebracht.
„Ich möchte einfach nur ein normales Leben haben“, sagt Zaenab. Im letzten Frühling ist die 30-Jährige gemeinsam mit ihrem 17-jährigen Bruder nach Österreich geflüchtet. Der Rest ihrer Familie kämpft im Irak jeden Tag ums Überleben: „Manchmal ist es ruhig, dann wieder können sie das Haus nicht verlassen. Es ist sehr schwierig.“ Zaenab und ihr Bruder sind mittlerweile in Sicherheit. Im Haus Helina in Horn, einem Flüchtlingsheim der Caritas der Erzdiözese Wien warten sie auf den Ausgang ihres Asylverfahrens. 110 Flüchtlinge sind in dem ehemaligen Pflegeheim unweit des Stadtzentrums insgesamt untergebracht. 60 weitere Asylwerber leben in der Bezirkshauptstadt im Waldviertel in privaten Quartieren.
„Die 170 Flüchtlinge in Horn sind eine verträgliche Größe. In der Horner Bevölkerung sind die Flüchtlinge kein Thema mehr“, sagt der Bürgermeister der Stadtgemeinde, Jürgen Maier. Nicht immer war es in Horn um die Flüchtlingsfrage so ruhig: Vor der Gründung des Hauses Helina hat es im Frühjahr 2015 großen Aufruhr gegeben. Damals nämlich wollte das Verteidigungsministerium insgesamt 400 Flüchtlinge in der Horner Radetzkykaserne unterbringen, diese dafür schließen und somit gleichzeitig 170 Arbeitsplätze in der Region abbauen. „Das war natürlich eine explosive Mischung“, erinnert sich Pastoralassistentin Theresa Lang, die sich im Flüchtlingsverein „Willkommen Mensch in Horn“ engagiert. Bürgermeister Jürgen Maier ging damals in die Offensive - sagte nein zu 400 Flüchtlingen, schaffte jedoch Platz für etwa 100 Asylwerber: „Mir war klar, einfach nur nein zu sagen und nichts zu tun, das geht nicht.“
Auf den anfänglichen Unmut der Bevölkerung folgte eine Welle der Hilfsbereitschaft, die bis heute andauert: 130 Hornerinnen und Horner sind im Flüchtlingsverein „Willkommen Mensch in Horn“ aktiv – fast jeden Tag gibt es Programm für die Asylwerber, vom Deutschkurs bis zum Fußball spielen. „Es ist faszinierend zu sehen, wie viele Leute dazu bereit sind, sich Zeit zu nehmen“, sagt Pastoralassistentin Theresa Lang.
Für Bürgermeister Jürgen Maier ist die Asylthematik „zum Fulltime-Job“ geworden. Er hat einen Flüchtlingsbeirat gegründet, steht in Dauerkontakt mit Behörden, Schulen und Kindergärten. Jedem bösen Gerücht, das in Zusammenhang mit den Flüchtlingen auftaucht, geht der Stadtchef persönlich nach: „In 99 Prozent der Fälle ist nichts dran.“ Was nicht bedeutet, dass das Zusammenleben immer reibungslos verläuft: „Man muss die Menschen auch daran gewöhnen, dass sie hier in Österreich unseren Gesetzen unterworfen sind.“
Zum Nachhören: "Wo Flüchtlinge zum Alltag gehören", eine Sendung von Marlene Groihofer auf radio klassik Stephansdom.
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Haus Helina
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