Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben im „Haus Papageno“ in Wien-Meidling Zuflucht gefunden. Im Bild zwei Bewohner in der Küche des Hauses.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben im „Haus Papageno“ in Wien-Meidling Zuflucht gefunden. Im Bild zwei Bewohner in der Küche des Hauses.
Im "Haus Papageno" finden 30 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren ein neues Zuhause.
Seit Februar 2016 wohnen 30 junge Burschen im Alter von 14 bis 18 Jahren im "Haus Papageno" in der Wienerbergstraße in Wien-Meidling. Am Mittwoch, 20. April wurde die neue Einrichtung des Diakonie Flüchtlingsdienstes feierlich eröffnet. "Ich freue mich, dass wir mit dem 'Haus Papageno' 30 Jugendlichen nach den Strapazen ihrer Flucht eine umfassende Betreuung zukommen lassen können", betonte Diakonie-Direktor Michael Chalupka bei der Eröffnungsfeier. Die breite Unterstützung aus Kultur, Landespolitik und Gesellschaft zeige, dass die Hilfsbereitschaft nach wie vor ungebrochen ist.
Die traumatischen Erlebnisse, die die Jugendlichen auf Ihrer Flucht machen mussten, könnten nur durch langfristige Beziehungsarbeit aufgearbeitet werden, zeigte sich Chalupka überzeugt. Deswegen sei es besonders wichtig, dass die Jugendlichen umfassend durch Sozialpädagogen und Psychologen betreut werden.
Die 30 Jugendlichen leben in zwei Wohngruppen zu je 15 Personen. Jeweils ein Team von Sozialpädagogen betreut die Jugendlichen in den beiden Wohngemeinschaften. "Je kleiner die Wohneinheit, desto intensivere Betreuung ist möglich", betonte Chalupka.
Die pädagogische Arbeit zählt zu den Hauptaufgaben: "Es geht auch darum, ihnen die deutsche Sprache zu vermitteln, um schließlich einen Zugang zu Bildungseinrichtungen und zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen", erklärte Nicolas Gampert, Leiter vom "Haus Papageno". Bei den Jugendlichen, die bald 18 werden, sei es außerdem wichtig, einen Weg zur Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zu finden. Dazu gehörten unter anderem ein verantwortungsvoller Umgang mit Geld und eine positive Einstellung zum Thema Arbeit.
Um die Integration zu fördern, hat sich das Betreuerteam um Schul- und Ausbildungsplätze sowie um Deutschkurse für die Jugendlichen bemüht. "Mittlerweile haben wir für alle 30 Jugendlichen Plätze in Schulen oder Deutschkursen gefunden.", berichtete Gampert.
Diakonie-Direktor Chalupka dankte der Wiener Stadträtin Sonja Wehsely dafür, dass sie sich in der SPÖ dafür einsetze, dass nicht "Provinzialismus, Kleingeist und Nationalismus in einer Bewegung weiter um sich greifen, zu der das nicht dazugehört".
Willkommenskultur bedeute nicht, dass Menschen ohne jegliche Regel in ein Land kommen, sondern dass Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror "anständig behandelt" werden, entgegnete Wehsely in ihrem Grußwort. In der veröffentlichten Debatte werde eine "gefährliche Spaltung" der Gesellschaft konstruiert, nämlich zwischen den "angeblich Vernünftigen, die sich abschotten, und den Naiven, die wollen, dass alle kommen". Der Staat und die Gesellschaft hätten die Verpflichtung zu einem "anständigen und rechtsstaatlichen Umgang" mit Menschen auf der Flucht und dürften sich nicht "treiben lassen von jenen, die spalten wollen".
Wehsely kritisierte, dass nach wie vor Asylverfahren viel zu lange dauerten und ein Drittel aller österreichischen Gemeinden keinen einzigen Flüchtling untergebracht hätte. Wien würde die Quote weit übererfüllen, dennoch sei man von einem "Notstand" weit entfernt.
Der Name "Haus Papageno" signalisiert die Verbindung zur Volksoper. Dort haben Künstler und Mitarbeiter beschlossen, monatlich mit einem Teil ihrer Gage bzw. ihres Gehalts die Einrichtung zu unterstützen. "Wir wollten statt einer einmaligen Sache langfristig helfen", betonte Volksopern-Direktor Robert Meyer, dessen Mitarbeiter und Musiker auch bei der Einrichtung des Hauses tatkräftig mitgeholfen haben. Meyer: "Wir hoffen, dass diese jungen Menschen einmal wieder genauso heiter sein können wie Papageno auf der Bühne."
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