Florian Pomper und Gabriela Sonnleitner entwickeln immer wieder neue Ideen.
Florian Pomper und Gabriela Sonnleitner entwickeln immer wieder neue Ideen.
Die Caritas der Erzdiözese Wien geht ganz neue Wege bezüglich sozialer Innovationen. Die kirchliche Einrichtung möchte soziale Fragen, wo es sinnvoll und möglich erscheint, unternehmerisch lösen.
Wie die Gesellschaft insgesamt sieht sich die Caritas als große Sozialorganisation mit dem sozialen Wandel und seinen Herausforderungen konfrontiert. "In unserem Streben, sozial benachteiligte Menschen bestmöglich zu unterstützen, müssen wir uns an diesen Veränderungen stets neu ausrichten", sagt Florian Pomper, Leiter der Abteilung für Innovation der Caritas der Erzdiözese Wien. "Es geht nicht nur darum, aus der sozialen Perspektive den Problemfokus zu haben. Wir müssen sehen, dass sich die Gesellschaft weiterentwickelt und dass dadurch neue Chancen für uns als Caritas entstehen, auf Probleme in einer anderen Form zu reagieren."
Die Caritas Wien hat sich in der Vergangenheit selbst immer als eine der innovativeren Organisationen im Sozialbereich gesehen. Vor mehr als sieben Jahren hat sich die Leitung entschlossen, ein professionelles Innovationsmanagement einzuführen. "Ziel war es, auf die Strukturen und Prozesse zu schauen und zu überlegen, wie können wir uns anders aufstellen. Wir wollten einen Nährboden in der Organisation schaffen, dass wir unsere Mitarbeiter/innen aktiv dabei unterstützen und sie motivieren, sich in den ganzen Innovationsprozess einzubringen", sagt Florian Pomper, dem es ganz wichtig ist, dass dieser Innovationsprozess nicht mit Ideengenerierung gleichgesetzt wird. "Das kann nur der erste Schritt in Richtung Innovation sein. In Folge geht es um die Knochenarbeit, diese ersten Ideen zu testen, weiterzuentwickeln, intensiv an dieser Konzeptionsarbeit dran zu bleiben, damit wir am Ende das Optimum in Bezug auf Innovation und Wirkung für die Klienten herausbekommen."
Ein Projekt aus der jüngsten Vergangenheit, das noch auf die Umsetzung wartet, wurde von Mitarbeitern in den Beratungsstellen entwickelt. "Menschen, die in Wien delogiert werden, verlieren außer ihrer Wohnung in aller Regel ihr gesamtes Hab und Gut. Wir wollen nun Boxen bereitstellen, in denen die Menschen wenigstens ihre ganz persönlichen wichtigen Dinge wie Fotoalben, Erinnerungsstücke und was auch immer sichern können", berichtet Pomper. "Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Ausbauschritt. Brauchbare Möbel kaufen wir über ein Gutscheinsystem diesen Menschen ab und verkaufen sie in den Caritas-Läden. Wenn die Betroffenen wiederum eine Wohnung haben, können sie mit dem Gutschein in den Caritas-Lagern gleichwertige Möbel kaufen."
Inspiriert vom Social Business-Ansatz des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus wurde innerhalb der Caritas Wien immer wieder darüber diskutiert, ob Social Business nur in Entwicklungsländern wie Bangladesh in Frage komme oder ob so etwas auch im mitteleuropäischen Raum umgesetzt werden könne. "In dieser Diskussion haben wir gemeint, dieser Versuch bedeutet ein gewisses Risiko. Immer wenn man ein Unternehmen gründet, muss man Kapital zur Verfügung stellen. Uns war klar, dass wir als eine große soziale Organisation die Möglichkeit dazu haben. Noch länger darauf zu warten, dass Privatpersonen sich auf dieses Abenteuer stürzen und finanzielle Risiken eingehen, nur um das auszuprobieren, kann es wohl nicht sein. Der Anspruch an uns ist, wenn wir schon innovativ sein wollen, ein solches Konzept selber anzugehen", erzählt Innovationsexperte Pomper. "Der zweite Punkt war schon: Da geht es um das Schaffen von Beschäftigung für Menschen, die aufgrund ihrer Vorgeschichte am ersten Arbeitsmarkt nicht unterkommen", ergänzt Gabriela Sonnleitner, Geschäftsführerin der Caritas Services GmbH, die Social Business-Projekte unter der Dachmarke „magdas“ realisiert.
Als Leitprojekt gilt das im Februar 2015 eröffnete magdas Hotel im Wiener Prater. „Es bietet Flüchtlingen mit anerkanntem Asylbescheid, die legal hier arbeiten dürfen, ein Sprungbrett und schafft ein Bewusstsein, dass sie wertvolle Arbeitskräfte sind“, sagt Gabriela Sonnleitner. "Wir zeigen vor, wie Social Business im größeren Stil funktionieren kann. Andere Organisationen und Wirtschaftsbetriebe fragen uns nun um Rat und wir teilen unsere Erfahrungen."
Ein weiteres Geschäftsfeld von "magdas" stellen zwei Großküchen dar. Sie versorgen die Seniorenhäuser der Caritas, andere Seniorenheime und künftig auch Kindergärten. Gabriela Sonnleitner: "Nicht nur das Thema Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt spielt dabei eine Rolle, sondern Küche bedeutet auch immer ein Experimentierfeld: Wie kann man eine gesunde Kost für Menschen im Alter kreieren? Das Besondere bei uns: Wir bereiten Speisen zu, die die Senioren früher gegessen haben und sie an zuhause erinnert."
Dringend gesucht: kreative Weltverbesserer
Der Mensch lebt auch vom Brot(backen)
Weitere Informationen zu Der SONNTAG, die Zeitung der Erzdiözese Wien
Datenschutzeinstellungen
Auf unserer Webseite werden Cookies verwendet für Social Media, Analyse, systemtechnische Notwendigkeiten und Sonstiges. Sie können Ihre Zustimmung später jederzeit ändern oder zurückziehen.