"Die Idee von 'einer Welt' gewinnt an Breite", sagt Gunter Schall.
"Die Idee von 'einer Welt' gewinnt an Breite", sagt Gunter Schall.
Gunter Schall, Referatsleiter "Wirtschaft & Entwicklung" der Austrian Development Agency (ADA), im SONNTAG-Interview über Innovation im Entwicklungsbereich
Welche Bedeutung haben Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit?
Gunter Schall: Die Privatwirtschaft ist nicht nur ein wichtiger Partner für die ADA, sondern auch auf internationaler Ebene hat sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich ohne den Privatsektor Entwicklungsziele nicht erreichen lassen. Man braucht ihn für Finanzierung von Projekten, aufgrund seiner Innovationskraft oder einfach weil er ein stabiler Partner vor Ort ist, der Arbeitsplätze schafft und auch Steuergelder dort zahlt. Wir versuchen österreichische Privatunternehmen zu mobilisieren, in Entwicklungsländern nicht nur keinen Schaden anzurichten, sondern tatsächlich positive Wirkungen zu entfalten. In den Partnerländern arbeiten wir mit dem Privatsektor zusammen, um diesen zu stabilisieren.
Die Austrian Development Agency hat zu einer Social Entrepreneurship Challenge aufgerufen. Warum?
Gunter Schall: Wir haben gesehen, es gibt innerhalb dieser großen Menge, zu der wir Wirtschaft sagen, Akteure, deren Motivation für das unternehmerische Tätigwerden das Lösen eines gesellschaftlichen Problems ist. Solche Sozialunternehmer sind für uns besonders interessant. Wir haben erkannt, dass diese hoch motivierten und innovativen Unternehmertypen unglaublich viele Leistungen in unseren Partnerländern bringen können.
Welche Erfahrungen haben Sie bei diesem Wettbewerb gemacht?
Gunter Schall: Es bedeutet eine wirkliche Befruchtung für unsere Arbeit, weil viele neue Gedanken auf uns zugekommen sind. Das Spannende ist, dass klassische Partner wie die Caritas oder Licht für die Welt in den Dialog mit Social Entrepreneuren getreten sind und das Thema für sich entdeckt haben. Und wir können mit jungen innovativen Unternehmen zusammenarbeiten und frische Ideen aufgreifen.
Wie können Synergien zwischen sozialem Unternehmertum und Entwicklungszusammenarbeit gefördert werden?
Gunter Schall: Das bereits in Österreich vorhandene Ökosystem hat uns als neuen Akteur herzlich aufgenommen und unser fehlendes Know-how, das wir in manchen Bereichen vielleicht in den vergangenen Jahren hatten, relativ schnell mit Nachhilfestunden auf Vordermann gebracht. Wir wollen jetzt wiederum etwas zurückgeben und unser entwicklungspolitisches Wissen in die Diskussion einspeisen. Das Schöne ist, dass die Idee von "einer Welt" zunehmend an Breite gewinnt. Man unterscheidet nicht mehr zwischen Süden und Norden, sondern alle Länder haben soziale Probleme und es geht darum, gemeinsam Methoden zu entwickeln, wie man diese lösen kann.
Es braucht mehr als bloße Ideen
Der Mensch lebt auch vom Brot(backen)
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