Die Schule, die sich in einem Teil eines Einkaufszentrums Kairo befindet besuchte Caritaspräsident Michael Landau.
Die Schule, die sich in einem Teil eines Einkaufszentrums Kairo befindet besuchte Caritaspräsident Michael Landau.
Caritas unterstützt in Kairo Schule, die syrische Flüchtlinge selbst ins Leben riefen.
Eine halbfertiges Einkaufszentrum in der "6th of October City", einem Außenbezirk von Kairo. In diesen Stadtteil hat es tausende syrische Flüchtlingsfamilien verschlagen, die in Ägypten Aufnahme fanden. Im Erdgeschoss des Einkaufszentrums gibt es einige Geschäfte, im ersten Stock haben die syrischen Flüchtlinge die leerstehenden Räumlichkeiten in eine Schule verwandelt. Die Behörden dulden die selbst gegründete Schule.
Die syrischen Flüchtlingskinder sind zwar offiziell in einer ägyptischen Schule eingeschrieben, legen dort aber nur ihre Prüfungen ab. Der Unterricht erfolgt in der eigenen Schule im Einkaufszentrum, wie deren Direktor Amir Shahla erklärt. Rund 700 Kinder würden die Schule besuchen, erzählt Shahla nicht ohne Stolz. Eine zweite derartige Schule gibt es in Alexandria mit 300 Schülern. Insgesamt würden 100 syrische Lehrer und weitere Mitarbeiter beschäftigt.
Dem Unterricht in öffentlichen ägyptischen Schulen zu folgen ist für syrische Flüchtlingskinder sehr schwer. Viele hätten wegen des Krieges und der Flucht oft viele Monate, ja sogar Jahre, gar keine Schule besucht. Fast alle seien auch in der einen oder anderen Art traumatisiert, und zudem sei der syrische Dialekt des Arabischen ein anderer als in Ägypten, was zu Verständigungsproblemen führe, sagt Direktor Shahla. Ganz abgesehen davon fühlten sich die Syrer in Ägypten zunehmend unwohl und nicht mehr so willkommen wie noch vor einigen Jahren, als der Krieg in Syrien ausgebrochen war. Die syrischen Lehrer an seiner Schule wüssten jedenfalls um all diese Probleme ihrer Schützlinge und könnten viel besser darauf eingehen, betont der Direktor.
Das Schulgeld ist sehr gering, sonst könnten es sich die Eltern der Flüchtlingskinder auch gar nicht leisten. "Und wer gar nichts zahlen kann, dessen Kind nehmen wir trotzdem auf", sagt Shahla. Unterstützt wird die Schule von der Hilfsorganisation "StARS" (St. Andrews Refugee Services"), die wiederum von der Caritas Österreich mitfinanziert wird.
Deshalb hat Caritas-Präsident Michael Landau Ende September 2016 der Schule einen Besuch abgestattet. Von der Vorschule bis zum Alter von etwa 18 Jahren werden die Kinder und Jugendlichen in insgesamt 17 Klassen unterrichtet. Neben dem normalen Schulunterricht bemühe sich die Schule auch noch um Freizeitaktivitäten und zusätzliche Angebote für die Eltern, erzählt Direktor Shahla.
Als Michael Landau die Schule besucht, wird gerade ein Kurs über Kindererziehung angeboten. Rund 25 syrische Frauen haben sich in der Aula versammelt und lauschen den Ausführungen der Vortragenden. Dabei wird über einzelne Fragen auch heftig debattiert.
Für den Gast aus Österreich haben die syrischen Kinder einen Tanz einstudiert. Und als danach der sechsjährige Riad ein Lied über seine Heimat Syrien zum besten gibt, wird es ganz still im Saal. Die Augen der Mütter, aber auch der anwesenden Männer füllen sich mit Tränen. Auch ohne ein Wort Arabisch zu verstehen wird klar, "dass niemand freiwillig und gerne seine Heimat verlässt", zeigt sich Michael Landau sichtlich bewegt. Und Direktor Shahla bestätigt: "Alle hier würden nach Syrien zurückkehren, wenn es Frieden gibt."
Doch bei nüchterner Betrachtung des Konflikts wird das wohl in naher Zukunft sicher nicht der Fall sein. Die syrischen Flüchtlinge in Ägypten müssen sich auf eine lange Zeit fern der Heimat einstellen. Und Direktor Shahla möchte deshalb auch seine Schule ausbauen, damit er noch mehr Kinder aufnehmen kann. Denn eines sei klar, sagt Shahla: Ohne Schulbildung hätten die syrischen Kinder überhaupt keine Chance auf ein künftig besseres Leben. Die Caritas will Direktor Shahla und seinen Kindern dabei helfen, verspricht Michael Landau.
Die Hilfe für Flüchtlinge in Ägypten ist Teil der derzeit noch laufenden Hungerkampagne ("Augustsammlung") der Caritas.
Spenden:
PSK,
IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004,
Kennwort: Hungerhilfe,
Infos: www.caritas.at/hunger