"Afrika ist ein Kontinent, wo wir durch unsere Kredite wirtschaftliche Tätigkeit noch anregen können und müssen", sagt Florian Grohs.
"Afrika ist ein Kontinent, wo wir durch unsere Kredite wirtschaftliche Tätigkeit noch anregen können und müssen", sagt Florian Grohs.
Die Mikrokreditorganisation Oikocredit fördert das nachhaltige Wachstum afrikanischer Unternehmen, auch in der Nahrungsmittelproduktion.
Die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit, die seit den 1970er Jahren in Afrika aktiv ist, tätigt in den letzten Jahren verstärkt Investitionen auf diesem Kontinent. 2015 hat sie ungefähr 54 Millionen Euro mehr als im Jahr 2014 investiert, das Kreditvolumen ist von 104 auf 158,1 Millionen gestiegen. "Wir sind sehr stolz darauf und finden dies enorm wichtig. Denn das ist ein Kontinent, wo wir durch unsere Kredite wirtschaftliche Tätigkeit noch anregen können und müssen", sagt Florian Grohs, der bei Oikocredit für die Kreditvergabe an Partnerorganisationen und Unternehmen in Entwicklungsländern verantwortlich ist.
Grohs sieht die richtige Lösung, um Migration von Afrika nach Europa zu verhindern, darin, mehr Arbeitsplätze in den dortigen Ländern zu schaffen, damit die Menschen lokal genug Einkommen haben, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. "Das kann eigentlich nur geschehen, indem man eher klein- und mittelständische Unternehmen fördert. Wie in Deutschland oder Österreich sind sie das Rückgrat der Wirtschaft." Afrika habe sehr viel Potential, aber man dürfe die vielen Risiken nicht unterschätzen. "Gerade im Bereich von kleinen und mittleren Unternehmen gibt es oft auch solche, die scheitern, weil die Infrastruktur nicht funktioniert, das Internet zusammenbricht oder die Konkurrenz aus China auf einmal doch zu groß wird. Uns ist es ein besonderes Anliegen, mit Beratungstätigkeit die Unternehmen zu unterstützen, bei denen wir denken, dass sie es auf dem Markt schaffen werden und gleichzeitig mit dem Unternehmensziel viele arme Menschen profitieren lassen, die sonst keine Chance hätten."
Als Beispiel nennt Florian Grohs die Firma "Greenforest Foods" in Kenia, die Honig von kenianischen Bauern aufkauft. "Aufgrund unserer Investitionen war es ihr möglich, Plastikgefäße zu erwerben, in denen der Honig gefüllt wird. Mit der nun sehr schönen Verpackung gelang es, Supermarktregale zu bestücken und höhere Erlöse zu erzielen. Das kommt wiederum den Bauern zugute, die sich mehr Bienenvölker kaufen und mehr Honig produzieren können. Damit wächst die lokale Wirtschaft", so Grohs.
Oikocredit unterstützt sehr viele Landwirte, die rein nach ökologischen Richtlinien produzieren, „aber auch Betriebe, für die nach deren Auffassung die biologische Landwirtschaft nicht passt. Wir denken, dass eine Unterstützung unsererseits trotzdem sehr zur Förderung der regionalen Struktur beiträgt“.
In Sambia hat sich Oikocredit am Eigenkapital des Unternehmens "Yalelo" beteiligt, das die Fischart Tilapia im Kariba-See, einem großen Stausee, züchtet. "Das Schöne daran ist, dass es dadurch den Import von tiefgefrorenem Fisch, der meist von chinesischen Unternehmen ins Land kam, zurückdrängen kann", berichtet der Mitarbeiter von Oikocredit.
"Dadurch, dass der Markt durch den im eigenen Land produzierten Fisch wieder erobert wird, entstehen auf einmal sehr viele Restaurants. Sie bieten frischen Fisch zu bezahlbaren Preisen an, weil er doch wesentlich günstiger ist als der importierte", sagt Florian Grohs. "Auf diese Weise entwickeln sich neue Jobs. Und eine alte Tradition in Sambia lebt wieder auf: Fisch wird wieder Teil der Ernährung der Menschen."
In Sambia spielt der Tilapia-Fisch in der Ernährung traditionell eine wichtige Rolle. Das Aquakultur-Unternehmen "Yalelo" hat gute Chancen, die enorme Nachfrage nach einheimischem Fisch zu befriedigen.
Die Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit, die 1975 gegründet wurde und seit 1990 in Österreich vertreten ist, wurde zu einer der größten privaten Finanzierungsquellen im Bereich von Mikrokrediten. Sie stellt über zwischengeschaltete Mikrofinanzinstitutionen in Entwicklungsländern Kredite für Kleinunternehmen bereit. An Handelsgenossenschaften, Fairhandelsorganisationen und kleine und mittlere Unternehmen werden direkt Kredite vergeben oder Firmenanteile erworben.
Ihren Anlegern bietet Oikocredit einen dreifachen – finanziellen, ökologischen und sozialen – Gewinn. Sie erhalten nicht nur einen bescheidenen finanziellen Ertrag, sondern können auch sicher sein, dass ihr Geld verwendet wird, um die Armut zu bekämpfen, den Fairen Handel zu unterstützen und die natürlichen Ressourcen des Planeten zu bewahren.
Mehr Infos: www.oikocredit.at
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien