Starttreffen Pfarre Neu: Moderator Juraj Bohynik, Bischofsvikar Rupert Stadler, Pfarrer P. Edward Trzeciak
Starttreffen Pfarre Neu: Moderator Juraj Bohynik, Bischofsvikar Rupert Stadler, Pfarrer P. Edward Trzeciak
Bischofsvikar Rupert Stadler im Interview über Strukturveränderungen und die Zukunft der Seelsorge im Vikariat Süd.
DER SONNTAG: Was ist unter „ Pfarre Neu“ zu verstehen?
RUPERT STADLER: Eine Pfarre Neu, wie sie bereits in einigen Bezirken in Wien errichtet ist, ein urbanes Modell, besteht aus mehreren Gemeinden und aus ehemaligen Pfarren. So wird auch schon in der Pfarrzeitung der Propsteipfarre Wr. Neustadt dieses Modell für den „Entwicklungsraum Wr. Neustadt Mitte West“ angedacht.
In dieser Pfarre werden sinnvollerweise drei bis fünf Priester tätig sein. Die Pfarre wird von Priestern und Laien gemeinschaftlich mit klarer Aufgabenverteilung geleitet. Die Letztverantwortung hat der Pfarrer.
Wie wird man eine Pfarre Neu? Was ist dabei zu tun?
RUPERT STADLER: Die Pfarrgemeinderäte nehmen Kontakt mit dem jeweiligen Bischofsvikar und der Pastoralen Strukturentwicklung auf. Ein Pilotprojekt wird erstellt. Der Beschluss der beteiligten Pfarrgemeinderäte wird an den Bischofsvikar übermittelt. Dieser bringt den Wunsch der beteiligten Pfarren in den Priesterrat und im Bischofsrat ein.
Nach Zustimmung und im Einvernehmen mit dem Herrn Erzbischof erteilt der Bischofsvikar den Auftrag für ein einjähriges Projekt zur Vorbereitung der Pfarre Neu in pastoraler und organisatorischer Hinsicht.
Worauf muss eine werdende Pfarre Neu besonders achten?
RUPERT STADLER: Wichtig ist die Zeit der Vorbereitung, in Gesprächen und im Gebet, in den jeweiligen Pfarren und schließlich der gemeinsame Wunsch sich auf Neues einzulassen und sich auf den Weg zu machen.
Das Ziel ist die gemeinsame Ausrichtung auf Mission und Jüngerschaft, die Entfaltung des gemeinsamen Priestertums und auch die Förderung neue Gemeinden in gemeinschaftlicher Leitung von Priestern und Laien entstehen zu lassen und zu gründen.
Welche Unterstützung braucht es und welche gibt es?
RUPERT STADLER: Es gibt eine dreifache Unterstützung: vonseiten der Erzdiözese Strukturbegleitung, Intensivbegleitung und ebenso externe Angebote. Pfarren, die sich für eine Pfarre Neu entschieden haben, werden in der Etablierung der neuen Strukturen vom Referat für Pastorale Strukturentwicklung und den diözesanen Dienststellen begleitet.
Die Erzdiözese bietet für diese Pfarren auch einen intensiven Prozess mit einem externen Begleitungsteam, das Erfahrung in der Mission und Begleitung von Gemeinden hat, mit Schulungen und Aufspüren von Lernorten in einem Entwicklungsraum an, koordiniert von der Stabstelle APG. Weiters gibt es externe Angebote, wie Begleitung durch „Pastoral-Innovation“ und durch die ARGE Gemeindeberatung.
Was bringt der Wegfall der Pfarrgrenzen?
RUPERT STADLER: Im gemeinsamen Arbeiten liegt die Kraft. Der Wegfall der Pfarrgrenzen macht das gemeinsame Arbeiten noch deutlicher und fördert die Entwicklung der Gemeinden, die stärker ihr Profil entwickeln können, um den gewonnenen Freiraum für Mission und Jüngerschaft zu nutzen, da der Anspruch als Pfarre für alles zuständig zu sein, nicht notwendig ist.
Was ist der Unterschied zwischen Entwicklungsraum und Seelsorgeraum?
RUPERT STADLER: Im Vikariat Süd wurden seit 1. Jänner 2013 als ein zukunftsweisendes Modell für pfarr-übergreifende Zusammenarbeit im Entwicklungsprozess der Erzdiözese Wien bereits 22 Seelsorgeräume in 15 (von 17) Dekanaten mit 88 Pfarren und mit insgesamt 143.580 Katholiken errichtet.
In diesen Seelsorgeräumen sind bereits die Hälfte der 192 aktiven Priester tätig. Das gemeinsame Arbeiten macht Freude und gewinnt immer mehr an Profil. In den meisten Fällen sind die 48 errichteten Entwicklungsräume im Vikariat Süd mit den Seelsorgeräumen ident.
Die Rahmenordnung der Seelsorgeräume (2012) hatte bereits die Zielrichtung, die auch jetzt für die Entwicklungsräume gilt, aufgenommen und lädt zu einer „Pastoral des Zugehens auf die Menschen ein. Träger dieser Mission der Kirche und damit auch der pfarrlichen Seelsorge und ihres Apostolates sind alle Getauften und Gefirmten.“
Wie die Entwicklungsräume bestehen auch die Seelsorgeräume aus mehreren selbständigen Pfarren, die einen gemeinsamen pastoralen Raum bilden, beauftragt mit der Sendung Jesu auf die Menschen zuzugehen und einander dabei zu unterstützen, die Nachfolge Jesu zu leben.
Es geht also in unserem Entwicklungsprozess um die Frage, wie in Zukunft eine Seelsorge gelingen kann, die die Herzen der Menschen erreicht, wo wir die Freude aneinander nicht verlieren und den Mut haben neue Wege zu gehen. Wir brauchen Geduld, etwas wachsen zu lassen und mit sich und den anderen barmherzig zu sein.
Welche Unterstützung braucht es und welche gibt es?
Es gibt eine dreifache Unterstützung:
Erstes Pilotprojekt
Mit 1. Jänner 2016 hat für die Pfarren Sollenau, Felixdorf, Theresienfeld und Siedlung Maria Theresia im Dekanat Wr. Neustadt ein Pilotprojekt zur Errichtung einer Pfarre Neu begonnen.
Es ist das erste Pilotprojekt einer Pfarre Neu im Vikariat Süd.
Der Projektauftrag wurde bei der gemeinsamen Pfarrgemeinderatssitzung unter dem Vorsitz von Moderator Juraj Bohynik im Dezember 2015 unterfertigt.
Vor Beginn des Projektes trafen sich die Pfarrgemeinderäte der beteiligten Pfarren im November 2015 zu einer Klausurtagung.
Am 25. Februar 2016 fand das „Starttreffen“ mit den Dienststellen der Erzdiözese Wien statt.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien