Christoph Wellner, Musikwissenschaftler und Geschäftsführer von radio klassik Stephansdom.
Christoph Wellner, Musikwissenschaftler und Geschäftsführer von radio klassik Stephansdom.
Musiker und Institutionen organisieren immer wieder Konzerte für den guten Zweck – und das seit Jahrhunderten. Musik-Experte Christoph Wellner blickt auf die Highlights musikalischer Charity. Hintergründer in der Zeitung der Erzdiözese Wien, "Der SONNTAG".
Musik und Charity sind untrennbar miteinander verbunden. Durch gute eingängige Musik schaffen es Künstler und Institutionen immer wieder, Menschen auf Probleme aufmerksam zu machen und zum Spenden zu bewegen. Musik spricht uns alle auf emotionale Weise an. Aktuelles Beispiel ist das Benefizkonzert der Wiener Symphoniker zugunsten der Caritas Flüchtlingshilfe am 12. November um 15 Uhr in der Wiener Karlskirche.
Mit ihrem Benefizkonzert unter der Leitung von Stardirigent Manfred Honeck unterstützen die Wiener Symphoniker zum zweiten Mal die Caritas in ihrem Engagement für Flüchtlingshilfe und Integration. „Alle Beteiligten am Benefizkonzert – Caritas, Wiener Symphoniker und die Erzdiözese Wien – sind ein Garant dafür, dass das Geld, das hereinkommt, auch dort hinkommt, wo es hinkommen soll“, erklärt Christoph Wellner, Musikwissenschaftler und Geschäftsführer von radio klassik Stephansdom im Gespräch mit dem "SONNTAG".
Musik und Charity bilden seit Jahrhunderten ein starkes Paar, um Menschen zu helfen. „Mozart veranlasste, dass sein Requiem nach seinem Tod so aufgeführt wurde, dass die Einnahmen seiner Witwe Constanze zu Gute kamen“, erzählt Christoph Wellner. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts sorgte Georg Friedrich Händel dafür, dass in Dublin für das dortige Founding Hospital, das sich um Waisen- und Findelkinder kümmerte, alljährlich ein Benefizkonzert stattfand. Zur Aufführung gelangte mit großem Erfolg Händels „Messias“. Wellner: „Es taucht immer wieder die Vermutung auf: Hätte es dieses Founding Hospital nicht gegeben, hätten wir den ,Messias’ vielleicht gar nicht in dieser Form, wie wir ihn heute haben.“
Ein Blick in die Geschichte der Benefizkonzerte zeigt, dass es häufig die Virtuosen und Ausnahme-Künstler waren, die ihr Talent in den Dienst der guten Sache stellten. So spielte Paganini in Paris anlässlich einer Cholera-Epidemie ein Konzert, um den Kranken zu helfen. Auch Franz Liszt ließ es sich nicht nehmen, immer wieder Wohltätigkeitskonzerte zu geben.
In der jüngeren Geschichte sind es vor allem die großen Benefizkonzerte von Rock- und Popmusik, die Furore machten wie z. B. „Live-Aid“, das auf zwei Kontinenten gleichzeitig stattgefunden hat, in London und Philadelphia 1985. Anlass war die Hungersnot in Äthiopien. „Phil Collins ist gegen die Zeit geflogen und hat auf beiden Kontinenten gespielt für die Betroffenen der Hunger- und Dürrekatastrophe in Äthiopien“, erinnert Christoph Wellner. Nach seinem Auftritt im Wembley-Stadion flog Collins mit der Concorde nach Philadelphia und spielte dort unter anderem mit Eric Clapton. „We are the World“ (USA for Africa 1985, von Michael Jackson und Lionel Richie) und „Do they know it’s Christmas Time“ (1984, zugunsten Äthiopiens von Bob Geldof und Midge Ure) waren die ersten Musikstücke die eigens für einen guten Zweck geschrieben wurden.
Musik hat viel mit Emotion zu tun und öffnet die Herzen. „Eines der berührendsten Beispiele ist für mich das Lied ,A candle in the wind’, das Elton John für die Beerdigung von Prinzessin Diana umgetextet und gesungen hat“, sagt Wellner. Der Song wurde als Single herausgebracht und verkaufte sich weltweit 37 Millionen Mal. Es ist die erfolgreichste Single aller Zeiten. Sämtliche Erlöse wurden dem Diana Princess of Wales Memorial Fund gestiftet und kommen Notleidenden zugute.
„Musik ist immer etwas, das gut tut. Viele Projekte zeigen, dass man mit Musik viel erreichen kann. Miteinander musizieren, miteinander etwas Kreatives schaffen, daran arbeiten, dass aus dem Chaos ein wunderschönes Ganzes wird – das ist sozial das Ideale“, betont Wellner.
Benefizkonzert der Wiener Symphoniker zugunsten der Caritas Flüchtlingshilfe
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Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien