Hilfe für die Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze in Idomeni.
Hilfe für die Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze in Idomeni.
Österreichischer und deutscher Caritasverband appellieren vor EU-Gipfel für gemeinsame europäische Lösung und ein Ende der Abschottungspolitik.
Vor dem EU-Sondergipfel zur Flüchtlingskrise haben der deutsche und der österreichische Caritasverband an alle Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten appelliert, weiterhin nach gemeinsamen europäischen Lösungen zu suchen und Flüchtlinge innerhalb der Union gerecht zu verteilen.
"Die Schließung der Grenzen ist keine Lösung. Was wir derzeit an den Grenzen innerhalb Europas erleben ist eine Verschiebung der Probleme zu Lasten Griechenlands und auf Kosten hilfesuchender Menschen", betonten der österreichische Caritas-Präsident Michael Landau und der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Georg Cremer, in einer am Sonntag, 6. März 2016 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Gleichzeitig forderten sie mehr Hilfe Europas für die Flüchtlinge direkt in den syrischen Nachbarländern und die Schaffung humanitärer Aufnahmekontingente.
Die Situation auf dem Balkan bezeichneten die beiden Caritasverbände als dramatisch. Besonders an der griechisch-mazedonischen Grenze spitze sich sich die Lage gefährlich zu: "Unsere Helfer berichten, dass der Grenzort Idomeni für alte, kranke und traumatisierte Menschen zu einer bedrohlichen Sackgasse geworden ist. Es braucht hier neben humanitärer Hilfe schnell eine politische Lösung. Das heißt insbesondere, dass die bereits beschlossene Verteilung von Flüchtlingen aus Griechenland innerhalb der EU sofort umgesetzt werden muss. Sonst könnte Idomeni zum Sinnbild des Scheiterns der aktuellen Flüchtlingspolitik der europäischen Staaten werden."
Stärkere Anstrengungen in der Flüchtlingshilfe sind nach Ansicht der Caritas auch in den syrischen Nachbarländern Türkei, Libanon und Jordanien notwendig. Auch fünf Jahre nach dem Ausbruch des Krieges in Syrien sei es der Staatengemeinschaft bisher nicht gelungen, die Hilfe in den syrischen Nachbarländern auf eine verlässliche Basis zu stellen, so Landau und Cremer unisono: "Wir sehen nach wie vor hungernde und frierende Menschen in den Lagern. 100.000 syrische Kinder haben seit Jahren keine Schule besucht. Die Finanzierung der Hilfe ist eine Katastrophe in der Katastrophe."
Caritas Österreich und Caritas Deutschland fordern eine Aufstockung von Resettlement-Kontingenten für Flüchtlinge und die Festlegung humanitärer Aufnahmekontingente: "Humanitäre Aufnahmekontingente werden zahlenmäßig immer nur eine beschränkte Wirkung entfalten können. Aber sie wären ein wichtiges Signal an die Hilfe suchenden Menschen, dass es abseits der lebensgefährlichen Routen über Land und zu Wasser legale Möglichkeiten gibt, dem Krieg zu entfliehen."
Die beiden nationalen Caritasverbände Österreichs und Deutschlands haben in den vergangenen Wochen ihre Flüchtlingshilfe in den Balkanländern nochmals verstärkt. Das katholische Hilfswerk verteilt Hilfsgüter wie Lebensmittel und Medikamente, die Mitarbeiter leisten zudem rechtliche und medizinische Beratungsdienste. Insgesamt haben Caritas Österreich und der Deutsche Caritasverband bislang Hilfe im Umfang von 3,1 Millionen Euro für die Geflüchteten auf dem Balkan und in Griechenland auf den Weg gebracht.
Vor dem EU-Gipfel zur Flüchtlingskrise hat Papst Franziskus die Einrichtung humanitärer Korridore für Flüchtlinge nach Europa unterstützt. Zum Abschluss des Angelus-Gebets lobte er am Sonntag, 6. März 2016 in Rom ausdrücklich eine ökumenische Initiative, die 1.000 Flüchtlingen eine sichere und legale Einreise nach Italien ermöglicht. Dies sei ein "konkretes Zeichen des Einsatzes für den Frieden und das Leben", für das er seine Bewunderung ausdrücken wolle, sagte Franziskus auf dem Petersplatz in Rom. Ein humanitärer Korridor helfe Personen, die vor Krieg und Gewalt flöhen, insbesondere kranken Kindern, Kriegswitwen, Alten und Kindern. Der Papst sprach von einem "Pilotprojekt, das Solidarität und Sicherheit vereint".
Italien ermöglicht auf eine ökumenische Initiative hin insgesamt 1.000 Flüchtlingen aus Syrien und nordafrikanischen Ländern die legale Einreise. Sie sollen in Marokko, dem Libanon und Äthiopien Visa erhalten, um die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer zu vermeiden. Organisatoren sind die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio, der "Verband der Evangelischen Kirchen Italiens" und die italienischen Waldenser in Zusammenarbeit mit dem italienischen Innen- und Außenministerium. Sie übernehmen die Kosten für die Einreise der Flüchtlinge per Schiff oder Flugzeug sowie für Unterbringung und Rechtsbeistand. Die Einreisegenehmigungen gelten nur für Italien. Die ersten rund 100 Flüchtlinge sind auf diesem Weg bereits nach Italien gereist.
Zielgruppe der italienischen Initiative sind nach Angaben der Organisatoren vor allem Frauen, die allein mit Kindern auf der Flucht sind, potenzielle Opfer von Menschenhandel, Behinderte und von den Vereinten Nationen als Flüchtlinge anerkannte Personen.