Alle laufen, aber nur einer gewinnt den Siegespreis. Als Olympiaseelsorger vermittelt P. Johannes Paul Chavanne den Sportlern, dass für Gott der Letzte genauso zählt.
Alle laufen, aber nur einer gewinnt den Siegespreis. Als Olympiaseelsorger vermittelt P. Johannes Paul Chavanne den Sportlern, dass für Gott der Letzte genauso zählt.
Glaube und Sport im Gespräch; Folge 4:
Was macht ein Priester bei den Olympischen Spielen?
Vom 5. bis 21. August werden in Rio de Janeiro in Brasilien die Olympischen Spiele stattfinden und dann vom 7. bis 18. September die Paralympischen Spiele für Athleten mit Handicap.
Ich werde als Priester und Seelsorger mit dabei sein. Das wird mein zweiter Einsatz als Olympia- und Paralympic-Seelsorger nach den Winterspielen in Sotschi.
Eine spannende Herausforderung, auf die ich mich schon sehr freue.
Derzeit laufen die Vorbereitungen. Die Sportler und Sportlerinnen trainieren intensiv, geht es ja für die meisten vor allem auch noch darum, die notwendigen Qualifikationen zu schaffen, um in den Kader aufgenommen zu werden.
Oft wird mir die Frage gestellt, was ein Priester denn überhaupt bei sportlichen Großveranstaltungen, wie es Olympische oder Paralympische Spiele sind, macht.
Meine einfache Antwort ist die: Das, was ein Priester auch sonst macht.
Da sein, zuhören, mit den Menschen sprechen, die heilige Messe feiern und dazu einladen, auch bereit sein, wenn jemand zur Beichte möchte, die Menschen segnen, für das Evangelium Zeugnis geben, etc. (Dass auch eine Krankensalbung zu spenden ist, hofft man natürlich bei Olympischen Spielen nicht, aber denkbar ist es. Man denke nur an eine Verletzung, die sich möglicherweise jemand zuzieht.)
Ganz einfach gesagt: Man ist von Gott her für die Menschen da. Man ist Seel-Sorger. Gerade für Sportler ist es wichtig, dass Seele und Leib in einem guten Verhältnis zu einander stehen. Da gehört eben auch der Bereich des Religiösen und des Geistlich-Spirituellen dazu.
Natürlich ist all das besonders von der Atmosphäre geprägt, die bei Olympischen Spielen herrscht: Es geht meist um Spitzensportler, mit denen man zu tun hat, auch um deren Betreuer oder Familienangehörige. Und es ist eingebettet in ein großes internationales Fest, zu dem Tausende kommen und das im Fokus der großen Weltöffentlichkeit steht.
Immer wieder bitten mich Sportler, bei ihren Wettkämpfen dabei zu sein. Ich gebe ihnen dann gerne vor dem entscheidenden Bewerb ein kleines gesegnetes Kreuz, von denen ich immer einige mitnehme, und sage ihnen, dass ich ihnen den Segen gebe, damit alles gut geht und sie ihre beste Leistung bringen können. Viele freut das sehr und manche sagen, dass sie sich dann beim Wettkampf sicherer und besser fühlen.
Entscheidend ist es für mich, dass ich den Sportlerinnen und Sportlern vermitteln kann, dass ihr Wert nicht einfach nur von ihrer sportlichen Leistung abhängt. Abgesehen davon, dass eine Teilnahme bei Olympischen Spielen schon an sich eine großartige sportliche Leistung darstellt.
Mir fällt in diesem Zusammenhang immer wieder dieses Wort Jesu ein – ich habe es schon vielen Sportlern gesagt: „Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.“ (Lk 13,30)
Der Zisterziensermönch P. Johannes Paul Chavanne vom Stift Heiligenkreuz begleitet nach den Winterspielen in Sotschi heuer im Sommer zum zweiten Mal das österreichische Olympiateam.
So sehr man sich natürlich über eine Medaille freut: Vor Gott zählt der Erste genauso viel wie der Letzte.
Es gibt noch andere Maßstäbe als die der sportlichen Leistung. Und dass das nicht vergessen wird, ist vielleicht eines der Dinge, auf die man als Seelsorger aufmerksam machen kann.
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