Valerie Mühlenburg musste erst lernen, wie man Kaffee richtig zubereitet.
Valerie Mühlenburg musste erst lernen, wie man Kaffee richtig zubereitet.
Sozialunternehmerin Valerie Mühlenburg erzählt im SONNTAG-Interview, wie sie mit dem Café "The Connection" in Wien-Alsergrund jungen Migranten den Berufseinstieg erleichtert.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Projekt "The Connection" zu gründen?
Valerie Mühlenburg: Ich wollte einen Ort schaffen, wo junge Migranten arbeiten, gleichzeitig das, was sie lernen, umsetzen und in Kontakt mit Menschen treten können. Deshalb entstand das Kaffeehaus. Von Anbeginn war es wichtig, dass es nicht nur ein klassischer Verein ist, bei dem wir abhängig von Spenden und vom guten Willen anderer Menschen sind. Durch den Cafébetrieb haben wir Einnahmen, können die Jugendlichen bezahlen und einen Teil des Projektes selbst finanzieren.
Das Projekt beruht auf drei Grundpfeiler. Welche sind das?
Valerie Mühlenburg: Im Café können Jugendliche mitarbeiten und üben, im realen Umfeld Deutsch zu sprechen und zu verstehen. Sie sind für alles verantwortlich: Bestellung aufnehmen, Kaffee zubereiten und am Ende abkassieren. Sie bekommen bei uns ihren ersten Job, sie lernen ihre Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer kennen. Zweitens bieten wir in der ehemaligen Ankerbrotfabrik im 10. Wiener Bezirk, in unserer "Lernfabrik", Jugendlichen vor allem Deutsch- und Bewerbungskurse, jedoch auch Finanz-, Tanz- oder Kochworkshops an. Drittens gibt es das Mentorenprogramm. Die Jugendlichen bekommen einen ehrenamtlichen Mentor zur Seite gestellt, der ihnen beim Deutschlernen hilft und bei Behördengängen, Wohnungs- oder Jobsuche Unterstützung gibt.
Welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Jahren gemacht?
Valerie Mühlenburg: Wenn man ein solches Unternehmen startet, trägt man die Verantwortung für alles Mögliche, vom Kaffeekochen über Buchhaltung und Einkauf bis hin zur Sozialarbeit mit den Jugendlichen. Ich habe viel zu tun, aber die Arbeit macht Freude und hat einen Sinn. Es ist wichtig an junge Menschen zu glauben, ihnen eine Aufgabe zu geben und sie zu unterstützen. Oft brauchen sie nur einen Anstupser.
Was heißt es, ein Unternehmen mit einem speziellen Auftrag zu führen?
Valerie Mühlenburg: Gewinn bedeutet für mich, wenn möglichst viele Jugendliche von unserem Angebot profitieren können. Manchmal mache ich vom Profit mehr Abstriche, um sozial mehr zu erreichen, weil das mein höheres Ziel ist. Die Jugendlichen sollen das Gefühl haben, dass es ihr Lokal ist und sie die eigentlichen Gastgeber sind und nicht ich. Es ist nur möglich, weil das Café überschaubar ist und sie sich das zutrauen können.
Welchen Rat geben Sie an Menschen, die Sozialunternehmer werden wollen?
Valerie Mühlenburg: Einfach darüber reden, um zu Kontakten zu kommen, sich trauen, auf Menschen zuzugehen und um Hilfe zu bitten. Diese sind sehr offen, weil sie bewundern, dass man etwas Soziales machen will. Sie wollen die Idee unterstützen, sind aber sehr zufrieden, dass man ein Unternehmen gründet, Geld verdienen möchte und in einem Monat nicht nach neuem Geld fragt.
Verein the CONNECTION
Café: Garnisongasse 11/I, 1090 Wien
Lernfabrik: Absberggasse 27, Stiege 9, 1.Stock, 1100 Wien
Tel.: +43 (0)664 414 75 45
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