Die Wallfahrtskirche in Karnabrunn ist Ziel der Sintiwallfahrt.
Die Wallfahrtskirche in Karnabrunn ist Ziel der Sintiwallfahrt.
Natalie Weinrich möchte den Sinti zeigen, dass sie in der katholischen Kirche willkommen sind. Deshalb organisiert sie eine Wallfahrt in ihre Weinviertler Heimat Karnabrunn am 11. Juni.
Ich finde, es gibt nichts Schöneres als eine Wallfahrt nach Karnabrunn!“ Natalie Weinrichs Begeisterung wirkt ansteckend. Wenn sie von der Wallfahrtskirche ihres Heimatortes spricht, gerät sie ins Schwärmen.
Die Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit steht weithin sichtbar auf einem kleinen Berg und liegt sowohl am Weinviertler Jakobsweg als auch am Niederösterreichischen Weitwanderweg.
Natalie Weinrich lebt mit ihrem Mann, dem Jazzmusiker Zipflo Weinrich, und den vier Kindern im Pfarrhof von Karnabrunn. Sie stammt aus einer Sintifamilie in Schwaben.
Die Sinti leben seit dem frühen 15. Jahrhundert in Mitteleuropa. Sie werden meist in einem Atemzug mit den Roma genannt, doch sie sind eine eigenständige Gruppe. Ihre Sprache (Romanes) weist Einflüsse des Deutschen auf.
In Deutschland leben bis heute viele Sinti, auch im Norden Italiens, in Frankreich und in Österreich sind sie zuhause. „Wir wollen nicht als Minderheit gesehen werden“, erklärt Natalie Weinrich, „denn dann würden wir uns ausgrenzen. Wir fühlen uns als Teil der Gesellschaft und wollen dazugehören.“
Unter dem NS-Regime wurden die Sinti verfolgt und ermordet. Natalie Weinrichs Vater wurde als Bub nach Auschwitz deportiert. „Er hatte eine kleine Muttergottes aus Metall bei sich, die hat er gehütet wie einen Schatz. Wenn es ihm ganz schlecht ging, hat er fest zu ihr gebetet – und sie hat ihm geholfen“, erzählt die Sintiza. „Der Glaube ist bei den Sinti sehr groß. Gerade in der schweren Zeit, die sie mitgemacht haben, war ihr Glaube sehr stark. Sonst hätten sie das wahrscheinlich nicht überleben können.“
Mittlerweile stellt Natalie Weinrich fest, dass viele Sinti – vor allem in Deutschland – zu Freikirchen abwandern. Sie möchte den Kindern, Frauen und Männern zeigen, dass sie auch in der katholischen Kirche willkommen und aufgenommen sind:
„Ich möchte den Sinti sagen: Schaut her, wir können hier Gemeinschaft erleben. Es ist mir wichtig, dass sie wieder zu ihrem katholischen Glauben finden. Das ist auch das Anliegen der Wallfahrt.“
Als Vorbereitung auf die Wallfahrt lädt Natalie Weinrich mit einer Freundin, der Religionslehrerin Magdalena Zentner-Rainer, zu regelmäßigen Treffen in die Pfarre Aspern ein. In der Wiener Pfarrgemeinde haben die Sinti herzliche Aufnahme gefunden. Gemeinsam singen und beten sie, auch in Romanes.
Bei einer Zusammenkunft war Helmut Schüller dabei. Er ist in der Erzdiözese Wien Ansprechpartner für Roma und Sinti. „Darüber haben wir uns sehr gefreut, er hat viele Fragen beantwortet, die vor allem ältere Frauen hatten“, berichtet Natalie Weinrich.
„Ich denke, die Sinti brauchen eine Gemeinschaft, einen Ort, wo sie sich treffen, singen und beten können und jemand da ist – ein Seelsorger, ein Pfarrer – der einfach Fragen beantwortet.“
Genau das möchte Natalie Weinrich den Sinti durch die Pilgerfahrt in ihrem Heimatort vermitteln. Der Karnabrunner Pfarrer Joseph Chudi Ibeanu unterstützt dieses Anliegen. Er wird gemeinsam mit Romaseelsorger Fabian Mmagu die Wallfahrtsmesse leiten.
Gebetet und gesungen wird beim Gottesdienst auf Romanes und Deutsch. Natalie Weinrich freut sich unbändig auf das besondere Ereignis:
„Mein Ziel ist es, dass alle von der Wallfahrt glücklich, mit dem Herzen voller Liebe und mit Gott rausgehen und sagen: Das möchte ich nochmal erleben!“
Sinti- und Romawallfahrt
Wann? 11. Juni 2015 um 17 Uhr
Wo? Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit Karnabrunn
Anreise individuell - Alle sind herzlich eingeladen.
Anmeldung bis Ende Mai bei
Natalie Weinrich Tel: 0681/811 05951
zur Person:
Natalie Weinrich organisiert die Wallfahrt mit viel Leidenschaft.
Zipflo Weinrich spielt Gipsy-Swing
Wann? 6. Juni 2016 um 20 Uhr
Wo? Café Korb,
Brandstätte 9
1010 Wien
Telefon: 01/5337215
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien
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