Papst Franziskus hat zum Auftakt seines Besuchs in Armenien am Freitag, 24. Juni 2016 in der Patriarchats-Kathedrale von Etschmiadzin einen eindringlichen Appell an die Christen in der Region zum Einsatz für Versöhnung gerichtet.
Papst Franziskus hat zum Auftakt seines Besuchs in Armenien am Freitag, 24. Juni 2016 in der Patriarchats-Kathedrale von Etschmiadzin einen eindringlichen Appell an die Christen in der Region zum Einsatz für Versöhnung gerichtet.
Glaube muss "immer neue Wege der Versöhnung zwischen den Nationen, den Kulturen und den Religionen öffnen".
Papst Franziskus hat zum Auftakt seines Besuchs in Armenien am Freitag, 24. Juni 2016 in der Patriarchats-Kathedrale von Etschmiadzin einen eindringlichen Appell an die Christen in der Region zum Einsatz für Versöhnung gerichtet. Die Welt bedürfe dringend eines überzeugendes Zeugnis dafür, "dass Christus lebt und wirkt und fähig ist, immer neue Wege der Versöhnung zwischen den Nationen, den Kulturen und den Religionen zu öffnen. So wird bestätigt und glaubwürdig gemacht, dass Gott Liebe und Barmherzigkeit ist", betonte er.
Franziskus landete um 13 Uhr in Jerewan zum dreitägigen Besuch in Armenien, wo er nach eigenem Bekunden zu Frieden und Versöhnung in der konfliktreichen Region aufrufen wolle. Er komme als "Bote des Friedens", um "alle Bemühungen auf dem Weg des Friedens zu unterstützen" und "Schritte auf dem Pfad der Versöhnung zu begleiten", sagte er in einer am TV-Botschaft an die Armenier.
Auf dem Flughafen der Hauptstadt Jerewan wurde der Papst von Präsident Serzh Sargsjan mit militärischen Ehren empfangen. Gekommen waren auch das Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche und der Patriarch der armenisch-katholischen Kirche, Katholikos Karekin II. und Gregoire Pierre XX. Ghabroyan.
Anschließend begab sich der Papst gemeinsam mit dem Katholikos zu einem ökumenischen Gebet in die armenisch-apostolische Kathedrale von Etschmiadzin. In seiner Ansprache dankte Karekin dem Papst für die Messe im Petersdom im April 2015: "Unser Volk erinnert sich mit Dankbarkeit für Ihre feierliche Messe in Erinnerung an die Opfer des Genozids in der Basilika St. Peter, mit der historischen Predigt, in der Sie den Völkermord verurteilt haben", so der Katholikos-Patriarch.
"Wir richten jetzt unser Gebet für die Anliegen der Stabilität und des Wohlergehens der heiligen Kirche Christi, für die Verbreitung des Geistes der Liebe und Barmherzigkeit unseres Herrn, um in der Welt Solidarität und Frieden zu stärken. Wir rufen den Herrn an, Eure Heiligkeit zu unterstützen, und wünschen Ihnen ein langes Pontifikat und Gesundheit, im Interesse des Gedeihens der römisch-katholischen Kirche und zum Trost der Gläubigen. Willkommen im biblischen Land Armenien!", sagte Karekin weiter.
Papst Franziskus sagte in seiner Antwort, die von Spaltungen und Konflikten gezeichnete Welt "erwartet von den Christen ein Zeugnis gegenseitiger Achtung und brüderlicher Zusammenarbeit". Nötig sei das "geduldige und immer neue Engagement auf die volle Einheit hin".
Der Papst rief in der Kathedrale zu einer "Intensivierung der gemeinsamen Initiativen" unter "unter allen Jüngern des Herrn" für das Gemeinwohl auf. Solche Schritte könnten ein "helles Licht in dunkler Nacht" sein und ein Appell, "auch die Verschiedenheiten in Liebe und gegenseitigem Verständnis zu leben", sagte Franziskus weiter. Der ökumenische Geist verhindere zudem eine Instrumentalisierung und Manipulierung des Glaubens. Dieser verpflichte dazu, die "echten Wurzeln des Glaubens wiederzuentdecken" und "in der Achtung gegenüber der Würde eines jeden Menschen die Wahrheit zu verkünden, zu verteidigen und zu propagieren". Dies sollte auf eine Art geschehen, "die die Gegenwart jener Liebe und jenes Heiles durchscheinen lässt, die man verbreiten möchte".
Franziskus würdigte zugleich die konkreten Fortschritte im Dialog zwischen der armenisch-apostolischen und der armenisch-katholischen Kirche in den vergangenen Jahrzehnten. Zugleich bekundete der Papst seine hohe Wertschätzung für die armenisch-apostolische Kirche. "Ich verneige mich vor der Barmherzigkeit des Herrn, dessen Wille es war, dass Armenien die erste Nation werden sollte, die - bereits im Jahr 301 - das Christentum als ihre Religion annahm: in einer Zeit, als im Römischen Reich noch die Verfolgungen wüteten", so Franziskus.
Am Nachmittag österreichischer Zeit war auch ein Höflichkeitsbesuch bei Präsident Serzh Sarsjan in Jerewan vorgesehen. Danach will Franziskus eine Grundsatzrede vor Politikern, Diplomaten und Spitzenvertretern aus Gesellschaft und Wirtschaft halten. Der Besuch von Franziskus ist erst der zweite eines Papstes überhaupt in Armenien, das als ältestes christliches Land der Welt gilt. Die Bevölkerung gehört zu über 90 Prozent der seit 1.700 Jahren eigenständigen armenisch-apostolischen Kirche an.