Die Laternen gehören zum Fest St. Martin einfach dazu. Außerdem können die Kinder beim Basteln all das umsetzen, was sie bereits können.
Die Laternen gehören zum Fest St. Martin einfach dazu. Außerdem können die Kinder beim Basteln all das umsetzen, was sie bereits können.
St. Nikolausstiftung, im Interview mit dem "SONNTAG". Warum Feste, wie das des hl. Martin oder des hl. Nikolaus das Leben unserer Kinder bereichern. Susanna Haas, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung.
Konzentriert ist die Atmosphäre im Kindergarten Breitensee im 14. Wiener Gemeindebezirk. Mit leuchtenden Augen und rotglühenden Wangen sitzen die Kinder an den Tischen und basteln mit Feuereifer an ihren Laternen für St. Martin. Es wird gemalt, geklebt, gekleistert und viel gelacht. „In unserem Kindergarten findet die Vorbereitung auf ein Fest sozusagen mit allen Sinnen statt“, sagt Evelyn Wachter, die Leiterin des Kindergartens. „Ganzheitliche Festvorbereitung“ heißt das mit dem Fachbegriff und ist eine wichtige Grundlage jedes Festes.
„Das Laternenbasteln gehört bei St. Martin selbstverständlich dazu. Hier kommen erworbene Fertigkeiten zum Tragen, die dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Genauso ist es beim Erlernen der Lieder, bei der Zubereitung des Essens oder der Gestaltung des Raumes.“
Gerade in den Kindergärten der St. Nikolausstiftung, die in Wien rund 6.000 Kinder betreut, ist die Vermittlung religiöser Feste und religiösen Wissens elementarer Bestandteil des Bildungsalltags. „Religion wird bei Festen wie St. Martin erlebbar“, sagt Susanna Haas, die pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung: „Bei Festen wie St. Martin können wir Religion sozusagen in den Alltag der Kinder übersetzen; ihnen zeigen, was katholischer Glaube ist, was er vermag und auch, was er für ihr Leben bedeuten kann. Probleme wie Armut und soziale Ausgrenzung genauso wie Werte wie Mitgefühl und Solidarität werde durch die Lebensgeschichten Heiliger auch für die Kleinsten verstehbar.“
Wer war der hl. Martin? Wie hat er gelebt? Was war ihm wichtig? Wie können wir heute für unsere Mitmenschen da sein, so wie der hl. Martin? Das sind Fragen, mit denen sich Kindergartenkinder, angeleitet von den Pädagoginnen und Pädagogen, gerne und auch sehr intensiv auseinandersetzen.
Angst, dass den Kindern bei den Festen etwas aufgezwungen wird, müssten die Eltern dabei nicht haben. „Für die Kinder ist jedes Fest eine Bereicherung. Sie erleben es als schönen Moment, als etwas, das den Alltag in angenehmer Art und Weise unterbricht und genießen es auch“, so Susanna Haas: „Und: Wir sagen den Kindern nicht, was sie glauben sollen. Glauben ist nicht vermittelbar, sondern wird eben durch Rituale und Feste erlebbar gemacht.“
Und die Feste jener Kinder, die anderen Religionen angehören? Schließlich stehen die Kindergärten der Nikolausstiftung Kindern, die einer anderen Glaubensgemeinschaft angehören, offen. „Nun, im Kindergarten werden die meisten Mädchen und Buben zum ersten Mal mit verschiedenen Kulturen und Religionen konfrontiert“, sagt Susanna Haas: „Somit kommt dem Kindergarten – als erste Bildungseinrichtung – eine wichtige Bedeutung zu und es gibt die große Chance, Offenheit und Respekt im Umgang miteinander zu üben und zu lernen.“ In der Praxis bedeute das, dass Feste anderer Religionen durchwegs Thema sein können – „etwa, wenn ein muslimisches Kind im Kindergarten erzählt, welches Fest es gerade zu Hause gefeiert hat“, so Susanna Haas. „Dieses Thema kann aufgegriffen werden, indem z.B. ein Familienmitglied in den Kindergarten eingeladen wird, um über das Fest zu erzählen. Aktiv können Pädagoginnen und Pädagogen das Fest nicht gestalten, da es nicht authentisch wäre. Wichtig ist, dass das jeweilige Kind in seiner Lebenswelt anerkannt wird.“
St. Martin bleibe damit in den Kindergärten der St. Nikolausstiftung auch St. Martin und sei nicht „nur“ ein Laternenfest, Halloween hingegen ist nur Randthema und Ostern bleibt das Fest der Auferstehung und nicht das des Osterhasen.
In der Kritik stand in den vergangenen Jahren immer wieder die Feierpraxis rund um den Nikolaus. Sei es wirklich zeitgemäß, so die Frage, den Heiligen aus Myra in die Kindergärten einzuladen? Sei der berühmte Bischof nicht mehr angsteinflößend als gütig? „Wenn man es richtig anlegt, wenn das Fest vom Wirken des Heiligen geprägt ist, ist Nikolaus ein großartiges und wichtiges Fest im Kindergarten“, so Susanna Haas: „Voll von Fröhlichkeit und Freude.“
In den Kindergärten der St. Nikolausstiftung ist man schon in den letzten Jahren dazu übergangen, die Feierpraxis im Hinblick auf den großen Bischof kindgerecht zu gestalten. Wenn, dann komme eine den Kindern bekannte Person in den Kindergarten und verkleide sich vor den Augen der Kinder als Nikolaus. „Unsere Erfahrung ist, dass Kinder den Nikolaus so als gut erleben und keine Angst vor ihm haben“, sagt Susanna Haas.
Das Fest verliere dadurch für die Kinder auch nicht an Zauber, der Nikolaus bleibe eine faszinierende Gestalt. „Gerade Kindergartenkinder leben in dieser Welt des magischen Denkens – Gespieltes wird im nächsten Augenblick als real empfunden. Die Person, die sich verkleidet hat, wird für die Kinder tatsächlich zum hl. Nikolaus mit allem, was dazugehört.“ Der Krampus mit seinen schweren Ketten und der Rute und auch der Nikolaus, der die Verfehlungen der Kinder aufzählt, hat in der St. Nikolausstiftung keinen Platz.“
St. Nikolaus-Kindergartenstiftung:
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien
Bunte Laternen zum Martinsfest basteln:
Ideen zum Laternenbasteln mit Kindern gibt es unzählige im Internet. Ob Käseschachtel, Luftballon (mit Pappmasché umhüllt) oder Kartonlaterne – durch den
Einsatz der neuen batteriebetriebenen LED-Lämpchen sind der Kreativität jetzt
kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass ihr Spaß beim Basteln habt.
In der Grundform wird immer das gute alte Transparent- oder „Käsepapier“ verwendet – das Licht soll ja irgendwo durchscheinen. Darüber könnt ihr dann im einfachsten Fall bunte Sterne kleben oder zeichnen.
Wer besonders geschickt ist, kann auch darum herum eine Eule, eine Gans oder einen Igel gestalten. Dabei jeweils einen braunen, weißen oder schwarzen Rahmen in Tierform ausschneiden, um das Transparentpapier herum kleben, Augen und Schnabel bzw. Nase nicht vergessen und dann mit braunen oder weißen Federn bzw. Stacheln aus Papier verzieren. Aber nur so viel, dass noch genügend Licht durchscheint.